NABU Hamburg fordert Erhalt des „Wilden Waldes“ in Wilhelmsburg

Waldrodung für den Wohnungsbau schadet dem Klima gleich doppelt

Der Wilde Wald. Blick vom Aßmannkanal auf den Ernst-August-Kanal. Ganz vorne Büsche, dahinter Gewässer, dahinter hohe Bäume vor blassblauem Himmel.
Der Wilde Wald im Frühjar 2023, Foto: WIR.

Die Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, der der NABU angehört, reicht heute im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange eine Stellungnahme zum B-Plan Entwurf Wilhelmsburg 102 ein. Der Bebauungsplan sieht die Rodung von über acht Hektar geschützter Waldflächen am Ernst-August-Kanal vor. Der seit der Sturmflut 1962 aufgewachsene Wald bietet im dicht besiedelten Reiherstiegviertel einen unersetzbaren Rückzugsort für Mensch und Natur. Der NABU Hamburg lehnt die mit der geplanten Bebauung einhergehende Waldrodung ab.

„In Zeiten von Klimakrise und Biodiversitätsschwund ist es generell unverantwortlich und unzeitgemäß, Wälder als Kohlenstoffsenken und vielfältige Lebensräume zu Gunsten von Wohnungsbau- oder Infrastrukturvorhaben in Anspruch zu nehmen.

Die rot-grüne Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass bis 2025 in jedem Bezirk mindestens eine neue Waldfläche entstehen soll, findet dafür aber nirgendwo geeignete Flächen. In Wilhelmsburg sollen jetzt gleich acht Hektar gerodet werden. Das ist vollkommen absurd und hat wenig mit umsichtiger und nachhaltiger Stadtentwicklungspolitik zu tun“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

Im Sinne des Klimaschutzes ist das Vorhaben gleich doppelt schädlich: Während die vielen Bäume für die Kompensation von CO2 wegfallen, ist der Bau von Wohnungen durch die sogenannte „graue Energie“ gleichzeitig sehr emissionsintensiv. Graue Energie beschreibt die Energiemenge, die für die Gewinnung, den Transport und die Verarbeitung von Rohstoffen notwendig ist. Sie ist die in Gebäuden gebündelte Energie, die für den Bau, die Herstellung und den Transport aufgewendet wurde und wird gegenwärtig noch nicht in die Klimabilanz der Hansestadt eingerechnet.

„In einem stark verdichteten Stadtteil wie Wilhelmsburg braucht es natürliche Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen. Das Waldstück ist die letzte naturnahe Fläche im Wilhelmsburger Norden. Ein natürlich aufgewachsener Wald ist zudem, ganz anders als eine Parkanlage oder Straßenbegleitgrün, ein wichtiger Lernort für Kinder, die in einem stark überformten und verdichteten Stadtteil sonst kaum Möglichkeiten haben, mit Natur in Berührung zu kommen“, sagt Frederik Schawaller, aus dem Leitungsteam der ehrenamtlichen NABU-Gruppe Süd.

Der NABU ist mit über 29.000 Mitgliedern Hamburgs größter Umweltverband. Mit praktischem Naturschutz, politischem Druck und Umweltbildung sorgen NABU-Aktive überwiegend ehrenamtlich dafür, dass Hamburg grün und lebenswert bleibt. Weitere Informationen und Mitmachangebote unter www.NABU-Hamburg.de.

Update: Stellungnahme des Botanischen Verein zu Hamburg e. V.

Der Botanische Verein zu Hamburg e. V. ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Hamburg und beteiligt sich im Rahmen der Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange im B-Plan-Verfahren, „Wilhelmsburg 102“. Nachfolgend finden Sie den Link zu einer sehr ausführlichen Pressemitteilung zum notwendigen Erhalt des WiWa:

https://www.botanischerverein.de/aktuelles/wilder-wald-wilhelmsburg-pressemitteilung-des-botanischen-vereins-sowie-mitglieder-des-bot-vereins-zum-thema-wilder-wald

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