Nicht bloß das Hin-und-Her der Schulsituation zu Lockdownzeiten ist für Kinder verwirrend und anstrengend. Was ist mit der freien Zeit am Nachmittag? Wenn Freunde-treffen und Sportvereine keine Optionen mehr sind? Wer hat Antworten auf solche Fragen?
WIR haben Kenan Alimci, der das Spielhaus Rotenhäuser Feld seit 2005 leitet, getroffen und nachgefragt, wie das Spielhaus es schafft, trotz Lockdown ein Nachmittagsangebot zu bieten und damit ein Lichtblick für viele Kinder und Familien zu sein.
Obwohl es recht kalt und windig war an diesem Donnerstagnachmittag, waren viele Kinder auf Spielfahrzeugen unterwegs, spielten fröhlich vor dem geschlossenen Spielhaus.
WIR: Ist es immer so voll?
Kenan: Das ist noch gar nichts! Heute ist das Wetter schlecht. Bei Sonnenschein, wie gestern zum Beispiel, kann es vorkommen, dass bis zu 50 oder 60 Kinder hierher kommen und Spiele und Geräte ausleihen – inklusive Eltern und jüngeren Geschwistern!
WIR: Also wird das „Corona-Angebot“ gut angenommen?
Kenan: Ja, auf jeden Fall. Je nach Einrichtung und Kapazität können die Angebote in den Spiel-und Jugendhäusern natürlich variieren. Wir haben uns für den Verleih von Büchern, Spielen und Fahrzeugen entschieden. Das ist für uns am besten umsetzbar. Rein dürfen die Kinder allerdings nur, wenn sie auf die Toilette möchten oder wenn das Wetter ganz schlecht ist. Aber auch dann nur begrenzt. Manchmal basteln wir draußen, wenn das Wetter schön ist.
WIR: Was hat sich denn seit dem Lockdown geändert?
Kenan: Nun, im Gegensatz zu Schulen und Kitas hatten alle Einrichtungen der offenen Kinder-und Jugendarbeit den Auftrag, durchgängig geöffnet zu bleiben und Angebote zu machen. Also auch wir. Nur den BAUI (Bauspielplatz) mussten wir schließen. Da hat das Hygienekonzept nicht funktioniert. Es müssen bereits jetzt, nach jeder Benutzung alle Geräte desinfiziert werden. Bei 50 bis 60 Kindern pro Tag ist das ganz schön viel Arbeit. Manchmal bieten wir auch noch kleine Snacks an. Viele Kinder kommen direkt nach der Schule her und wir können momentan nicht gemeinsam kochen. Aber wir haben wie immer von 15 bis 18 Uhr unter der Woche geöffnet. Jetzt auch für Kinder ab drei Jahren. Sonst lag das Alter zwischen 6 und 14. Ab sieben Jahren müssen die Kinder Masken tragen. Das ist natürlich für alle ungewohnt.
WIR: Kommen denn die gleichen Kinder wie sonst auch?
Kenan: Tatsächlich haben wir ganz viele neue Gesichter hier. Viele kommen jetzt mit ihren Eltern, um Spiele und Bücher für Zuhause auszuleihen. Denn für die Ausleihe müssen die Kinder einen unterschriebenen Zettel der Eltern vorzeigen. So kommen die meisten nun einfach mit.
WIR: Im Sommer wird das Spielhaus ja 60 Jahre alt und feiert Jubiläum. Was wird damit?
Kenan: Nichts. (lacht). Wir haben nichts geplant. Eigentlich sollte es ein großes Fest geben, auch mit ehemaligen Spielhauskindern und Mitarbeiter:innen. Aber es sieht nicht so aus, als würde es diesen Sommer möglich sein. Und das neue Angebot nimmt tatsächlich viel Zeit in Anspruch.
WIR: Und wie siehst du die Zukunft für das Spielhaus? Hast du Ziele oder Wünsche?
Kenan: Natürlich, dass diese Situation ganz schnell vorbei ist, die Kinder wieder ins Spielhaus können, wir Partys feiern und Ausflüge machen können! Wieder gemeinsam kochen und herumalbern. Auch der Kontakt fehlt. Wenn dir die Kinder sonst ein High-Five geben oder dir in die Arme laufen und das nun alles fehlt, tut das ein bisschen weh. Zurück zur „Normalität“, das wäre schön. Und natürlich wieder auf dem BAUI zu können! An den Hütten werkeln, bei Stockbrot am Lagerfeuer sitzen. Das fehlt gerade total. Aber geplant haben wir dennoch was Neues. Es soll ein Eltern-Kind-Angebot am Vormittag für jüngere Kinder geben. Natürlich erst nach dem Lockdown. Aber wir haben dafür schon viele Ideen!