Zwangsarbeit war nicht unsichtbar

Vom 11. bis 30. September 2024 wird vor der Honigfabrik die Ausstellung „Orte der Zwangsarbeit in Hamburg” gezeigt – eine Gemeinschaftsausstellung der Hamburger Geschichtswerkstätten

Altes Schwarz-Weiss-Foto: Frauen mit Kopftüchern und Arbeitsschürzen halten Schaufeln in den Händen.
In der Ausstellung erfahren die Betrachtenden persönliche Lebensgeschichten von Zwangsarbeiter*innen, die nach ­Hamburg kamen.
Foto: Geschichtswerkstätten Hamburg

Am 11. September wurde die Ausstellung „Orte der Zwangsarbeit in Hamburg” in der Honigfabrik mit dem Film „Bis die Gestapo kam … Das ‚Chinesenviertel‘ in St. Pauli“ eröffnet.

Während des Zweiten Weltkriegs leisteten bis zu 500.000 Menschen für Hamburger Betriebe und staatliche Einrichtungen Zwangsarbeit. Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter*innen aus ganz Europa waren im gesamten Stadtgebiet eingesetzt. In Hamburg gab es nachweislich circa 1.500 unterschiedliche Lager, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilten. Zwangsarbeit war nicht unsichtbar und auch nicht fern der Zivilbevölkerung – sie war im Stadtbild allgegenwärtig und hat über die Kriegszeit hinaus zum Fortbestehen und Erhalt von Unternehmen beigetragen.

Zwangsarbeit in Industrie und Landwirtschaft

Eine große Stellwand. Links ein grüber Textblock. Überschrift: Im KZ-Außenlager Eidelstedt. Hedi Fried und Livia Fränkel. Rechts Fotos zu den Personen
Auf mehreren Stellwänden werden persönliche Lebensgeschichten gezeigt.
Foto: H. Kahle

In der Ausstellung wird die Zwangsarbeit in der städtischen ­Industrie und in landwirtschaftlichen Betrieben dokumentiert. Man erfährt persönliche Lebensgeschichten von Zwangsarbeiter*innen, die nach ­Hamburg kamen. So gibt es unter anderem einen Bericht über das Schicksal von 140 Frauen in Lokstedt, die durch einen Bombenangriff auf ein Zwangs­arbeitslager getötet wurden.

Die Gemeinschaftsausstellung „Orte der Zwangsarbeit in Hamburg“ wurde 2023 von den Geschichtswerkstätten Bramfeld, Eidelstedt, Finkenwerder, Fuhlsbüttel, Lokstedt, Neugraben, Ottensen, St. Pauli, Vier- und Marschlande und Wilhelmsburg gemeinsam konzipiert und ausgearbeitet. Insbesondere die Forschung vor Ort, in den Stadtteilen, ermöglicht es, bisher wenig beachtete Orte der Zwangsarbeit sichtbar zu machen. Die Geschichtswerkstätten und andere lokalhistorisch forschende Einrichtungen Hamburgs machen in dieser Ausstellung die weniger bekannten Orte der Zwangsarbeit sichtbar. Die Ausstellung soll dem Verständnis dafür dienen, dass die Zwangsarbeit nicht fern von der Zivilbevölkerung stattgefunden hat, sondern im Stadtbild allgegenwärtig war.

Die Ausstellung „Orte der Zwangsarbeit in Hamburg“ wurde im April 2023 am Mahnmal St. Nikolai eröffnet und ist seitdem als Wanderausstellung in den Hamburger Stadtteilen zu sehen.

Orte der Zwangsarbeit in Hamburg“
Gemeinschaftsausstellung der Hamburger Geschichtswerkstätten
11. bis 30 September 2024
Honigfabrik Wilhelmsburg, Industriestraße 125
Eintritt frei

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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