Zumindest gibt es Infos

Weil „X” (ehemals „Twitter”)-Besitzer Elon Musk nur noch Account-Mitgliedern Zugang zu Tweets erlaubt, hatten Wilhelmsburger Fährbenutzer:innen kürzlich gar keine Möglichkeit mehr, sich über Ausfälle der Linie 73 zu informieren

Schild am Anleger mit der Aufschrift Ernst-August-Schleuse
Nur wenige Fähren legen hier an. Foto: M. Groß

Es ist ein Dauerbrenner auf Wilhelmsburg: Wer mit der Fährlinie 73 zur anderen Elbseite schippern möchte, muss geduldig sein. Denn zusätzlich zur Tideabhängigkeit gab es zuletzt nur noch eine einsatzbereite Fähre, die jedoch wegen ihrer Doppelstöckigkeit den Anleger Ernst-August-Schleuse nicht anfahren kann. Außerdem haben viele Schiffsführer:innen zur Touristik-Konkurrenz gewechselt (WIR 27.4.23).

Ende Juli musste HADAG-Chef Tobias Haack nach Druck der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte seinen Hut nehmen, Nachfolger sind die Schifffahrtsexpert:innen Tanja Cohrt und Martin Lobmeyer. Sie sollen vor allem „die Zuverlässigkeit des Fahrtenangebots weiter stabilisieren“, betonte Merle Schmidt-Brunn, die in den Vorständen von HADAG, der Alstertouristik und dem Mutterkonzern Hochbahn sitzt, Anfang August im Hamburger Abendblatt.

Screenshot der Homepage "Fährt sie?": Auf orangenem Hintergrund steht in schwarzer Schrift: Ja! Heute fährt die 73. Leider viel zu selten und am Wochenende gar nicht!
Die Initiative „Fährt Sie?” möchte den Ausbau der Verbindung erreichen. Bild: Ausschnitt aus https://www.faehrtsie.de/

Doch wer sich über Ausfälle informieren will, stand immer noch vor einem Dilemma: Da die HADAG bis vor Kurzem stets nur den offiziellen Fahrplan der Fähre in der HVV-App und auf ihrer Homepage vöffentlichte, verließen sich Pendler:innen und Gäste bisher auf deren Twitter-Account, auf den auch die Seite „Fährt Sie?” verlinkt. Auch die Telegramm-Gruppe „Faehre 73” verwendete den Account als Bot-Grundlage. Der stark umstrittene Unternehmer Elon Musk hat das Social-Media-Format inzwischen nicht nur umbenannt, sondern gewährt nur noch angemeldeten Nutzer:innen Zugang zu den Kanälen. Die Folge: Wer keinen Account hat, kann auch über die Links nicht mehr feststellen, ob und wann eine Fähre am Ernst-August-Anleger hält.

Screenshot der HVV Störungsseite.

Die gute Nachricht: Seit Kurzem hat der HVV sein Informationsangebot erweitert. Auf seiner Homepage sind unter „Fahrpläne” > „Aktuelle Meldungen” nun Störungen zu finden, auch die der Fährlinien. In der mobilen App geht das bei den drei Strichen unten links, dem sogenannten Burgermenü. Dann auf „Meldungen” klicken und dann „Alle”. Wer auf der HADAG-Seite ganz nach unten scrollt und auf „Störungen” klickt, gelangt zur selben Seite.

Die schlechte Nachricht: In der Auswahl findet sich keine Linie 73. So muss mühsam gescrollt werden.

Screenshot der hvv-Störungsübersicht. Keine Linie 73 im Filter.

Noch besser fänden die Wilhelmsburger:innen es selbstverständlich, wenn die 73 nach Fahrplan, oder noch besser, auch am Wochenende fahren würde. Die Kritik reißt nicht ab: Beispielsweise würden die flachen Schiffe dort eingesetzt, wo sie gar nicht gebraucht würden, und die neue Fähre habe keine Fahrradstellplätze. Außerdem gibt es keine digitalen Anzeige am Anleger, auf der aktuelle Verspätungen angezeigt werden könnten.

Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum hat im Abendblatt versprochen, dass sich die Situation weiter verbessern werde: Durch Ausleihen von Schiffsführern von der HPA und weil zwei (!) Auszubildende im Herbst ihren Abschluss machten. Dazu komme das durch die Tarifverhandlungen erzielte Lohnplus.

hadag-Post über einen Betreibsausfall der Linie 62

Anmerkung: Nach Abschluss des Artikels erreichte uns die Nachricht, dass die HADAG-Meldungen auf „X” auch wieder ohne Account zu lesen sind. Und tatsächlich: Wieder finden sich hier Störungs-Nachrichten, die beim HVV nicht auftauchen.

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Jenny Domnick

Als freiberufliche Texterin und gesellschafts-politisch aktive Person ist sie viel im Internet unterwegs, unternimmt aber auch gerne Streifzüge am und im Wasser. Wenn's pladdert, müssen ihre Freund*innen als Testesser*innen für ihre Hobby-Kochkünste herhalten.

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