NABU Hamburg startet Online-Petition zum Erhalt des Wilden Waldes

Appell an Bürgermeister Tschentscher: Letzter Rückzugsort für Mensch und Natur im Wilhelmsburger Norden darf nicht bebaut werden!

Petition unterzeichnen: www.NABU-Hamburg.de/WilderWald

Mäusebussard im Wilden Wald. Foto: Thomas Dröse/NABU

Mitten im dicht bebauten Wilhelmsburger Norden soll das letzte Stück Wald für das geplante Baugebiet „Spreehafenviertel“ weichen. Schon 2024 könnten dafür mehr als acht Hektar geschützter Waldflächen am Ernst-August-Kanal gerodet werden. Dabei funktioniert der Wilde Wald, wie ihn lokale Bürger*innen-Initiativen und andere Befürworter*innen des Walderhalts nicht ohne Grund nennen, durch seinen weitgehend ungestörten Aufwuchs seit der Sturmflut 1962 als dringend benötigter Puffer gegen Hitze, Lärm und Emissionen sowie als letzter Rückzugsraum für Tiere und Menschen. Um die Abholzung zu stoppen, hat der NABU eine Online-Petition gestartet, mit der sich Unterstützer*innen ab sofort mit einem Appell für den Erhalt des Wilden Waldes direkt an Hamburgs Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD) richten können.

In Zeiten von Klimakrise und Biodiversitätsschwund ist der Erhalt intakter Wälder, vor allem in der Stadt, wichtiger denn je

Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, macht deutlich: „Zahlreiche Menschen sind an uns herangetreten und fordern, für den Erhalt des Wilden Waldes in Wilhelmsburg aktiv zu werden. Gemeinsam mit ihnen wollen wir per Online-Appell an den Bürgermeister zum Ausdruck bringen, wie wichtig der Erhalt intakter Wälder, vor allem im urbanen Raum, in Zeiten von Klimakrise und Biodiversitätsschwund ist.“ Bereits im September reichte die Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, der der NABU Hamburg angehört, im Rahmen der „Beteiligung der Träger öffentlicher Belange“ ihre Kritik an der Waldrodung per Stellungnahme zum B-Plan Entwurf Wilhelmsburg 102 (= „Spreehafenviertel“) ein. Daran schließt sich nun die digitale Aktion an.

Die Rodung des Wilden Waldes würde den Hamburger Klimaplan völlig konterkarieren

Besonders fragwürdig: Im Klimaplan des Senats wird die herausragende Rolle der Wälder als CO2-Speicher und Regulatoren des Kleinklimas hervorgehoben sowie die Neupflanzung von einem Hektar Wald pro Bezirk bis 2030 vorgegeben. Schon jetzt finden sich in Hamburg kaum geeignete Flächen, um dieser Vorgabe überhaupt nachzukommen. Der Verlust von acht Hektar Wald in Wilhelmsburg würde die Maßnahmen des Klimaplans völlig konterkarieren.

In einem stark belasteten Stadtteil wie Wilhelmsburg ist der Wilde Wald von immer größer werdender Bedeutung

Frederik Schawaller aus dem Leitungsteam der ehrenamtlichen NABU-Gruppe Süd ergänzt: „Im stark wachsenden Stadtteil mit mehreren geplanten Neubaugebieten und der hohen Belastung durch angrenzende Hafenindustrie und Verkehr ist der Wilde Wald für die Bevölkerung von immer größer werdender Bedeutung. Ein natürlich aufgewachsener Wald ist, ganz anders als eine Parkanlage oder Straßenbegleitgrün, ein wichtiger Lernort für Kinder, die in einem stark überformten und verdichteten Stadtteil wie Wilhelmsburg sonst kaum Möglichkeiten haben, mit Natur in Berührung zu kommen. Auch für sie muss der Wilde Wald unbedingt erhalten bleiben.“

Der Wilde Wald muss Schutzgebiet und Naturerfahrungsraum werden

Der NABU appelliert daher an den Hamburger Senat, die unzeitgemäße Planung, einen Stadtwald zu roden, zu stoppen. Dagegen sollte die Erarbeitung eines neuen Konzepts für den Wilden Wald angestoßen werden: Als Schutzwald für das Lokalklima, die Luft und Natur sowie als unersetzbaren Ort für Erholung und Lernen, an dem sich natürliche Waldentwicklung weiter erleben lässt. Auch den nächsten Generationen in Wilhelmsburg muss es noch möglich sein, einen natürlichen Wald in der Nähe kennenzulernen.

2 Gedanken zu “NABU Hamburg startet Online-Petition zum Erhalt des Wilden Waldes

  1. Ich unterstütze die Initiative zum Erhalt des Wilden Waldes, weil er für das Mikroklima der Insel wichtig ist. Wir denken über Dachbegrünungen nach, es wird über Stadtwälder, die zu errichten seien, geredet, alle wissen wie wichtig große Grünflächen gerade auch in Städten sind. Es wird an einem grünen Ring gearbeitet und in Wilhelmsburg soll eine Grünfläche, die bereits lange besteht , abgeholzt werden. Als eine , die in Wilhelmsburg aufgewachsen und dem Stadtteil immer noch sehr verbunden ist , kann ich nur fordern: Der Wilde Wald bleibt! Das Abholzen würde aber auch die Suche nach Ausgleichsflächen erfordern. In den vergangenen Jahren hat die Bezirksverwaltung, auf entsprechende Anfragen, stets geantwortet, dass es im Bezirk keine Ausgleichsflächen gibt. Es wäre mal interessant zu erfahren, wo die Ausgleiche denn geschaffen würden. Diejenigen die dem Bebauungsplan auf politischer Ebene zugestimmt haben oder zustimmen wollen, sollten sich hierzu mal äußern.

  2. ich unterstütze die Initiative zum Erhalt des „Wilden Waldes“ voll und ganz. Wenn der Hamburger Senat es ernst meint mit dem Klimaschutz, dann muss dieses Waldstück erhalten bleiben. Wir brauchen den „Wilden Wald“ auch als Erinnerungsort an die Sturmflut 1962. Es darf nicht vergessen werden, dass genau dort damals die Deiche gebrochen und in dem damaligen Kleingartengebiet sehr viele Menschen ertrunken sind. Dort wäre auch ein angemessener Ort für das Flutdenkmal, dass jetzt einen tristen Standort am Ende des Vogelhüttendeiches fristet. Hoffentlich ist der Hamburger Senat lernfähig.

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