Meet The Artist

Am 28. Mai 2024 werden auf den Gehwegen vor dem gedrehten Kriegerdenkmal an der Emmauskirche Schriften aufgebracht. Es ist nach einjährigen Verhandlungen der nächste Schritt zur Fertigstellung der lange diskutierten Installation zur kritischen Kommentierung des alten Denkmals

Seit über einem Jahr hat Vera Drebusch vom Künstler*innenduo Drebusch und Buser mit den zuständigen Behörden verhandelt. Es geht um die Aufbringung einer in die Straße eingelassenen Linie zwischen dem gedrehten Kriegerdenkmal an der Emmauskirche und den Stolpersteinen für die Familie Leipelt. Außerdem wurde über die Installation einer Beschriftung, die zum Nachdenken anregen soll, verhandelt. Inschriften und Linie stellen als Kernelement die optische Verbindung zwischen den Stolpersteinen vor dem Leipelt-Haus und dem gegenüberliegenden Kriegerdenkmal her, das vor einem Jahr in Blickrichtung der Stolpersteine gedreht wurde. (WIR 17.4.23)

Seit mehr alse einem Jahr wird die Fertigstellung von den Behörden mit unterschiedlichen Argumenten behindert. Aber jetzt ist es so weit: Die Beschriftung ist genehmigt. Über die Linie quer über die Straße wird aber immer noch verhandelt.

Einladung, den Künstler*innen über die Schulter zu schauen

Mehrere Menschen malen mit verschiedenfarbiger Kreide die Wörter neudenken und überdenken auf die Fahrbahn.
Provisorische Beschriftung Anfang 2024.
Foto: H. Kahle

Am 28. Mai ab 9 Uhr wollen Vera Drebusch und Reto Buser in einer öffentlichen Aktion die großen Schriftzüge auf beiden Seiten der Straße aufbringen. Und sie laden ein, ihnen nach dem Motto „Meet The Artist“ über die Schulter zu blicken und mit ihnen über die Installation ins Gespräch zu kommen. Mit dabei sind auch die „Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen“ und die „DENKmal-Gruppe“, die die Auseinandersetzung mit dem Kriegerdenkmal vor sechs Jahren angestoßen hat.

Die Gruppe aus Vertreter*innen der Reiherstieggemeinde, der Wilhelmsburger Geschichtswerkstatt und engagierten Bürger*innen hat zur Geschichte des Denkmals geforscht und diskutiert, wie dessen nationalistische und militaristische Botschaft aus heutiger, kritischer Sicht „gebrochen“ werden kann. Der Diskussionsprozess wurde öffentlich dokumentiert, unter anderem in der Broschüre „Das Kreuz mit dem Denkmal“. Ergebnis war der Beschluss, das Denkmal mit einer „künstlerischen Intervention“ kritisch zu kommentieren. (Der WIR hat regelmäßig berichtet.)

Am 28. Mai werden zusammengesetzte Wörter rund um das Verb „denken“ mit farbigem Kunststoffbelag in die Gehwege und in die Straße eingelassen. Man kann sie also lesen, aber auch beim Begehen und Befahren spüren. Die Wortgebilde wie „nach-denken“, „über-denken“ oder „um-denken“ sollen die Vorübergehenden anregen, innezuhalten und sich über den Widerspruch zwischen dem Kriegerdenekmal und den gegenüberliegenden Stolpersteinen für Opfer des Faschismus – eben: Gedanken zu machen.

Beschriftung vor dem Kriegerdenkmal
Dienstag, 28. Mai ab 9 Uhr
Mannesallee 20
https://www.geschichtswerkstatt-wilhelmsburg.de

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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