IBA – „Idioten Bebauen Alles“

Mit einer Protestaktion vor dem IBA-Dock auf der Veddel forderten die Aktivist*innen vom Bündnis WiWa bleibt einen sofortigen Planungsstopp für alle IBA-Projekte

Am frühen Mittwochmorgen blockierten Umweltaktivist*innen den Zugang zum IBA-Dock im Müggenburger Zollhafen. Vor der Gangway zu den schwimmenden Büros der IBA GmbH wurden Hackschnitzel und Baumstämme von Bäumen, die auf Baustellen der IBA gefällt worden sind, aufgetürmt. So wurde den IBA-Mitarbeitenden der Zugang versperrt. Quer vor das Tor hängten die Aktivist*innen ein Banner mit der Aufschrift „Idioten Bebauen Alles“: ihre Interpretation, wofür das Kürzel IBA (offiziell für Internationale Bauausstellung) in Wahrheit steht. Ein weiteres Banner mit der Aufschrift „Internationale BaumAusstellung: WiWa statt IBA“ hängten sie zwischen die Bäume auf dem Wilhelmsburger Platz, so dass es von der S-Bahn Station Veddel aus gut sichtbar ist.

„Jeder Tag, an dem die IBA nicht arbeitet, ist ein guter Tag“

„Die IBA GmbH steht hinter den veralteten, nicht klimaresilienten Bebauungskonzepten der Stadt Hamburg. Deshalb wurden die Angestellten der IBA heute ins Homeoffice geschickt“, so die Aktivist*innen in einer Mitteilung auf Social Media. „Denn auch wenn am Ende die Bezirksversammlung die Bebauungspläne beschließt, so ist es doch die IBA, die die Grundlagen dafür produziert, die Gutachten einholt, die Pläne macht und die Entscheidungsgrundlagen für die Bezirksversammlung erstellt. Deshalb ist jeder Tag, an dem die IBA nicht arbeitet und veraltete Stadtplanung produziert, ein guter Tag.“

Hinter der Aktion steht das Bündnis WiWa bleibt, das sich für den Erhalt des Wilden Waldes von Wilhelmsburg (WiWa) einsetzt. Der Wilde Wald im nördlichen Reiherstiegviertel soll für das sogenannte Spreehafenviertel gerodet werden. Das Quartier wird von der IBA geplant, die hier 1.100 Wohnungen und 30.000 m² Gewerbefläche bauen möchte. Derzeit befindet sich auf der Fläche ein zehn Hektar großer Wald, der von den Umweltverbänden Nabu und BUND, der Schutzgemeinschaft deutscher Wald und dem Botanischem Verein zu Hamburg als wertvolles Biotop eingestuft wird.

„Hamburg braucht Entsiegelung, nicht noch mehr Flächenverbrauch!“

Die IBA GmbH, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Stadt Hamburg, ist als Projektentwicklerin nicht nur für das Spreehafenviertel – durch das der Wilde Wald bedroht ist – verantwortlich: Auch für den geplanten neuen Stadtteil „Oberbillwerder“ in Bergedorf und die Bebauung der Fischbeker Rethen ist die IBA zuständig. Außerdem verantwortet sie die weiteren Neubauviertel in Wilhelmsburg, z. B. an der Trasse der ehemaligen Reichsstraße und in Georgswerder. Dort plant die IBA auf der Georgswerder Kirchenwiese eine flächenintensive Bebauung mit Einfamilienhäusern.

„Die IBA macht einen unglaublich schlechten Job, wenn es darum geht, Hamburg klimaresilient zu machen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, meint der Aktivist Volker Scheuer. Das Bündnis fordert, dass keine Grünflächen mehr versiegelt werden und der Wilde Wald erhalten bleibt. Als Alternative schlagen sie vor, Mehrfamilienhäuser auf Industrie- und Gewerbebrachen oder über eingeschossigen Supermärkten zu bauen und Hotels und Büros in Wohnraum umzuwandeln. „Die Konzepte der IBA sind völlig aus der Zeit gefallen und dürfen so nicht gebaut werden. Unsere Städte heizen sich auf und werden von Starkregen weggeschwemmt. Es dürfen keine Wälder mehr gerodet und keine Flächen mehr versiegelt werden, egal wie klein sie sind!“, meint Andrea Wissing vom Bündnis.

Bezahlbaren Wohnraum und Klimaresilienz durch Bäume und Grünflächen zusammendenken

Das Bündnis WiWa bleibt hat sich wiederholt mit Demonstrationen und Protestaktionen, Diskussionsrunden und persönlichen Gesprächen an Hamburger Politiker*innen gewandt. Hier herrscht jedoch parteiübergreifend noch kein ausreichendes Wissen über zukunftsfähige Stadtplanung. Wenn eine Großstadt wie Hamburg auch in der Klimakrise für alle Bewohner*innen lebenswert bleiben soll, müssen bezahlbarer Wohnraum und Klimaresilienz durch Bäume und Grünflächen zusammen gedacht werden und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Am 9. Juni wird auch über das Schicksal des Wilden Waldes abgestimmt

Das Bündnis WiWa bleibt will mit seiner Aktion auch die Entscheider*innen in der Politik aufrütteln und ihnen die Themen Flächenversiegelung und Stadtgrün sowie den Wilden Wald ins Bewusstsein bringen. Am 9. Juni wird eine neue Bezirksversammlung gewählt, die über den Bebauungsplan des Spreehafenviertels entscheiden wird. Die derzeitige Koalition im Bezirk Mitte aus SPD, CDU und FDP stellt sich gegen den Erhalt des Wilden Waldes, die Grünen und die Linke setzen sich für das Bestehen des Naherholungsgebietes ein. Dazu der Aktivist Hein Mück: „Dies ist mit Sicherheit keine Wahlempfehlung für die Grünen, die sich zwar gerne als Umweltpartei inszenieren, aber nach der Wahl die Priorität darauf legen, ein möglichst pflegeleichter Koalitionspartner zu sein.“

Instagram: @wiwableibt;
Mastodon: @WiWa_bleibt@norden.social;
Bluesky: @wiwableibt.bsky.social
Homepage: www.waldretter.de
E-Mail: info@waldretter.de; wilderwald@riseup.net

2 Gedanken zu “IBA – „Idioten Bebauen Alles“

  1. Liebe aktive Menschen für das Klima,
    ich freue mich, dass ihr euch für eine lebenswerte Zukunft einsetzt und möchte euch solidarische Grüße aus Bad Segeberg schicken. Dort versuchen wir auch Widerstand gegen weitere Versiegelung und Fällen von 30 alten Baumhaseln (klimaangepasster Baum gegen Hitze und Dürre) zu leisten.
    LG Renate Hoffmann, in Wilhelmsburg geboren

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert