Gesichter der Veddel

Künstlerische Gestaltung der S-Bahnstation Veddel

Porträt eines Mannes an einer hellen Wand mit blauen und roten Schmierereien.
Schmierereien im Februar 2023. Foto: M. Groß

Wie ärgerlich! Kurze Zeit, nachdem die S-Bahnstation Veddel-Süd in frischem hellgelb mit einem zarten hellgrauen Muster erstrahlte und interessante Porträts von den Wänden blickten, waren die Schmierfinken am Werk und zerstörten alles sinnlos mit roter Farbe. Was ist mit diesen Leuten los? Mögen sie nichts Schönes sehen? Gönnen sie anderen nicht eine freundliche S-Bahnstation? Es ist nicht zu begreifen.

In der Mitte vertikal eine Säule auf dem Bahnsteig, hell mit grauem filigranen Muster. Links davon ein älteres Paar und rechts im Hintergrund ebenfalls zwei Fahrgäst:innen
Auch die Säulen wurden künstlerisch bearbeitet. Foto: M. Groß

Aber der Künstler und die S-Bahn lassen sich nicht entmutigen und hoffen auf Einsicht. Sie haben aufs Neue gehandelt. Erst wurden die Säulen auf den Bahnsteigen ebenfalls frisch gestrichen und mit kleinen Motiven verziert. WIR kennen keinen Bahnhof in Hamburg, der so schöne Säulen hat. Und nun werden auch die Schmierereien übergestrichen und die Porträts neu aufgebracht.

WIR haben bei der S-Bahn nachgefragt, wer da porträtiert wurde, ob es Bewohner:innen der Veddel seien. Ein Bahnsprecher schickte uns folgende Erklärung des Kunstprojekts, die auch demnächst in einem Aushang am Bahnhof angebracht werden soll:

Gesichter der Veddel

Wenn man den S-Bahnhof Veddel betritt, fallen direkt die eigenartigen Porträts und das sich wiederholende Muster auf. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass die Gesichter wie ein Puzzle zusammengefügt sind: Aus Augen, Nasen, Lippen und Ohren unterschiedlicher Personen bilden sich die Gesichter der Veddel. Insgesamt sieben dieser collagierten Porträts sind im Bahnhof zu entdecken, teilweise in zweifacher Ausführung. Besonders wichtig war LAPIZ, dem Künstler, die Anwohnenden in den Entstehungsprozess der Motive einzubeziehen – dazu traf der Hamburger Street Artist die Menschen des Viertels in ihrem Alltag, beim Stadtteilfest oder auf der Arbeit und fotografierte sie. Das Ziel: Die Gestaltung soll die Menschen repräsentieren, die hier leben und arbeiten. Umgesetzt wurde die Gestaltung mittels der Technik des Halbtons. Von weitem sieht man Gesichter, je näher man herantritt, zeigen sich einzelne Punkte. Wer genau hinsieht, entdeckt ein sich wiederholendes Muster, das alle Porträts miteinander verbindet. Symbole wie Wellen, eine Schiffsschraube, Backfisch und Halva sollen das abbilden, was Veddel ausmacht: den Hafen, die Insellage, die Gastfreundschaft und die Vielfältigkeit der Menschen.

LAPIZ ist ein Street Artist, wohnhaft in Hamburg, der sich auf großflächige und mehrschichtige Schablonentechnik (Stencils) spezialisiert hat. Die Gestaltung wurde gemeinsam von LAPIZ und der DB Station&Service AG realisiert.

WIR wünschen den Reisenden, dass sie sich lange an der besonderen Gestaltung des Bahnhofs erfreuen können.

Ein Gedanke zu “Gesichter der Veddel

  1. Auch wenn ich diese Kunstwerke nicht als besonders schön empfunden hatte und ohne die Erklärung auch deren Sinn nicht verstanden hatte, war ich über die Schmierereien verärgert.

    Kann hier im Inselrundblick ein Kenner der Wilhelmsburger und Veddeler Jugend (Lehrer oder Pädagoge) erklären, warum es immer wieder so ein Geschmiere gibt und ob es möglich ist, die Jugend auf bessere Gedanken zu bringen?

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Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

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