„Periode ist politisch“ ist nicht nur der Titel des ersten Buches der Autorin Franka Frei, sondern war auch der Slogan für die Lesung und Diskussionsrunde in der neu eröffneten BücheRia im RIA, dem feministischen Kulturzentrum
Die Veranstaltung am 7. September unter dem Titel „Menstruationsbeschwerden – immer noch ein Tabu?” eröffnete die neue Lesungs- und Veranstaltungsreihe in der feministischen Bibliothek am Vogelhüttendeich. Zusätzlich zum gängigen Bücherverleih soll die BücheRia durch Themenmonate, Vorlesungsreihen oder Schreibworkshops bereichert werden, damit nicht nur allein daheim gelesen wird, sondern unter den Lesenden bzw. Besucher:innen Austausch und Empowerment stattfinden kann.
Den Anfang der Reihe machte also Franka Frei. Sie ist Autorin, Journalistin und Aktivistin für die Enttabuisierung von Themen wie Periode, Menstruation und dem weiblichen Zyklus. In kleiner Runde las Franka aus ihrem Buch vor. Es gab Zeit für Fragen, Austausch und viele „Schmunzelmomente“. Alle Besucher:innen konnten an der einen oder anderen Stelle gut nachvollziehen, was die Autorin vorlas. So gab es einstimmiges Kopfnicken, wenn es darum ging, dass die Wörter „Periode”, „Blut” oder „Tampon” nur im Flüsterton ausgesprochen werden, Werbung für sogenannte Hygieneartikel unrealistisch ist und viel zu oft die seltsamen Schwerpunkte „Frische” und „Sicherheit” setzt, oder auch, dass Verhütung noch immer in den meisten Fällen den Körper der menstruierenden Person betrifft. Verhütungsmethoden für (nicht-menstruierende) „Männer“? Gibt’s nicht. Verkauft sich eben nicht so gut. (Dafür verkaufen sich die überteuerten Hygieneartikel leider umso besser.)
Franka Frei stellte auch viele innovative Alternativen zu den gängigen Verhütungsmitteln vor. Schon mal vom Andro Switch gehört?!
In den sicheren Räumen des RIA konnten all die Themen frei angesprochen und ohne Vorbehalt Fragen gestellt werden, z. B. wie dieses oder jenes denn genau funktionieren würde …? Und einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Buch gab es auch. Denn einmal angefangen, scheint die Liste der Tabuthemen endlos.
Doch auch wenn die Themen in lockerer Runde angesprochen wurden, sind es wichtige und eben auch politische Themen. Wie viel Unterdrückung und welches Machtgefälle dabei hineinspielen, wenn der Körper von menstruierenden Frauen und damit einhergehend gewissermaßen die Reproduktion menschlichen Lebens reguliert wird, ist vielen Menschen nicht bewusst. Auch nicht, dass das große Tabu und die Scham, die damit verbunden werden, nur gesellschaftlich und kulturell konstruiert sind, was ebenfalls etwas mit Macht und Unterdrückung zu tun hat. Denn zunächst ist Menstruation nichts anderes als ein Prozess des menschlichen Körpers; ebenso wie die Verdauung oder Zellerneuerung. Es gehört zum Menschsein dazu, jedenfalls für ungefähr die Hälfte der Menschheit.
Franka Frei setzt mit ihrem Buch ein Statement. Gerade dafür möchten das RIA und die BücheRia Raum schaffen: Themen ansprechen, die entweder gesellschaftlich totgeschwiegen, nur hinter vorgehaltener Hand angesprochen oder die fälschlich als selbstverständlich akzeptierte Realitäten hingenommen werden.
Fakt ist: Es bedarf mehr Aufmerksamkeit im Allgemeinen! Und auch hier im Stadtteil kann nicht oft und offen genug über die Vorgänge und Bedeutungen des weiblichen Zyklus’ gesprochen werden. Noch viel zu viel Unwissenheit herrscht vor, wenn es um die Periode oder andere körperliche Phänomene geht. Aufklärungsarbeit in Schulen wäre ein guter Anfang. Diskussionsrunden, wie diese in der BücheRia, könnten Denkanstöße geben.
Es liegt an uns Wilhemsburger:innen, solche Anstöße zu nutzen und uns für Aufklärungsarbeit einzusetzen – übrigens: egal zu welchem Thema.
Weitere Infos zu den kommenden Lesungen und Aktionen im RIA: https://www.ria-fem.de/