Statt im Zuge der Straßensanierung an der Georg-Wilhelm-Straße endlich die überfällige Verkehrsberuhigung durchzusetzen, fällt die Stadt Bäume, um einen Radfahrstreifen und eine breite Fahrbahn für Autos und LKW zu schaffen
Acht große Eichen auf der westlichen Straßenseite, Höhe Wilmanstraße, sind bereits gefallen. Doch das ist erst der Anfang. Für eine Straßenbaumaßnahme, die in den Planungsunterlagen des LSBG* unter dem Titel „Förderung des Radverkehrs“ firmiert, sollen insgesamt 72 Bäume entlang der Georg-Wilhelm-Straße gefällt werden.
Vordergründig sieht es so aus, als müsse für einen vorschriftsmäßigen Fahrradstreifen am westlichen Rand der Fahrbahn Platz geschaffen werden. In Wahrheit ist es jedoch so, dass die Beibehaltung der Fahrbahnbreite für Autos und LKW eine Verbreiterung der Straße notwendig macht. Und dafür werden, hauptsächlich auf der östlichen Straßenseite, eine große Anzahl Bäume gefällt.
Es ist erschreckend, dass auch in Zeiten eines Radverkehrssenators unverändert die Gewährleistung eines frei und bequem fließenden Auto- und Schwerlastverkehrs oberste Priorität hat. Die Planungen für diese Baumaßnahme sind rückwärtsgewandt, klimafeindlich und werden den Maßgaben einer Mobilitäts- und Verkehrswende in keinster Weise gerecht.
Hinzu kommt: Es existiert bereits ein fast durchgehend baumbestandener, in Abschnitten sogar Allee-artig mit Linden bepflanzter Fahrradweg auf der Ostseite der Georg-Wilhelm-Straße! Er müsste lediglich neu bepflastert werden.
Am Ende wird diese Naturzerstörung noch nicht einmal der „Förderung des Radverkehrs“ gedient haben. Denn ein Fahrradstreifen auf einer viel befahrenen, von LKW geprägten Stadtstraße, der nur durch einen 30 cm breiten Klebestreifen („Protektionselement“) von der Autofahrbahn abgetrennt ist, bleibt ein großes Risiko. Dem werden sich die Radfahrenden nicht aussetzen. Sie werden weiterhin den echten Fahrradweg auf der östlichen Straßenseite in der Gegenrichtung benutzen.
Die gesamte Maßnahme ist in Hinblick auf eine verbesserte Fahrradmobilität sinnlos. Sie führt zu weiterer Bodenversiegelung entlang einer Strecke von mehr als drei Kilometern und zur Zerstörung eines wertvollen Baumbestands. Die Anwohner:innen werden weiter unter Verkehrslärm und Abgasen leiden.
Die Bauarbeiten müssen sofort gestoppt werden. Die geplante Maßnahme darf nicht umgesetzt werden! Stattdessen muss die Georg-Wilhelm-Straße endlich verkehrsberuhigt werden.
Der Schwerlastverkehr muss ganz raus aus der Straße. Eine Tempo 30-Zone wird den Verkehrsraum für alle Teilnehmer:innen sicher machen. Da braucht es dann keinen extra Fahrradstreifen mehr. Der alte Fahrradweg auf der östlichen Straßenseite muss lediglich neu bepflastert werden.
Für diese Lösung muss kein einziger Baum fallen!
*Landesbetrieb Straßen, Brücken, Gewässer
Informationen zur Georg-Wilhelm-Str., Bauabschnitt Mengestr. bis Pollhornbogen:
Die Georg-Wilhelm-Straße ist eine vielbefahrene Nord-Süd-Querung der Elbinsel, die im Zuge der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße eigentlich verkehrsentlastet werden sollte. Vor allem der Schwerlastverkehr, der sich durch die zweispurige Stadtstraße wälzt, stellt für Anwohner:innen und Radfahrer:innen ein großes Problem dar.
Auf der östlichen Straßenseite existieren nebeneinander ein älterer Fußweg und ein Fahrradweg. Er wird von vielen Radfahrer:innen als Zwei-Richtungs-Radweg genutzt, da auf der westlichen Straßenseite kein Fahrradweg existiert. Auch ein Ausbau dieses baumbestandenen Fahrradwegs als offizieller Zwei-Richtungs-Radweg wäre sicherlich eine weitaus bessere und naturfreundlichere Variante als eine aufwändige Straßenverbreiterung.
Kontakt:
Waldretter Wilhelmsburg
Waldbüro, Industriestr. 125 – 128, 21107 Hamburg
info@waldretter.de
www.waldretter.de
Es ist unbegreiflich, weshalb der Schwerlastverkehr nicht endlich von der Georg-Wilhelm-Straße verbannt wird. Zwischen Kornweide und Mengestraße müsste kein LKW die Georg-Wilhelm-Straße befahren, alle Firmen sowie der Hafen könnten über Pollhorner Hauptdeich und Schmidtsbreite erreicht werden. Stattdessen jagt ein Lastwagen den anderen. Dieses stellt eine Gefahr für die Anwohner dar, eine unerträgliche Lärmbelastung und somit eine enorme Minderung der Lebensqualität. Die ganze Situation steht in scharfem Kontrast zur angestrebten Verkehrspolitik in Hamburg. Von der Autobahn kommend und von der B75 können der Pollhorner Hauptdeich sowie die Schmidtsbreite problemlos erreicht werden. Die Georg-Wilhelm-Str. könnte endlich Tempo 30 Zone werden und vom Schwerlastverkehr befreit werden. Alte Bäume zu fällen, damit LKW’s noch mehr Platz haben, um noch schneller fahren zu können, macht einfach nur fassungslos. Im übrigen reicht der vorhandene Radweg, er müsste nur saniert werden, da überwiegend der viel attraktivere Radweg durch den Inselpark genutzt wird. Auf der Straße neben LKW’s und in der Regel viel zu schnell fahrenden PKW’s wird der Radstreifen, der entstehen soll, ohnehin nicht genutzt werden. Hier wird eine rückwärts gerichtete Verkehrspolitik betrieben, auf Kosten der Natur und auf Kosten der Menschen die hier leben.
An der südlichen Georg-Wilhelm-Straße gibt es einen schönen Radweg auf der östlichen Seite. Er wurde bis zur Internationalen Gartenschau in beide Richtungen benutzt. Das ist auf jeden Fall sicherer als Rad fahren auf der viel befahrenen Straße, wenn sich zwei LKWs begegnen. Der Radweg muss nur saniert werden und die Bäume können stehen bleiben.
Soweit ich weiß, werden aber mehr als doppelt so viele Bäume und Sträucher nachgepflanzt. Allerdings ersetzt das natürlich keine alten Bäume. Mich wundert, dass die Veloroute nicht auf der Strecke der alten Reichsstraße gebaut wird. Da bräuchte überhaupt kein Baum gerodet zu werden!