Es mangelt nicht nur an Testzentren: Auch beim Impfen sind Stadtteile wie Billstedt, Wilhelmsburg und die Veddel benachteiligt. Die Poliklinik auf der Veddel fordert jetzt Impfpriorität für die Nachbarinsel. Sie bietet an, die Organisation eines Impfzentrums in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt zu übernehmen
Poliklinik-Arzt Jonas Fiedler und Sozialarbeiterin Tina Röthig weisen auf das erhöhte Risiko der Veddeler:innen hin, an COVID-19 zu erkranken. In bestimmten Hamburger Stadtteilen ist das Risiko, sich zu infizieren bis zu sechs Mal höher als in anderen Stadtteilen. Und die Krankheit verläuft häufig schwerer.
Die Veddel ist medizinisch unterversorgt
Woran liegt das? Zum Teil an den beengten Wohnverhältnissen, wenige können von zu Hause aus arbeiten und müssen den öffentlichen Nahverkehr nutzen, um zur Arbeit zu kommen. Aber es liegt auch an der nicht ausreichenden ambulanten und stationären ärztlichen Versorgung. WIR hatten bereits in den Appellen zum Erhalt der Klinik Groß-Sand auf die medizinische Unterversorgung im Hamburger Süden hingewiesen. Obwohl sich auf der Veddel mit RISE und MITTE-MACHEN VEDDEL einige Behörden engagieren, hat die Sozialbehörde momentan keine weiteren Impfzentren geplant. Auf der Veddel gibt es für 4.700 Menschen nur zwei allgemeinmedizinische Kassenarztsitze. Das heißt, auch die inzwischen angelaufenen Impfungen bei Hausärzten sind minimal. In der 15. Kalenderwoche (der zweiten hausärztlichen Impfwoche) standen auf der Veddel lediglich 12 Impfdosen zur Verfügung.
Das Hamburg Journal zeigte am Donnerstag, 22. April 2021, die vier Impfstraßen, die bereits bei der Kupferhütte Aurubis auf Impfempfänger:innen warten. Nach den 3000 Beschäftigten und deren Familien können dort auch Bewohner:innen der umliegenden Stadtteile geimpft werden. Aber noch fehlt der Impfstoff.
Aber auch die psychosozialen Folgen sind in armen Stadtteilen schlimmer. Drohende Arbeitslosigkeit, Verschärfung der Arbeitsmarktlage, Überforderung durch Homeschooling, geschlossene Beratungseinrichtungen und Isolation durch Pandemiebestimmungen führen verstärkt zu psychischen Problemen und einer Zunahme von häuslicher Gewalt.
Ganz wichtig ist dabei die Aufklärung und Beratung der Einwohner:innen auf der Veddel über die unterschiedlichen Impfstoffe und deren Wirkungen in mehreren Sprachen. Sind erst einmal mehr Leute geimpft, lassen sich auch weitere leicht(er) überzeugen.
Liebe Menschen vom WIR,
es tut gut zu sehen, dass ihr euch auch als Onlinezeitung treu bleibt – und damit uns als Leser*innen und Wilhelmsburger*innen. Der WIR ist immer noch eine handgemachte Stadtteil-Zeitung mit vielen Hintergrundgeschichten, Kritik, Kurzweil und dabei liebenswert persönlich und direkt. Das neue Layout ist professionell und schön.
So wird es ein bisschen leichter, von der gedruckten Ausgabe Abschied zu nehmen. Traurig ist es natürlich trotzdem (aber absolut verständlich).
Ich wünsche euch viel Erfolg und Energie. Hauptsache, der WIR bleibt irgendwie!
Gruß, Max Popp