Im Dezember 2021 hat sich eine Jury aus Fachleuten, Politiker:innen und Bewohner:innen für den Entwurf von „Teleinternetcafé Architektur und Urbanismus” aus Berlin zusammen mit „Treibhaus Landschaftsarchitektur” aus Hamburg entschieden
Das besagt aber noch nichts.
Blick zurück: Im Februar 2009 berichteten WIR von einer gut besuchten Veranstaltung im Gemeindehaus von St. Raphael. Damals hatten die Unternehmer Necati und Yaver Adigüzel ihre Pläne für das Gelände an der S-Bahn vorgestellt und Oberbaudirektor Jörn Walter hatte sich begeistert gezeigt. Flugs wurde das Gelände von Bäumen befreit. Seitdem wurde zwar nicht gebaut, aber immerhin gibt es seit 2019 eine Lärmschutzwand.
Genau wie der damalige Oberbaudirektor von den ersten Plänen, zeigen sich jetzt die Jurymitglieder von den neuen Plänen für das Korallus- und Bahnhofsviertel begeistert.
Unser neuer Bezirksamtsleiter, Ralf Neubauer, findet: „Das Berliner Büro hat die Entwicklungschancen für das Korallus- und Bahnhofsviertel im Wilhelmsburger Osten klug und anschaulich herausgearbeitet! Mit diesem Konzept können nun die Weichen für neue Wohnungen, für dringend benötigte Spielplätze, für Autos in Quartiersgaragen statt auf Fußwegen und viele weitere wichtige Projekte gestellt werden …“.
Michael Mathe, Amtsleiter der Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Hamburg-Mitte, erklärt, dass der Entwurf sensibel mit den bestehenden Quartiersstrukturen und ihren Nachbarschaften umgehe.
Und Anne Werner, Regionalbereichsleiterin der ortsansässigen Wohnungsgesellschaft Vonovia, meint: „Hier entsteht etwas Großartiges: Mehr Platz für das Leben der Menschen sowie Möglichkeiten, damit sich Gewerbe ansiedeln kann. Alles unter Berücksichtigung der Hamburger Klimaziele.“
Wird wirklich gebaut oder bleibt es Brachland?
Ein Artikel von Christoph Twickel in der ZEIT vom 24. Februar 2022 ließ beim WIR die Alarmglocken läuten. Dort stand über die „Adler Group”, Eigentümerin des Holstenareals in Altona, wo der Wohnungsbau nicht vorankommt: „Sollte die Adler Group tatsächlich ein Betrugsfall sein, wäre das für Hamburgs Stadtentwicklung eine Katastrophe. Denn neben dem Holstenquartier gehört Adler auch noch das Neue Korallusviertel in Wilhelmsburg (Hervorhebung v. d. Red.) – ebenfalls eine Baustelle, die seit geraumer Zeit stillsteht.“
WIR fragten beim Bezirksamt nach und erhielten folgende Auskünfte (verkürzt):
Das Gesamtkonzept für das Korallus- und Bahnhofsviertel soll weiterentwickelt werden, hin zu einem Rahmenplan. Parallel soll mit ersten Maßnahmen, wie der Gestaltung von Freiräumen im Korallusviertel, zeitnah begonnen werden.
Größte Eigentümer in dem Gebiet zwischen „Thielenstraße“ und „Auf der Höhe“ sind Vonovia und die Adler Group (an der Adler Group ist Vonovia mit 20,5 Prozent beteiligt, d. Red.). Hinzu kommen die SAGA und verschiedene Einzeleigentümer. Vonovia als Bestandshalter eines Großteils der vorhandenen Wohnungsbestände hat in den vergangenen Jahren die Wohngebäude im Korallusviertel sukzessive instandgesetzt und energetisch modernisiert. … Es wurde ein Werkstattverfahren durchgeführt und die Bewohner:innen wurden beteiligt.
Demnächst soll ein Quartiersbeirat eingerichtet werden
Die Bürger:innen-Beteiligung liegt in Händen der Johann Daniel Lawaetz-Stiftung. Diese unterstützt die Gebietsentwicklung seit dem 15. Februar 2022. Ein erster Schritt ist die Inbetriebnahme des Stadtteilbüros Wilhelmsburg-Ost in der Thielenstraße 11. Es steht allen Interessierten für Anregungen und Fragen offen. Zu den weiteren Aufgaben gehört der Aufbau eines Quartiersbeirats, der sich aus Anwohner:innen und Vertreter:innen ortsansässiger Einrichtungen zusammensetzt.
WIR werden wieder berichten.
Schon vor 13 Jahren wurde geplant und geplant und wieder verworfen, wir Älteren erinnern uns noch. Und nun schon wieder eine Planung. Das ist ein relativ großes Areal und gut geeignet für Wohnungsbau. Wenn , vor dem Hintergrund der fehlenden Wohnungen in Hamburg, hier immer noch nichts passiert ist, dann frage ich mich, was macht die Behörde für Stadtentwicklung eigentlich den ganzen Tag? Der Behördensitz ist gegenüber der Bahntrasse. So viel Polemik ist bei dem Baudesaster erlaubt.