Wilhelmsburger Heckenretter e. V. küren die Kornelkirsche zum „Strauch des Jahres 2024“

Das heimische Wildgehölz punktet mit aromatischen Früchten und Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel

Die Knospen der Kornelkirsche.

Das ausschließlich in Europa verbreitete Gehölz kommt mit den Bedingungen des Klimawandels besonders gut zurecht und ist als Frühblüher von großer ökologischer Bedeutung für den Schutz der heimischen Biodiversität. Mit der Wahl soll die Kornelkirsche auch als Wildobst stärker in den Fokus rücken: Ihre leuchtend roten Steinfrüchte enthalten doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen und lassen sich zu aromatischen Marmeladen und Schnäpsen verarbeiten. Schon in der Steinzeit wussten die Menschen die vitaminreichen Früchte zu schätzen, wie Ausgrabungsfunde rund um Pfahlbauten zeigen.

Auch wenn ihr Name dies nahelegt, ist die Kornelkirsche nicht mit der Kirsche (Prunus-Arten) verwandt, sondern gehört zur Familie der Hartriegelgewächse (Cornus-Arten). Der lateinische Name Cornus für Horn bezieht sich wahrscheinlich auf die Härte des Holzes. In der Antike wurden daraus Waffen hergestellt. Das Holz splittert nicht und ist so schwer, dass es im Wasser nicht schwimmt, sondern untergeht.

Es gibt viele gute Gründe, die Kornelkirsche zum Strauch des Jahres zu wählen: „Wenn wir neue Hecken pflanzen, können wir feststellen, dass die Kornelkirsche extrem stressresistent ist und Hitze sowie anhaltende Trockenperioden gut übersteht“, erklärt Alexandra Werdes, Vorsitzende des Heckenretter e. V. „Sie zählt deshalb auch zu den Zukunftsgehölzen.“ Neben der Wildform gibt es außerdem robuste Sortenzüchtungen mit größeren Früchten, die sich auch für den gewerblichen Anbau in der Agroforstwirtschaft* eignen.

Die Blüten der Kornelkirsche. Fotos: Heckenretter e. V.

Für Hausgärten ist die Kornelkirsche ebenfalls interessant: Als Solitär kann sie zu einem kleinen Baum von bis zu sieben Metern Höhe auswachsen. Wird sie regelmäßig beschnitten, eignet sie sich auch als kleine Hecke. Trotz ihrer Vielseitigkeit wurde die Kornelkirsche in den letzten Jahrzehnten durch die nicht-heimische Forsythie verdrängt, deren Blüten zwar etwas heller gelb leuchten, für heimische Insekten jedoch keinerlei Nährwert besitzen.

Die Kornelkirsche blüht bereits vor dem Laubaustrieb im Februar und gehört damit zu den wichtigsten Nektarquellen für wilde Bienen und Hummeln im Frühjahr. Die oliven-förmigen Steinfrüchte reifen ab August und werden gerne von größeren Vögeln wie Gimpel und Kernbeißer gefressen, die durch das Ausscheiden der Samen auch für die natürliche Verbreitung der Kornelkirsche sorgen.

Der Titel „Strauch des Jahres“ wird seit 2022 vom Heckenretter e.V. vergeben, im vergangenen Jahr war dies die Hundsrose (Rosa canina). Der gemeinnützige Naturschutzverein will mit der Wahl auf den hohen ökologischen Wert von Wildgehölzen und Wildhecken aufmerksam machen. Für die Mehrzahl der heimischen Insekten, vor allem Schmetterlinge, sind Sträucher als Futterpflanzen wichtiger als Blumenwiesen. Das dicht verzweigte Gestrüpp bietet Nistgelegenheiten für zahlreiche Vogelarten wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Grasmücke, die nicht hoch oben in Baumkronen brüten. Wilde Hecken, in denen die Sträucher wachsen, sind ein unverzichtbares und verbindendes Strukturelement unserer Kulturlandschaft und müssen wieder vermehrt angepflanzt und besser gepflegt werden, um ihren ökologischen Wert zu entfalten.

*Dabei werden Weidewirtschaft oder Ackerbau mit Gehölzstreifen kombiniert, um der Klimakrise und dem Biodiversitätsverlust in der Landwirtschaft zu begegnen.

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