So haben die Wilhelmsburger*innen gewählt
Eigentlich gibt es bei einer Wahl ja immer Gewinner*innen und Verlierer*innen, dieses Mal gab es gefühlt nur Gewinner*innen. Die Umfrageergebnisse waren nicht eindeutig, aber man ging im Vorfeld der „Hamburg Wahl“ von einer Fortführung von Rot-Grün aus. Am Wahlabend gab es dann viele glückliche Gesichter bei den großen Parteien. Die SPD (33,5%) als große Wahlgewinnerin, darf sich jetzt eine*n Koalitionspartner*in aussuchen. Die CDU (19,8%) konnte sich über ein Comeback freuen, das sie zur zweitstärksten Kraft in Hamburg beförderte. Der Trend zu konservativen Werten setzt sich nach der Bundestagswahl also fort, wenn auch in geringerem Maße in unserer Stadt. Auch wissen die Hamburger*innen offensichtlich ganz gut zu unterscheiden zwischen konservativ und rechtsradikal. Das musste die AfD (7,5%) einsehen, die wohl auf ein zweistelliges Ergebnis gehofft hatte.
Als große Gewinner*in durften sich die Kandidat*innen der Linken fühlen. Der Stimmenanteil von 11,2% ist beachtlich und bedeutet ein Plus von 2,1%. Darunter litt wohl auch das Ergebnis der Grünen mit 18,5%, die jedoch auf eine Weiterführung von Rot-Grün im Senat hoffen dürfen.
Also bleibt alles beim Alten? Ja momentan sieht es so aus. Die Hamburger*innen sind zufrieden mit ihrem Bürgermeister Peter Tschentscher und auch die Grünen bleiben wohl Regierungspartei.
Wilhelmsburger*innen wählen links
Die Wahlergebnisse in ganz Wilhelmsburg: SPD 35,5%, Linke 22,3%, Grüne 12,1%, CDU 10,5%, AfD 8,9%, Volt 2,5%, FDP 1,2% (Quelle: Statistikamt Nord).
In Wilhelmsburg findet sozialdemokratische und linke Politik große Zustimmung, gegen den Bundestrend. Die SPD ist immer noch stärkste Kraft, bekommt aber von einer starken Linken mit 22%, die 5% zulegte, immer mehr Konkurrenz. Hingegen ist die CDU mit 10,5% wieder schwach, und die AfD bleibt einstellig.
Wahlbeteiligung höher als 2021
Der Wahlleiter in Hamburg kann sich auch auch über eine gestiegene Wahlbeteiligung von 67,7% freuen. Die Wahlbeteiligung ist in Wilhelmsburg etwas schwächer als im Durchschnitt Hamburgs, dieses Jahr waren es 53% der Wahlberechtigten auf der Insel, die dem demokratischen Aufruf folgten. Dennoch ist dies eine Steigerung von 4,4% gegenüber der Bürgerschaftswahl vor vier Jahren, und damit eine erfreuliche Entwicklung.

Foto: C.Meyer
Medienzentrum zur Wahl im CCH
Die ganze Medienschar aus Funk, Fernsehen und Presse war präsent, als im Congress Center Hamburg die ersten Hochrechnungen am Sonntagabend verkündet wurden. Die Politprominenz gab sich im Wahl-Medienzentrum die Klinke in die Hand, um die Ergebnisse der Wahl zu kommentieren. Der WIR war auch anwesend.
Ein Wahlverhalten „der Wilhelmsburger*innen“ gibt es so nicht, sondern die Quartiere Wilhelmsburgs haben deutlich unterschiedlich gewählt. Im Westen, inbesondere Reiherstiegviertel, sind die Linken die stärksten, in der Mitte die SPD, im Osten jenseits der Autobahn 1 ist die CDU relativ stark, bei den Bundestagswahlen 2025 war sie dort die stärkste Partei.
Die AFD hat durchaus auch in Wilhelsburger Quartieren Erfolge erzielt, z.B. in Kirchdorf-Süd (Stimmbezirk 13617) 17%. Dies erinnert an die Wahlergebnisse von 2021 des Vorläufers der AFD, der Schillpartei.
Quelle für die Daten sind die interaktiven Wahlergebniskarten des Hamburger Abendblatt zur Bundestagswahl vom 23.2. und Bürgerschaftswahl vom 2.3.2025 (https://interaktiv.abendblatt.de/buergerschaftswahl-hamburg-ergebnisse/#karte). Bei den Zahlen sind die Briefwahlstimmen und die Stimmen, die direkt z.B. bei der Wahlstelle am Berta-Kröger-Platz abgegeben wurden, nicht einbezogen