Feiern für die Rettung des Wilden Waldes

Die Wilhelmsburger Waldretter:innen veranstalteten ein wunderschönes Fest im einzigen noch bestehenden Wald des Bezirks Hamburg-Mitte. Das Fest am 23. September 2023 war zugleich der Auftakt für eine 14-tägige Mahnwache zum Erhalt des kostbaren Pionierwaldes zwischen der Harburger Chaussee und dem Ernst-August-Kanal

Marianne Groß/Sigrun Clausen. Entgegen den Wetterprognosen blieb es bis kurz vor Ende des Festes trocken und sonnig. So konnten die zahlreichen Besucher*innen das Waldfest genießen und den Wilden Wald (WiWa) im nördlichen Reiherstiegviertel auf geführten Rundgängen zu den Themen „Entstehungsgeschichte des Waldes“, „Lebensraum Wald“ und „Die Krautschicht“ erkunden. Sie konnten bei den ersten Handgriffen für den Aufbau des Mahnwachen-Baumhauses zugucken, bei einer Waldmeditation die Kraft der Bäume erahnen und mit gesammelten Naturmaterialien Drahtskulpturen basteln und als Erinnerung mitnehmen. Am Abend verzauberte die kraftvoll-zarte Musik des Duos Calimba die Lichtung im östlichen Teil des Waldes.

Auf dem Weg am Ernst-August-Kanal wurde informiert und diskutiert

Der Waldretter*innen-Stand war reichlich mit selbstgebackenem Kuchen bestückt – sehr zur Freude der Besucher*innen. Foto: M. Groß

Am Honartsdeicher Weg, dem Wanderweg am Ernst-August-Kanal, waren Infotische und Stände aufgebaut. Vertreter:innen des Naturschutzbundes (NABU), der Initiativen Nein zu Oberbillwerder und Rettet das Diekmoor sowie der Volksinitiative Rettet Hamburgs Grün informierten über ihre Arbeit und die durch Bauvorhaben der Stadt Hamburg bedrohten Naturflächen in ihren Stadtteilen. Gemeinsam sind sie mit den Waldretter*innen und Wilder Wald bleibt! im Bündnis Rettet Hamburgs Natur organisiert und unterstützen die Forderung nach dem Erhalt des Wilden Waldes auf Wilhelmsburg.

Am Stand der Waldretter*innen gab es die Möglichkeit, Baumpat*in zu werden. Dafür wurden bunte Baumwollbänder verteilt, die, gern auch beschriftet, um einen Lieblingsbaum im WiWa gebunden werden konnten. Bei leckerem selbstgebackenen Kuchen und Baumkeksen, Biobrot mit handgemachten Aufstrichen und Kaffee aus der Waldküche der Mahnwache ließ sich gut über die Notwendigkeit des Walderhalts diskutieren. Für die Kinder gab es zahlreiche Bewegungsspiele, doch für die meisten von ihnen war der Wald selbst der wunderbarste Spielplatz.

Am Wegesrand hatte die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg große Tafeln zur Geschichte der Sturmflut auf Wilhelmsburg 1962 aufgebaut, denn die Entstehungsgeschichte des Wilden Waldes ist unmittelbar mit der Sturmflut verbunden. Das Bündnis Verkehrswende hatte drei große RollUps zum Thema „A26 Ost“, der vollkommen überflüssigen und naturzerstörenden Autobahn, aufgestellt. Am Abzweig zur Lichtung schließlich informierten die Waldretter*innen und Wilder Wald bleibt! über ihren Kampf zum Erhalt des WiWa, der gerodet und mit dem sogenannten Spreehafenviertel (1.100 Wohnungen, Gewerbe und eine Sportanlage) bebaut werden soll. Auf Plakaten wurden die Schutzwürdigkeit und Bedeutung des Wilden Waldes und der Stand des Bebauungsplan-Verfahrens dargestellt.

Ist der Wald noch zu retten?

Ein Waldgeist – ein guter – war auch da und fühlte sich sehr wohl. Foto: M. Groß

Ja, denn das Bebauungsplan-Verfahren läuft noch. Es gibt noch keine Baugenehmigung! Zur Zeit findet die Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange statt. Alle befragten Naturschutzverbände haben ihre Stellungnahmen gegen die Abholzung des einzigartigen Waldes abgegeben. Diese werden nun behördenintern bearbeitet. Im zweiten Quartal 2024 ist die Öffentliche Plan-Auslegung geplant. Dann können innerhalb von vier Wochen alle Bürger*innen Einwendungen gegen die Pläne abgeben, die dann wieder in der Behörde bearbeitet und beantwortet werden. Das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Hamburg-Mitte rechnet – wenn es sie denn geben sollte – mit einer Vorweggenehmigungsreife bis zum dritten Quartal 2024.

Die Waldretter*innen und mit ihnen viele Wilhelmsburger*innen und Naturschützer*innen hoffen, dass sich bis dahin auch in der Politik und den Behörden die Einsicht durchgesetzt hat, dass die Fällung eines Waldes – zudem eines ökologisch besonders wertvollen Waldes mitten in der Stadt – nicht mehr in die heutige Zeit passt, in der alles getan werden muss, um die Klimakatastrophe aufzuhalten.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert