Singen ist so wichtig für Kinder. Doch seit anderthalb Jahren ist dies wegen Corona in den Klassenräumen nicht möglich. Die Grundschule der Stadtteilschule Wilhelmsburg hat ein coronakonformes Chorangebot geschaffen
Iris Hahn-Möller. Singen bringt Kindern nicht nur viel Spaß, sondern fördert zugleich die Gehörbildung, Motorik, Sprache und das Rhythmusgefühl. Doch seit gut anderthalb Jahren ist das Singen in Hamburgs Grundschulen nur erlaubt, wenn zwischen den Kindern ein Mindestabstand von 2,5 Metern besteht. Da dieser Abstand in den Klassenräumen in der Regel nicht eingehalten werden kann, findet der reguläre Musikunterricht ohne Singen statt. „Wir haben uns zum Beispiel im letzten Jahr anlässlich Beethovens 250. Geburtstag mit diesem großen Komponisten beschäftigt“, berichtet Iris Hahn-Möller, Musiklehrerin der Grundschule am Perlstieg, „oder wir haben Bodypercussion gemacht.”
„Damit das gemeinschaftliche Singen für die Kinder aber nicht völlig ausfällt, haben wir dieses in die Turnhalle verlegt“, erklärt Grundschulleiter Thomas Halbrock. „In Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule führen wir im zweiten Jahr das tolle Projekt ‘Singende Grundschule’ durch. Einmal in der Woche erhalten die Dritt- und Viertklässler rotierend klassenweise eine zusätzliche Chorstunde in der Turnhalle.“
Chorstunden in der Turnhalle
Linda Smailus von der Jugendmusikschule führt mit ihrem mobilen Keyboard diese Stunden durch. Dazu stellt sie in einem sehr großen Halbkreis Turnbänke coronakonform in der Turnhalle auf. So hat sie die Kinder gut im Blick und umgekehrt. „Den eigenen Körper und die Stimme spüren, sich als Klangklasse wahrzunehmen, indem die Kinder zusammen singen, ist unglaublich wichtig“, weiß die studierte Sängerin und Gesangspädagogin Smailus. Nach einem kurzen „Warm-up“ singen und tanzen sich die Kinder durch klassische Kinderlieder oder Popsongs. Linda Smailus betont: „Wichtig ist mir, dass die Kinder Lust am Singen, Lust an der Bewegung und Spaß an der eigenen Stimme haben.“ Das Konzept geht auf, denn die Kinder lieben „ihre Chorstunde“ bei der sympathischen Gesangspädagogin.
Diona aus der 4c berichtet: „Besonders gut gefällt mir, dass wir Bewegungen zu den Liedern machen und auch schon richtig viele Lieder kennen.“ Als Highlight präsentierte die Klasse 4c ihr Können auf dem Wilhelmsburger Festival „48h Wilhelmsburg“ im September. Klassenlehrerin Nina Menrad: „Das war für die Kinder ein überwältigendes Gefühl, vor großem Publikum auf einer professionellen Bühne ihre Lieder singen zu dürfen.“
Das Projekt „Singende Grundschule“ soll auf jeden Fall im kommenden Schuljahr weitergeführt werden – dann hoffentlich gleichzeitig nicht nur klassen- sondern jahrgangsweise.