Kriegerdenkmal – die „Linie“

Nach jahrelangen Verhandlungen kann die kritische Installation am Kriegerdenkmal an der Emmauskirche jetzt vollendet werden

Mit weißeer Kreide eine Linie diagonal über die Fahrbahn zu den Stolpersteinen hin aufgemalt. Daben in farbiger Kreide die Wörter DENKEN, BEDENKEN und ÜBERDENKEN
Mit Kreide wurde die Verbindung zwischen Denkmal und Stolpersteinen bei einer Denkmalaktion auf das Pflaster sgemalt. Fotos: H. Kahle

Am 11. und 12. November 2025 soll am Kriegerdenkmal hinter der Emmauskirche eine gepflasterte Linie in die Mannesallee eingelassen werden. Die Pflasterlinie wird vom Denkmal quer über die Straße zu den gegenüberliegenden Stolpersteinen für die Familie Leipelt verlaufen. Eine jahrelange Auseinandersetzung um die künstlerische kritische Kommentierung des Kriegerdenkmals wird damit zu einem guten Ende gebracht. (Der WIR hat regelmäßig berichtet. Siehe z. B. WIR 21.5.25).

Zwei Elemente der kritischen Installation, nach einem Entwurf des Künstler*innenduos Vera Drebusch und Reto Buser, konnten bisher umgesetzt werden: Im April 2023 wurde das Denkmal in Richtung der Stolpersteine für die Familie Leipelt gedreht und im Juli 2024 wurde das Wort „DENKEN“ mit verschiedenen Vorsilben auf dem Gehweg aufgebracht.

Die Linie, das Kernelement der Installation

Auf dem Gehweg vor dem Denkmal ist in großen weißen Buchstaben das Wort DENKEN aufgebracht.
Anregung zum NACHDENKEN

Das Kernelement der Installation ist aber die Linie als optische Verbindung zu den gegenüberliegenden Stolpersteinen für die Familie Leipelt – als „Konfrontation der militaristischen Botschaft des Denkmals mit den Opfern dieser (militaristischen) Gesinnung“. Hans Leipelt wurde als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ 1943 hingerichtet (WIR 21.11.24). Bisher wurde diese Linie von Bezirksamt und Polizei mit unterschiedlichen Verweisen auf die Straßenverkehrsordnung immer wieder abgelehnt.

Im Frühsommer dieses Jahres ist dann Bewegung in die Sache gekommen. Der neue Leiter des zuständigen Polizeikommissariats 44 zeigte sich in Gesprächen mit Oliver Menk von der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg in der strittigen Frage offen. Nun wurde die Genehmigung für die Einbringung der „Linie“ endlich erteilt. „Ich habe selbst fast nicht mehr daran geglaubt“, sagt Menk. „Wir konnten jetzt sogar eine Straßenbaufirma gewinnen, die uns preislich sehr entgegengekommen ist.“

Wenn nichts mehr dazwischen kommt und das Wetter mitspielt, wird am 11. November an dem kleinen Straßenstück der Asphalt aufgefräst und die Pflasterlinie eingelassen. (Lesen Sie dazu einen Bericht im kommenden WIR).

Ein Gedanke zu „Kriegerdenkmal – die „Linie“

  1. Endlich.
    Wir brauchen, gerade in dieser Zeit, Erinnerungen an die Grausamkeit der NS-Zeit.
    In einer Zeit, in der die Rechten wieder erstarken und versuchen den Menschen zu erzählen, dass es früher ja alles besser war und wir wieder eine „starke Führung“ brauchen um die subjektiven Bedrohungen (die natürlich zu diesem Zweck deutlich dramatischer dargestellt werden) zu „bekämpfen“.
    Schade, dass wir Menschen selten aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und immer wieder versuchen die selben Fehler erneut zu machen.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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