Klassenzimmer Wilhelmsburg

Im Projekt „Mein Stadtteil ist mein Klassenzimmer“ lernen Grundschüler*innen die ganze Elbinsel kennen, vom Veringkanal bis zur Bunthäuser Spitze

Der Reiseführer durch die Projektwoche.
Abb.: Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg

„Und wenn ich ins Wasser falle?“, fragt Hiranur Schleusenwärter Björn Motzkat. Sie wird gleich mit vier anderen Kindern der Klasse 4e aus der Grundschule Kirchdorf mit dem Kanu durch die alte Veringkanal-Schleuse paddeln. „Dann springe ich hinterher und hole dich raus“, sagt Björn Motzkat. Die Klasse 4e ist zu Besuch an der alten Kammerschleuse am Schlengendeich. Der Schleusenwärter erklärt den Schüler*innen, wie die denkmalgeschützte Anlage funktioniert und warum Schleusen für die Elbinseln wichtig sind. Er erzählt, dass die Veringkanal-Schleuse immer noch in Betrieb ist und ein altes Schleusentor im Juli sogar gegen ein neues ausgetauscht wird, das zur Zeit noch in Holland im Bau ist. Nach der Einweisung dürfen die Schüler*innen mit vereinten Kräften die beiden handbetriebenen Tore öffnen. Dann legen sie Schwimmwesten an und fahren in Gruppen durch die Schleuse.

Orte, an denen sie vielleicht noch nie waren

Vier Kinder im Kanu legen an einer kleinen Anlegestelle am Ufer hinter der Schleuse an
SIcher durch die Schleuse. Foto: H. Kahle

Der Besuch am Schlengendeich ist Teil des einwöchigen Projekts „Mein Stadtteil ist mein Klassenzimmer“, das die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg gemeinsam mit der Grundschule Kirchdorf durchführt. Eine Woche lang besuchen die fünf vierten Klassen der Schule vier Orte, die für die Elbinseln wichtig sind, und an denen sie vielleicht bisher noch nie waren. Am Elbe-Tideauenzentrum und an der Bunthäuser Spitze erfahren sie etwas über die „ersten Wilhelmsburger*innen“ und über die Bedeutung der Deiche für die Insel. An der Windmühle Johanna lernen sie die Technik des Galerie-Holländers kennen. Am Beispiel der Honigfabrik am Veringkanal lernen sie etwas über den Wandel Wilhelmsburgs von der ländlichen Insel der Fischer und Milchbauern/-bäuerinnen zum Hamburger Industriestadtteil. Und in der Ballinstadt machen sie die Museumsrallye mit und erfahren: Nach Wilhelmsburg sind schon immer viele Menschen eingewandert, und von hier sind auch viele Menschen ausgewandert.

Das Erlebte mit nach Hause nehmen

An jeder Station erhalten die Schüler*innen Sticker, die sie in ein Stickerheft einkleben können. Das Stickerheft „Mein Stadtteil ist mein Klassenzimmer“, das jedes Kind erhält, ist sozusagen der Reiseführer durch die Projektwoche. Es enthält eine kurze Einführung in die Geschichte der Elbinseln, eine historische Karte und vier Doppelseiten zu den vier Themen der Projektwoche. Auf jeder Seite gibt es freie Felder für die Sticker der einzelnen Stationen und kleine erklärende Texte. So können die Kinder das Erfahrende und Erlebte mit nach Hause nehmen. Die Texte für das Heft hat Oliver Menk von der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg geschrieben, die Illustrationen und das Layout sind von Sarah Gorf-Roloff vom Studio Ranokel. Vor einem Jahr haben Menk und die Pädagog*innen von der Grundschule Kirchdorf diese Projektwoche zum ersten Mal veranstaltet. Nach dem erfolgreichen zweiten Durchgang hofft der Leiter der Geschichtswerkstatt, weitere Sponsor*innen zu finden, damit sich noch mehr Wilhelmsburger Schüler*innen mit diesem Projekt den ganzen Stadtteil zum Klassenzimmer machen können.





Ein Gedanke zu “Klassenzimmer Wilhelmsburg

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

Alle Beiträge ansehen von Hermann Kahle →