Vor vier Wochen fand im Bürgerhaus das Festival „HASTAM – Just because I AM” statt. Rund 30 im Exil lebende iranische Künstler*innen feierten die Kunst des Widerstands. Jetzt gewann das Festival den „HELGA! Festival Award für unerschrockenste Haltung”
Vom 29. bis 31. August fand im Bürgerhaus Wilhelmsburg das Festival für widerständische persische Kultur „HASTAM – Just because I AM” statt. Es war das Ergebnis einer einjährigen Zusammenarbeit mit der iranischen Musikerin Atena Eshtiaghi und wurde vom Programm INTRO der Behörde für Kultur und Medien (BKM) gefördert (WIR 14.8.24).
Musik, die nach Freiheit schmeckt
Drei Tage konnte das Publikum iranische und europäische Musiker*innen, Tänzer*innen und Filmemacher*innen erleben. Konzerte mit Singer-Songwriterinnen, elektronische Experimente, persische Musik mit westlichen Jazzharmonien – Musik, die nach Freiheit schmeckt und den Sittenwächtern in Teheran deshalb ein Gräuel ist. Das Filmprogramm des Festivals und die Diskussionsrunden gaben ein Bild des repressiven Alltags in der islamischen Republik Iran und behandelten den Widerstand und die Rolle der Kunst in der Protestbewegung.
Das Festival fand vor dem Hintergrund der aktuellen Verfolgung jeglicher Protestbewegung im Iran und der Bedrohung auch der im Exil lebenden Kulturschaffenden statt.
Bedrohung und Widerstand
Der Mord an der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini durch die Sittenpolizei löste vor zwei Jahren unter der Parole „Frau Leben Freiheit“ weltweite Proteste aus. Die Demonstrationen wurden im Iran gewaltsam niedergeschlagen. Es gab hunderte Todesopfer, Tausende wurden verhaftet und gefoltert. Mehrere hundert Menschen wurden seit 2022 im Zusammenhang mit der Protestbewegung hingerichtet. Jetzt, am zweiten Jahrestag des Todes von Jina Mahsa Amini, kam es trotz Zensur und Verhaftungen im Vorfeld, wieder zu Solidaritätsstreiks und Demonstrationen in mehreren Städten.
„Unerschrockenste Haltung“
Vor diesem Hintergrund ehrt der HELGA! Festival Award das Festival „HASTAM – Just because I Am“ in der Kategorie „unerschrockenste Haltung“ als „das mutigste Festival in ganz Deutschland”:
„Das HASTAM Festival würdigt den Mut der Menschen, die sich nicht von Repressionen gegen sie persönlich, ihre Familien oder Freund*innen einschüchtern lassen … Selbst im Ausland müssen (die Künstler*innen) jederzeit mit Repressionen rechnen. Dennoch erheben sie ihre Stimmen, widersetzen sich auf kreative Weise und knüpfen Verbindungen für eine Zukunft in Frieden und Freiheit.”
Der unabhängige Helga! Festival Award wird seit 2013 im Rahmen des Reeperbahnfestivals verliehen und zeichnet die besten Festivals Deutschlands in jährlich wechselnden Kategorien aus. Bisherige Kategorien waren unter anderem „Gemischteste Tüte“, „Grünste Wiese“ und „Feinstes Booking“. Die Kategorie „unerschrockenste Haltung“ kam in diesem Jahr dazu.
All die tollen und mutigen Frauen
Judy Engelhard nahm den Preis bei der Feier auf dem Heiligengeistfeld entgegen. Sie würdigte die herausragende kuratorische Arbeit von Atena Eshtiaghi, die am Bürgerhaus das „HASTAM“-Festival ins Leben gerufen und dazu iranische Künstler*innen aus mehreren Ländern Europas versammelt hatte, und sagte: „Es war uns eine Ehre, all diesen tollen und mutigen Frauen, die bei uns zu Gast waren, eine Bühne zu geben“. Der WIR gratuliert zum Gewinn des Helga! Festival Awards.