Hereinspaziert

Große, Kleine und ganz Kleine im voll besetzten Bürgerhaus machten eindrucksvoll deutlich: Zirkus Willibald hat in den letzte 30 Jahren im Wilhelmsburger Bildungs- und Kulturleben Spuren hinterlassen. Der Zirkusgründer schreibt in einem Erinnerungsbuch, wie es dazu kam

Viele kleine Akrobat:innen hatten sich im Bürgerhauses versammelt. Und viele Erwachsene, von denen etliche im Lauf der vergangenen 30 Jahre selbst in der Manege vom Zirkus Willibald aufgetreten sind. Sie klönten, sahen sich die Infowände an und bestaunten den Profizauberer bei seinen Kartentricks. Bei der der Jubiläums-Bühnenshow „Wo ist Willibald“ im voll besetzten Saal gab es für jede Nummer kräftigen Applaus. Und die kleinen Zuschauer drängten sich am Bühnenrand, um kein Kunststück zu verpassen.

Von Wilhelmsburg bis nach Lima

Der langjährige „Zirkusdirektor“ Wilhelm Kelber-Bretz stellte aus Anlass des Jubiläums sein Buch „30 Jahre Zirkus Willibald“ vor. Er beschreibt darin, wie er als Lehrer an der Stadtteilschule Wilhelmsburg mit Jongleur- und Zauberererfahrung mit einem Angebot in einer Schulprojektwoche gestartet ist. Nicht ahnend, was sich daraus entwickeln würde. Er blickt dann auf die verschiedenen Stationen nach dem erfolgreichen Start, über Auftritte im Stadtteil, Tourneen mit Zirkuswagen und Schiff zu Auftritten in anderen Städten bis zur Partnerschaft mit der Zirkusgruppe „Arena y Esteras“ aus Lima, die im Rahmen der „KinderKulturKarawane“ auch in Hamburg auftrat. Der Gegenbesuch mit acht Jugendlichen vom Zirkus Willibald in Peru mit mehreren Auftritten in Lima wurde für alle zu einem bleibenden Erlebnis. „Bei einer Schule wurden wir gefeiert wie Stars,“ wird ein Schüler zitiert.

Über den Tellerrand schauen

Der Untertitel des Buches lautet „Über den Tellerrand von Unterricht und Schule schauen“. Wilhelm Kelber-Bretz betont in der Einleitung, wie wichtig es für die Kinder – und auch für die Lehrer:innen – sei, den engen Rahmen der reinen Wissensvermittlung im Schulalltag zu sprengen und unabhängig vom Leistungsdruck Räume für neue Erfahrungen zu schaffen. 2018 hat Wilhelm Kelber-Bretz die „Zirkusdirektion“ an Mona Hirsch abgegeben. Sie schreibt in einem Schlusskapitel über die aktuellen Projekte des Zirkus. Es gibt zurzeit Angebote für über 160 Kinder. In diesem Jahr sind es zwölf feste Kurse pro Woche, sechs im Bürgerhaus und sechs in Schulen, Kitas und Freizeiteinrichtungen. Außerdem finden Zirkusworkshops für geflüchtete Kinder in Zusammenarbeit mit benachbarten Unterkünften statt. „Ich freue mich auf mindestens weitere 30 Jahre toller Zirkusarbeit auf den Elbinseln,“ schließt Mona Hirsch ihren Beitrag.

Und es gibt noch ein besonders schönes Geburtstagsgeschenk. Der Peruanische Zirkus Arena y Esteras ist im Rahmen der KinderKultur-Karawane 2023 wieder in Hamburg. Am Mittwoch, 5. Juli um 17 Uhr tritt er mit seinem neuen Programm „Amarú“ im Bürgerhaus auf. (siehe WANN).

Wilhelm Kelber-Bretz, 30 Jahre Zirkus Willibald, tredition Verlag, 76 Seiten, 9,99 Euro

Ein Gedanke zu “Hereinspaziert

  1. Lieber Hermann, besten Dank für den sehr netten Bericht zum Jubiläum und auch zum Buch. Die Woche mit Arena y Esteras war sehr schön, auch wenn der Auftritt am 5.7. aufgrund von Stromausfall, Unwetterwarnung und Bombenentschärfung nur um 12:00 Uhr improvisiert im Foyer stattfinden konnte. Liebe Grüße Wilhelm

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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