Weggegangen, Platz vergangen

Die Zukunft der Elbtowerruine liegt im Nebel. Die Mitglieder der AG Ost zeigten auf einer „Eröffnungsfeier”, was sie mit dem gescheiterten „Wolkenkuckucksheim” alles anstellen könnten, wenn man sie nur ließe

Die Einladung zur „performativen Übernahme” des Elbtowers war schon in der vorigen WIR-Ausgabe zu lesen gewesen. Mehr als 500 Menschen kamen zu dem Ereignis am 6. April auf den Billhorner Löschplatz am Oberhafenkanal gegenüber der Turmruine. Es gab eine Eröffnungsfeier mit allem, was dazugehört, mit Musik, Informations- und Getränkeständen, Reden, einem roten Teppich und natürlich auch einem „Senator”.

Zur Eröffnung wurden die Mitglieder der AG Ost vorgestellt. Die AG ist ein Netzwerk von Kulturschaffenden, Gewerbetreibenden, Vereinen und anderen Einrichtungen im Hamburger Osten. Über 20 Mitglieder gehören dazu, vom Atelierhaus Bullerdeich, über die Rudervereinigung Bille, die Initiative Dessauer Ufer bis zu einer Oldtimer Tankstelle.

„Vor Benko als Projektentwickler wurde einst allenthalben vergeblich gewarnt”, sagte die Sprecherin der AG Ost in ihrer Rede: „Nachdem es auch die Stadt nicht geschafft hat, ihr Wolkenkuckucksheim zu Ende zu bauen oder gar mit ernstzunehmendem Inhalt zu füllen, tritt nun die AG Ost nach dem Motto ,Weggegangen, Platz vergangen’ auf den Plan, um den Turm mit sinnvollen Projekten auszubauen.“ Und auf einer großen Stellwand mit einem Foto der Elbtowerruine hatte die AG visualisiert, wie man die Räume des Gebäudes als einen Ort für alle nutzen könnte: Für ein Stadtteilzentrum, eine Bibliothek, eine Poliklinik Elbbrücken, Ateliers und anderes mehr. Und auf dem Dach sollten Gärten und eine Sauna entstehen.

Als krönenden Abschluss der Veranstaltung weihte ein leibhaftiger „Senator” mit einer großen Schere das Projekt ein: „Es ist mir eine Ehre, die Zusammenarbeit mit der AG Ost offiziell zu machen und den Elbtower im Sinne des Gemeinwohls zu revitalisieren. Der Elbtower wird in Zukunft als lebendiges Zentrum für Innovation, Kultur und sozialen Aufbruch über Hamburg hinaus erstrahlen.”

Bei weiter andauerndem Stillstand auf der Elbtower-Baustelle wird diese fröhlich-ernste Übernahme des Gebäudes wahrscheinlich nicht die letzte sein. WIR bleiben dran.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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