“Herzhaft” heißt das neue Angebot – immer montags. Zu einer guten Suppe ist hier jede:r willkommen!
Endlich mal ein sonniger Vormittag im April. Weiß erstrahlt der neue Duschcontainer direkt neben dem Portal der Emmauskirche. Gemeindereferent und kommissarischer Projektleiter Lars Meyer ist immer noch ganz fasziniert: “Toll, was in so eine Schachtel alles reinpasst, nicht?! Der sah so mini aus als er ankam, ich konnte mir das gar nicht vorstellen.” Auch Richard Luther, der Straßensozialarbeiter, ist begeistert: “Endlich! Die erste öffentliche Duschmöglichkeit auf Wilhelmsburg! Und der Container ist ja wirklich gut ausgestattet.”
Pünktlich zur Eröffnung des neuen Angebots “Herzhaft” der Reiherstieg-Kirchengemeinde am 17. April wurde der Container geliefert. Mit dem kleinen Vorraum, der abgetrennten Toilette und dem extra Duschraum ist er tatsächlich geräumig. Wohnungslose Menschen können hier in Zukunft – zunächst einmal pro Woche – eine heiße Dusche nehmen und Körperpflege machen. Handtücher, Seife und Hygieneartikel werden von “Hanseatic Help” beigesteuert und der Klempner für den Wasseranschluss ist auch schon bestellt.
Eine warme Mahlzeit
„Herzhaft – Suppenküche” steht auf den beiden Fahnen am Eingang des Gemeindehauses neben der Kirche. Denn außer der Duschmöglichkeit bietet „Herzhaft” auch eine warme Mahlzeit an. Am Eröffnungstag kommt Broccolisuppe auf den Tisch. „Lecker!”, sagen die Testesser:innen übereinstimmend. Zu ihnen gehören Herta Avikainen und Margit Schulze vom Seniorenkreis der Kirchengemeinde. Sie werden in Zukunft als Ehrenamtliche für eine schöne Tafel sorgen, das Essen austeilen und Tee kochen. Für Margit Schulze ist das nichts, worüber sie viele Worte verlieren müsste: „Wir sind gefragt worden, ob wir das machen. Ja, machen wir, haben wir gesagt.” Punkt. Nun müssen die Gäste nur noch kommen. Unterstützt werden die Frauen von Luca von Boden, der gerade ein Freiwilliges Sozialen Jahr (FSJ) absolviert und überall im Projekt einspringt, wo er gebraucht wird. Das Essen wird von dem Caterer, der auch die Kirchenkita nebenan versorgt, geliefert.
Ein fester Anlaufpunkt mit Beratung
„Das Angebot ist ein guter Anfang”, findet Sozialberaterin Christel Ewert vom Kirchenkreis Hamburg-Ost. Schon seit vielen Jahren berät sie auf Wilhelmsburg Menschen in sozialen Notlagen. Sie weiß, wie sehr die kritische Lage auf dem Wohnungsmarkt die ohnehin oft schwierige Lebenssituation der Menschen noch verschärft. „Deshalb ist es so wichtig, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen”, erklärt sie. Damit das auch möglich ist, bietet sie bei „Herzhaft” im Wechsel mit Straßensozialarbeiter Richard Luther und seiner Kollegin Ricarda Brinker Beratung an.
Richard Luther, der für die Diakonie-Beratungsstelle Harburg/Wilhelmsburg arbeitet, ist froh, dass es jetzt auf Wilhelmsburg für obdach- und wohnungslose Menschen wenigstens einmal in der Woche einen niedrigschwelligen, festen Anlaufpunkt gibt. „Das hat hier bisher völlig gefehlt”, sagt er. Zwar besteht die Haupttätigkeit als Straßensozialarbeiter darin, die Menschen an ihren Schlafplätzen oder Treffpunkten persönlich aufzusuchen, doch es ist wichtig, auch Beratung an einem festen Ort anbieten zu können. So wissen die Betroffenen, wo sie Luther und Brinker zuverlässig finden.
Die öffentlichen Hilfsstrukturen für Wohnungslose im Hamburger Süden, speziell auf Wilhelmsburg, sind unzulänglich (WIR berichten in dieser Ausgabe). Richard Luther und seine Kollegin Ricarda Brinker sind mit nicht mal einer Vollzeitstelle für die Arbeit mit den Wohnungslosen von Harburg und Wilhelmsburg zuständig. Auf Wilhelmsburg arbeiten sie mit rund 60 Menschen, wofür sie jedoch nur ein Drittel ihrer Arbeitszeit zur Verfügung haben (WIR berichteten).
Ein Anfang
Seit einiger Zeit ist die schwierige Situation von Menschen ohne Dach über dem Kopf im Stadtteil präsenter – auch in den Kirchengemeinden. „Es war zunächst ein Gemeindemitglied, das auf das Problem aufmerksam gemacht und gesagt hat, wir müssen da was tun”, erzählt Lars Meyer. Der Gemeindereferent fand, das sei genau die richtige Aufgabe für die Kirche und so machten sie sich ans Werk. Gemeinsam mit der Beratungsstelle Harburg/Wilhelmsburg erarbeiteten sie das Konzept für „Herzhaft”. Das Konzept überzeugte das Diakonische Werk; es sorgt nun für eine Grundfinanzierung. „Dadurch können wir sogar eine 520-Euro-Stelle für die Projektkoordination ausschreiben”, berichtet Meyer.
In Planung ist noch eine Kleiderkammer, gemeinsam mit der katholischen Pfarrei St. Maximilian Kolbe. Dafür müssen aber zunächst noch einige logistische Probleme gelöst werden. „Wir würden uns sehr freuen, wenn ‘Herzhaft’ so ein richtig schönes ökumenisches Projekt werden würde”, sagt Meyer. Auch alle anderen Gemeinden auf Wilhelmsburg seien eingeladen, mitzumachen. Überhaupt sind Mithilfe und Ideen im Rahmen ehrenamtlichen Engagements sehr erwünscht. Jede:r kann etwas beitragen – genauso, wie jede:r willkommen ist bei „Herzhaft”, egal, ob alt oder jung, bedürftig oder weniger bedürftig. Das Angebot richtet sich an alle Bewohner:innen Wilhelmsburgs.
„Herzhaft“ – Essen, Duschen, Beratung
Jeden Montag von 12 bis 13.30 h
Gemeindehaus und Kirchenvorplatz der Emmausgemeinde
Mannesallee 20, 21107 Wilhelmsburg-Reiherstiegviertel
Super Idee Euer Projekt, ich würde mir das gerne einmal anschauen und Euch eventuell ehrenamtlich unterstützen wenn wir zu einander passen, da ich ein Ehrenamt suche, aber es muss zu mir passen und auch die Gemeinschaft, muß zu mir passen. Da ich Christin bin könnte ich es mir gut vorstellen, Euch zu unterstützen. Herzliche Grüße. Anja
Hallo Anja, super, dass du helfen möchtest! Wende Dich dafür bitte gern an die Emmaus-Gemeinde. Vg von der WIR-Redaktion