Die Angst radelt immer mit

Ghost Bike und Die-In für getöteten Radfahrer am Veddeler Bogen

Ania Groß. Am Donnerstag, 1. Juni 2023, gegen Mittag, wurde an der Kreuzung Veddeler Bogen/Georgswerder Bogen ein Mann, der auf seinem Fahrrad bei Grün die Straße überqueren wollte, von einem rechtsabbiegenden LKW-Fahrer übersehen und getötet. Der 62-Jährige ist das zweite Todesopfer 2023 unter Hamburgs Radfahrer:innen. (Im Februar wurde eine 34-jährige Mutter in der Hafencity ebenfalls von einem rechtsabbiegenden LKW getötet.) 2022 wurden in Hamburg insgesamt drei Radfahrende bei Unfällen tödlich verletzt.

Zum Gedenken an den Radfahrer organisierte der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) in Hamburg am Sonnabend, 3. Juni, eine Mahnwache mit einem sogenannten Die-In. Bei einem Die-In legen sich die anwesenden Radfahrer:innen mit ihren Rädern auf die Straße und schweigen.

Das Bild zeigt die Kreuzung Veddeler Bogen/Georgswerder Bogen. Auf der Straße liegen viele Räder und Radfahrende. Einige beginnen bereits, sich zu erheben. Foto: Ania Groß
Nach etwa fünf Minuten begannen sich die auf der Straße liegenden Menschen langsam zu erheben. Foto: A. Groß

Abgesichert wurde die zirka zehn Minuten dauernde Aktion von der Hamburger Polizei, die den Verkehr umleitete und sich böse Worte von ungeduldigen Kraftfahrern anhören musste. Ein PKW-Fahrer schrie einen Polizisten an: „Könnt ihr die nicht mal wegräumen?!“

Bevor sich die gut 50 Radler:innen auf die Straße legten und mehrere Minuten still verharrten, wurde nahe der Unfallstelle ein sogenanntes Ghost Bike aufgestellt. Bei Ghost Bikes handelt es sich um komplett weiß lackierte Fahrräder, die dort aufgestellt werden, wo Radfahrende durch KFZ-Fahrer:innen getötet wurden. Einige Teilnehmende legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an.

Samina Mir, Vorsitzende des ADFC in Hamburg, erneuerte die Forderung nach verpflichtenden Abbiegeassistenten und Tempo 30 für LKW innerhalb Hamburgs. Abbiegeassistenten sind Geräte, die Zweiräder neben dem LKW erkennen und dem:r Fahrer:in ein Signal geben. Samina Mir betonte, es könne nicht angehen, dass immer wieder den Radfahrenden die Schuld an solchen Unfällen gegeben würde. Beide Getöteten hätten sich regelkonform verhalten, die Schuld lag in beiden Fällen beim LKW-Fahrer.

Hamburgs Radfahrer:innen wissen, dass sie keine Chance haben, wenn LKW-Fahrer:innen unaufmerksam sind. Und so radelt in Hamburg die Angst immer mit …

2 Gedanken zu “Die Angst radelt immer mit

  1. Ich kann nur bestätigen, dass die Kreuzung mordsgefährlich ist. Auch von der Autobahn (aus Richtung Harburg) runter kommen oft noch verspätet LKW und PKW, wenn Fußgängerinnen schon Grün haben!

    1. Leider hat das mit den Ampelfarben oft gar nichts zu tun. Auch in diesem Fall hatten beide Beteiligten Grün.
      Ich denke aber auch an die prominente Kreuzung an der S-Bahn Veddel. Wer kennt es nicht; LKW fahren da konsequent über Rot. Daher immer extrem aufpassen! Eine Ampel regelt nicht den Verkehr – das machen immer noch wir Menschen, und viele halten sich nicht daran. Trotzdem stimme ich auch dem ADFC zu, denn sicheres Radfahren geht nur mit Regelbruch. Regeln sollten niemals das erste Maß sein, sonst wären schon viel mehr Unfälle geschehen.
      Immer die Augen auf halten, mit dem Dümmsten der anderen rechnen und im Zweifel auch zurückstecken, bevor es wieder solche tödlichen Unfälle gibt!
      Mein Beileid allen Angehörigen und die Hoffnung, dass es nicht wieder passiert.

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