„BallinStadt – Hamburger Hafen deutsch-jüdischer Geschichte“

Das Auswanderermuseum BallinStadt zeigt eine Sonderausstellung über deutsch-jüdische Geschichte. Zwischen 1881 und 1914 reisten mehr als eine Million Juden und Jüdinnen über den Hamburger Hafen nach Amerika

Anlass für die Sonderausstellung ist ein Jubiläum. Seit dem Jahre 321, also seit 1700 Jahren, gibt es jüdisches Leben in Deutschland. Immer wieder kam es im Laufe der Geschichte zu Pogromen, Vertreibung, Verfolgung und Ermordung. So suchten zwischen 1881 und 1914 mehr als zwei Millionen Juden und Jüdinnen aus Osteuropa, Russland und Österreich-Ungarn ein besseres Leben in Amerika. Mehr als eine Million von ihnen reiste über Hamburg.

Das Bild zeigt fünf Teller mit unterschiedlichen koscheren Speisen mit einer Erklärung vor einem Wandbild mit jüdischen Auswander:innen.
Beispiele für koschere Speisen. Foto: MG

Der jüdische Geschäftsmann Albert Ballin, Generaldirektor der HAPAG-Reederei, erkannte die Chance und gründete die Auswandererhallen auf der Veddel. Das nennt man heute eine Win-win-Situation. Die Reederei verdiente gutes Geld und die Reisenden waren bis zur Abreise sicher untergebracht. Für alle Menschen, die über die Auswandererhallen der HAPAG auswanderten, war die freie Auslebung der Religion möglich. Die Zubereitung koscheren Essens gehörte dazu und machte die Auswandererhallen in Hamburg bei jüdischen Auswanderern beliebt.

Die Ausstellung gibt Einblick in jüdisches Leben

So ist auch ein Teil der aktuellen Sonderausstellung der Beschreibung koscheren Essens gewidmet. In einem weiteren Raum wird das Innere der ehemaligen Synagoge in den Auswandererhallen dargestellt. Eine Beschreibung einzelner Begriffe, wie z. B. „Menora“ (der siebenarmige Leuchter) wird durch Anklicken angezeigt.

In einem weiteren Teil der Ausstellung wird das Leben von drei bekannten Menschen, die aus Osteuropa über Hamburg in die neue Welt aufbrachen, beleuchtet.
Die russisch-jüdische Schriftstellerin Mary Antin reiste mit ihrer Mutter und den Geschwistern 1894 zu ihrem Vater nach Boston. Der Vater war bereits 1891 aus wirtschaftlichen Gründen aus Russland nach Amerika ausgewandert. Schnell lernt sie Englisch. In einem Brief an ihren Onkel, der später veröffentlicht wird, berichtet sie detailliert über die Abläufe, Routinen und Handlungen während der Reise nach Amerika. Berühmt wird Mary Antin mit ihrer Autobiographie „The Promised Land“.
Auch der Kosmetiker der Stars Max Factor flüchtet mit seiner Familie nach Amerika. Obwohl er in Moskau ein eigenes Geschäft für Kosmetika, Perücken und Parfums hatte, flüchtete er vor dem stärker werdenden antisemitischen Klima in seiner Heimat.
Die Frauenrechtlerin Pauline Perlmutter lebte mit ihren Eltern nach der Ausreise aus Polen in Deutschland. Mit 20 Jahren heiratete sie Joseph Steinem, der einige Jahre zuvor aus Württemberg nach Toledo ausgewandert war. Die Enkeltochter Gloria Marie Steinem setzt das Erbe fort und ist Gründerin und Herausgeberin des amerikanischen feministischen Magazins „Ms“.

Das Bild zeigt drei Musiker der Gruppe Tumbalalaika und im Vordergrund zwei Gäste der Ausstellungseröffnung auf schwarzen Stühlen.
Klezmermusik der Gruppe Tumbalalaika begleitete die Ausstellungseröffnung. Foto: MG

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Ausstellung: BallinStadt – Hamburger Hafen deutsch-jüdischer Geschichte
Dauer: bis zum 30. Dezember 2021
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 10:00 – 16:30 Uhr. Der letzte Einlass ist um 15:30 Uhr.
Achtung! Am 09.11.2021 und 10.11.2021 hat die BallinStadt aus betrieblichen Gründen geschlossen.
Weitere Infos: https://www.ballinstadt.de/kontakt/

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Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

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