Alles sauber in der Fährstraße?

Die Reinigungskosten sind gestiegen. Aber die Stadtreinigung kommt nicht öfter

Der zum Test präparierte Gehweg. Nach mehr als 22 Tagen war der „Fleck“ noch nicht weg. Foto: ein

Vielen von uns ist es wahrscheinlich gar nicht so richtig bewusst: Die Stadtreinigung reinigt die Gehwege vor unseren Türen regelmässig, für die Kosten dieser Reinigung kommen die Besitzer*innen des Grundstücks auf. In den allermeisten Fällen also unsere Vermieter*innen. Aber: Diese geben die Kosten dann über die Nebenkostenabrechnung an die Mieter*innen weiter.

Letzendlich zahlen wir also selbst für die Säuberung der Fußwege. Wer nicht gewissenhaft die Nebenkostenabrechnung prüft, weiß im Normalfall gar nicht, wie oft der Gehweg gereinigt wird und was dafür zu bezahlen ist.

Doch die Kosten für diese Reinigung können je nach Wohnort, je nach Straße, ja sogar je nach Straßenabschnitt sehr unterschiedlich sein: So wird von der Stadtreinigung die Frequenz bestimmt, wie häufig der Gehweg gereinigt werden muss. Im Regelfall ist so eine Reinigung einmal wöchentlich völlig ausreichend, in besonders frequentierten/verschmutzten Straßen kann es aber auch notwendig sein, sechsmal in der Woche den Fußweg zu reinigen.

Fährstraße: Kosten für Gehwegreinigung deutlich angestiegen

In der Fährstraße fiel Mieter*innen eine Kostensteigerung bei der Nebenkostenabrechnung auf und sie gingen der Sache auf den Grund. In der Abrechnung für das Jahr 2022 waren die Kosten für die Gehwegreinigung deutlich angestiegen. Die Stadtreinigung hatte für den Abschnitt der Fährstraße zwischen Mokrystr. und Heinrich-Groß-Str. das Reinigungsintervall von der Stufe 3 (Reinigung dreimal pro Woche) auf die Stufe 5 angehoben. Dementsprechend stiegen die Kosten für die Mieter*innen um 300 Euro pro Jahr.

Keine Begründung erkennbar

Für die Anwohner*innen ist das nicht erklärbar: Weder erschien ihnen die Reinigung notwendig, noch wurde eine regelmäßigere Reinigung festgestellt. Um zu prüfen, ob die angeblich notwendige, regelmäßigere Reinigung überhaupt stattfindet, haben die Mieter*innen zum Test den Gehweg präpariert. Ergebnis: Die tägliche Reinigung, für die die Mieter*innen bezahlen (!), fand nicht statt. Von einem täglich im Einsatz befindlichen Kehrwagen keine Spur – das haben auch andere Anwohnende festgestellt.

Abgestellter Sperrmüll hat nach Aussage der Stadtreinigung ebenfalls nichts mit der Gehwegreinigung zu tun. Auch sonst erscheint dieses Reinigungsintervall für eine ruhige Wohngegend übertrieben: Hier gibt es keine Gastronomie, keine Geschäfte, keine Sitzgelegenheit, die zum Verweilen einlädt. Und auch die Grundschüler*innen werden nicht allzu oft dabei beobachtet, wie sie ihre Kippen vor der Schule auf den Gehweg schnipsen.

Die imaginäre Grenze zwischen Hausnummer 109 und Hausnummer 105

Die Mieter*innen beschlossen, die Sache auf offiziellem Wege anzugehen. Letztendlich konnte aber nur der Vermieter einen Widerspruch einlegen, was er zum Glück auch tat – denn für ihn war die Einordnung in Stufe 5 ebenfalls nicht nachvollziehbar. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die angrenzenden Grundstücke nur einmal wöchentlich (Stufe 1) gereinigt werden. Diese imaginäre Grenze zwischen der Hausnummer 109 (einmal wöchentlich) und Hausnummer 105 (fünfmal wöchentlich) bleibt einfach unerklärlich.

Der Widerspruch des Vermieters wurde abgelehnt; zudem muss er als „Widersprechender“auch noch die Kosten für das Verfahren tragen. Damit wurde die letzte Hoffnung auf ein gutes Ende zerstreut.

Aber die Mieter*innen geben sich noch nicht geschlagen: Sie sammelten Unterschriften und übergaben sie der Stadtreinigung. Mit einer Fotodokumentation, die jetzt ebenfalls der Stadtreinigung vorliegt, wiesen sie außerdem nach, dass Verschmutzungen auf dem Gehweg mindestens 22 Tage lang nicht entfernt wurden.

Von der Stadtreinigung kommt nur der neue Gebührenbescheid

Anstatt einer ernsthaften Prüfung des Sachverhalts durch die Stadtreinigung, kam bisher nur der Gebührenbescheid für das Jahr 2025: Natürlich steigen auch in diesem Bereich die Gebühren. Die Reinigung des Gehwegs kostet in der Stufe 5 nun 3,29 Euro pro Meter. Ein paar Schritte weiter hingegen fällt wohl deutlich weniger Dreck an, hier kostet die Reinigung nur 0,68 Euro pro Meter. Allein für das Haus Fährstraße 105 sind nun jährliche Kosten von 800 Euro statt 122 Euro fällig.

Habt ihr schon mal eure Nebenkostenabrechnung auf diese Gebühren geprüft? Wie nehmt ihr die Reinigung der Gehwege wahr, wie oft findet diese bei euch vor der Tür statt? Schreibt uns gerne eure Meinung in die Kommentare.

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