Neue Schule für 1.500 Kinder

Schulsenator Rabe stellte den preisgekrönten Entwurf für den Gebäudekomplex des Schulcampus im Elbinselquartier vor

Noch geht der Blick vom Vogelhüttendeich aus auf eine Sandwüste am Aßmannkanal. In ein paar Jahren wird hier am nördlichen Rand des Elbinselquartiers der Gebäudekomplex des neuen Schulcampus stehen. Schulsenator Rabe stellte Ende Februar mit Vertreter:innen der IBA und der GMH (Gebäudemanagement Hamburg GmbH) den Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros „h4a Architekten“ vor, das den Wettbewerb für die Planung der neuen Schule gewonnen hatte. Der geplante „Campus“ ist eine Langformschule für 1.500 Kinder nach dem Hamburger Zwei-Säulen-Modell mit Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium auf einem Gelände. Der Campus umfasst rund 16.000 m2  – also etwa die Fläche von zwei Fußballfeldern. Um einen Pausenhof herum sollen nach dem Plan in vier „gestaffelten Baukörpern“ 60 Unterrichtsräume, 17 Fachräume und zusätzliche „flexible Flächen“ für Kunst, Musik und Theater entstehen. Zu den Gemeinschaftsräumen gehören auch eine multifunktionale Aula, eine Mensa und eine Schulbibliothek.

Drei besondere Merkmale

Die Baustelle der neuen Schule, eine große planierte Sandfläche
Noch blickt man auf eine Sandwüste.
Foto: H. Kahle

Drei besondere Merkmale strich Senator Rabe heraus: Die neue Campus-Schule wird eine Schwerpunktschule für Inklusion, d. h. für alle Schüler:innen ohne und mit speziellem sonderpädagogischen Förderbedarf. Schwerpunktschulen sind barrierefrei, haben besondere Ausstattungen und Rückzugsräume und besonderes Fachpersonal in den Förderschwerpunkten. Außerdem soll der Campus schon durch seine Architektur offen zum angrenzenden Stadtteil sein, „ein Ort des Austauschs und der Begegnung im Quartier“ mit einem öffentlich zugänglichen Café. Schließlich soll die Schule eine besondere sportliche Ausrichtung haben.

Auf zusätzlichen 3.200 m2 werden eine Dreifeld- und eine Einfeldsporthalle und ein Gymnastikraum errichtet.
Zur sportlichen Ausrichtung zählt auch die geplante Zusammenarbeit mit dem Wilhelmsburger Ruderclub, der direkter Nachbar der Campus-Schule ist. Der Verein sei grundsätzlich offen für eine Kooperation.
Franziska Schmied-Kowarzik, Geschäftsführerin der „Akademie für Kinder“ GmbH, ist die Gründungsschulleiterin der Campus-Schule. Sie lobte den Architektenentwurf und das Schulkonzept: „Wir schaffen in Wilhelmsburg einen einladenden Ort für Schülerinnen und Schüler, an dem sie ihre Stärken und Interessen entfalten können.“

Die Diskussion im Beirat

Der ganze Gebäudekomplex soll nach jetzigem Stand 80 Millionen Euro kosten. Zur Zeit läuft die Erschließung des Schulgrundstücks. Die Gesamtfertigstellung des Campus ist für 2028 geplant, aber schon 2027 soll in den ersten Gebäuden der Schulbetrieb starten. Unklar blieb in der Präsentation der Einzugsbereich der neuen Campusschule für 1.500 Schüler:innen und auch, wie sich das Gesamtangebot an Schulplätzen zu der erwarteten Kinderzahl in den drei neuen Quartieren verhält. Im Elbinselquartier sind allein 2.100 Wohneinheiten geplant, in die viele Familien mit Kindern einziehen werden. Dazu kommen 3.700 Wohneinheiten im Spreehafen- und im Rathausviertel.
Im Vorfeld der Planungen war die „Schule in den neuen Quartieren“ vor einigen Jahren auch Thema im Stadtteilbeirat und auf einer der „Pegelstand“-Veranstaltungen des Vereins Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg. Neben der Frage, ob nicht zwei kleinere Schulen besser wären, ging es vor allem um die Beteiligung an der Planung. Der Beirat forderte die Einrichtung einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Wilhelmsburger Schulkonferenzen und verwies auf die langjährige, auch hamburgweit beachtete bildungspolitische Diskussion in Wilhelmsburg, in der Konzepte für eine „Elbinselpädagogik“ entwickelt wurden. Die Schulbehörde ist auf diese Forderung nicht eingegangen. Sie hatte sich auf das Modell einer großen Campusschule festgelegt, offen war nur noch die Architektur. Und die Beiratsempfehlung wurde von der bildungspolitischen Basis im Stadtteil auch nicht weiter verfolgt (siehe auch WIR 12/17).

Das Potential des Gebäudes nutzen

Gründungsschulleiterin Franziska Schmied-Kowarzik will in der nächsten Zeit in Zusammenarbeit mit der Schulbehörde, der Gebäudemanagement Hamburg und der Immobilienprojektmanagement GmbH „das Potential des Gebäudes nutzen, um ein zeitgemäßes pädagogisches Schulkonzept umzusetzen“. Die Gestaltung des Schullebens der drei Campus-Schulen und möglicherweise die Diskussion um eine „Elbinsel-Quartier-Pädagogik“ wird dann Sache der neuen Schulkonferenzen sein.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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