Hinter der Leinwand

Ein wenig knüpfen die „Rineuto Lichtspiele“ an alte Kinogeschichte im Reiherstiegviertel an. Passend dazu widmen sie sich zur Zeit mit ihrer Filmreihe „Hinter der Leinwand“ Geschichten rund ums Kino

Plakat zur Filmreihe „Hinter der Leinwand“.
Abb.: Rineuto Lichtspiele

Chris Meyer. Getreu dem Motto „Kino für die Insel ohne Kino“ zeigt der Verein „Mokryhütten“ mit den „Rineuto Lichtspielen“ alle zwei Wochen einen Kinofilm. Das Kino wird im offenen Veranstaltungsraum M1 des Hausprojekts „GoMokry“ in der Mokrystraße 1 veranstaltet. Das M1 befindet sich im Haus direkt neben den ehemaligen „Rialto Lichtspielen“. Darauf nimmt auch der Name Bezug: die „Rineuto Lichtspiele“ neben den ehemaligen „Rialto Lichtspielen“.

Der Verein zeigt Filme, die momentan nicht im Kino laufen und vom großen Publikum auch mal übersehen werden. Dafür baut der Verein, der sich über Spenden finanziert, ein charmantes Sofakino auf. Die Filme sind kleine Reihen, die unter einem bestimmten Thema gezeigt werden. Das aktuelle Thema „Hinter der Leinwand“ widmet sich vor allem Filmen übers Kino.

Passend dazu lief am 13. Februar 2024 als Vorfilm eine Dokumentation von Dennis Albrecht – einem Filmemacher, der sich schon immer für ältere Kinos interessierte – über die „Rialto Lichtspiele“, das letzte Kino Wilhelmsburgs, das bis 2013 am Vogelhüttendeich stand. Dennis Albrecht begleitete den Versuch, das Rialto wiederzubeleben, nachdem das Gebäude jahrzehntelang als Garage benutzt worden war. Der Regisseur stand nach der Vorführung auch Rede und Antwort zu dem Kurzfilm.

Unter der Leitung des Unternehmers Stephan Reifenrath, der das Gebäude 2008 erworben hatte, wurde das Kino wieder betriebsbereit gemacht, wobei das Ziel war, möglichst vieles zu erhalten. Mit dabei waren etwa 20 Freiwillige, die tatkräftig halfen, das Rialto wieder auf Vordermann zu bringen. Die alten gepolsterten Kinosessel wurden abgestaubt und die Decke mit Stuck freigelegt. Die genehmigte Kinolizenz galt für 180 Tage. Doch alle Bemühungen, aus dem Kino eine Kulturstätte zu machen, unter anderem mit Filmklassikern, Lesungen und Konzerten, konnten es schlussendlich nicht vor dem Abriss bewahren.

Am 31. Oktober 2013 lief die letzte Vorstellung und das Rialto musste endgültig schließen. 100 Jahre nach der Eröffnung war die Zeit des einzigen verbliebenen Kinos in Wilhelmsburg vorbei. Das Gebäude wurde abgerissen.

Nach dem Dokumentarfilm zeigten die „Rineuto Lichtspiele“ die englische Komödie „The smallest show on earth“ (UK, 1957) im Originalton mit deutschen Untertiteln. Der Schwarz-Weiß-Film überzeugt mit seinen großartigen Schauspieler*innen und vielen kleinen Gags. Peter Sellers und Margaret Rutherford, Letztere bekannt geworden als Miss Marple in den Verfilmungen der Agatha-Christie-Krimis, gehören zum gutgelaunten Ensemble, das sich im Film als Kinobegeisterte liebevoll um ein altes, verkommenes Kino kümmert. Eine Zeitreise der charmanten Art im Sofakino des M1.

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