Anwohner:innen und Radwegnutzer:innen wurden nicht einbezogen!

Die Bewohner:innen sehen das neue Verkehrskonzept für die Georg-Wilhelm-Straße kritisch. Sie haben einen offenen Brief mit Argumenten und Forderungen an die zuständigen Behörden geschrieben

An den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer/LSBG, Geschäftsführung Dr. Stefan Klotz

Hamburg, 18.01.2022

Betreff: Baumaßnahme Förderung des Radverkehrs; Bau-/Teilbaumaßnahme: Georg-Wilhelm-Straße zwischen Mengestraße und
Pollhornweg

Sehr geehrter Herr Dr. Klotz,
wir sind Anwohner:innen vom Kurdamm/Ecke Georg-Wilhelm-Straße (GW-Straße), und wir sind Radfahrer:innen.
Der extrem schlechte Fahrradweg an der GW-Straße, sowie Lärm und Abgase der Kraftverkehre, sind für uns seit Jahrzehnten ein Problem und eine Belastung.
Deshalb freuen wir uns über die Sanierung der Straße und v. a. über die Neuplanung der Radwege. Dass dazu Bäume abgeholzt werden, müssen wir wohl in Kauf nehmen. Offensichtlich werden ja sogar wieder welche angepflanzt. Aus den Planungsunterlagen haben wir auch erkennen können, dass es mehrere Optionen für die Fahrradwege gab und dass von diesen eine verkehrssichere Variante, sowie auch diejenige ausgewählt wurde, der die wenigsten Bäume zum Opfer fallen.

Was wir bei aller detaillierten Planung total vermissen, ist unsere Einbeziehung als Anwohner:innen und Radfahrer:innen. Es ist uns daher völlig unverständlich, dass diese Planung fast autistisch von den zuständigen Behörden im Alleingang durchgeführt wurde. Zudem geht der Planungsstand offensichtlich gleich in die Umsetzung, sodass wenig Spielraum für weitere Veränderungen besteht. Wir gehen dennoch davon aus, dass unsere Anliegen von Ihnen aufgegriffen werden und unmittelbar in die Umsetzung einfließen können.

Dazu nun unsere Fragen und Anmerkungen:

  • Der geplante Fahrradweg Richtung Süden wird auf die Straße gelegt; er wird 1,85 m, bzw. an einigen Stellen 2,25 m breit werden und hat eine Markierung. Wird diese Markierung durchgezogen sein oder unterbrochen, so dass z. B. der Schwerlastverkehr und der Individualverkehr darüberfahren können? Letzteres könnte eine nicht unerhebliche Gefahr darstellen.
  • Die Ausführungen zu den sog. „Knotenpunkten“ lassen immer noch keine umfassende Sicherheit erkennen, gerade auch in Hinblick auf Radfahrer:innen und im Besonderen auf Kinder und ältere Menschen. Was passiert mit dem Fahrradweg an den Bushaltestellen? Lösen wir uns da in Luft auf, fahren wir auf dem Bürgersteig oder gleich in den Verkehr?
  • Warum werden die Mittelinsel Höhe Ziegelerstraße und – von der Mengestraße kommend – die Linksabbiegerspur in den Kurdamm ersatzlos entfernt?

Wir sind völlig fassungslos darüber, dass für diese Verkehrsplanung eine Verkehrszählung von 2009 zu Grunde gelegt wurde. Inzwischen gibt es u.a. die neue Wilhelmsburger Mitte, den Schlöperstieg, dazu eine Kita. D.h. es gibt eine Zunahme vielzähliger Menschen und Autos. Und, was noch schwerer wiegt: die Verlegung der Auffahrt der neuen Wilhelmsburger Reichsstraße B 75. Dadurch bedingt fahren inzwischen viele PKW ́s aus dem Reiherstiegviertel sowie viele LKW aus den umliegenden Speditionen und Gewerbegebieten nicht den Umweg über die Dratelnstraße, sondern, wenn sie in den Süden wollen oder von dort kommen, gleich die GW-Straße entlang.
Was daraus folgt ist die Frage: Ist die GW-Straße nach dem neuen Fahrradkonzept wirklich sicher? Wir finden nicht! Es geht dabei v. a. um den Fahrradweg auf der Straße Richtung Süden. Denn die vor einigen Jahren eingerichtete und gutgemeinte abknickende Hauptstraße von der GW-Straße – von Süden kommend – in den Pollhornweg wird oft nicht benutzt. Ebenso biegen die vom Norden kommenden LKWs von der Wollkämmerei oft in die GW-Straße ein, anstatt die Schmidts Breite zu benutzen. Wahrscheinlich zeigen zudem die Navigationsgräte die GW Straße als den kürzesten und schnellsten Weg an. Hier müsste direkt Einfluss genommen werden.

Fazit: Der Verkehr auf der südlichen GW-Straße hat in den letzten Jahren insgesamt enorm zugenommen. Anwohner:innen und Radfahrer:innen sind gleichermaßen belastet. Als Radfahrer:in in der GW-Straße neben dem Schwerlastverkehr zu radeln ist alles andere als sicher, denn sie müssen immer in einer Hab-Acht-Stellung fahren. Ist die Sicherheit gewährleistet, besonders bei
Kindern und Älteren, z. B. wenn sich zwei LKWs begegnen? Als Autofahrer:in ist es ebenso schwierig, gleichzeitig alles im Blick zu haben. Die GW-Straße ist mit Schwerpunkt eine Wohnstraße.

Unsere Forderungen sind deshalb:

  • Tempo 30 auf der GW-Straße. Eine Verkehrsberuhigung mit Tempo 30 würde die GW- Straße als Durchgangsstraße unattraktiv machen und damit endlich zur Verkehrssicherheit beitragen.
  • Schwerlastverkehr raus aus der GW-Straße. Mit der seinerzeit veränderten Straßenführung über die Schmidts Breite sollte der Hafen- und Wirtschaftsverkehr von der GW-Straße abgeleitet werden. Allerdings wird diese Route – wie oben beschrieben – vom Schwerlastverkehr häufig nicht benutzt, obwohl es die Hauptstraßenführung ist. Dadurch kommt es weiterhin zu einer erheblichen Belastung durch Schwerlastverkehr in der GW-Straße. Deshalb fordern wir ein Durchfahrtsverbot für LKW, ausgenommen für Anlieger.

Wir hoffen sehr, mit unserem Anliegen auf offene Ohren und Gesprächsbereitschaft zu treffen.

Im Namen der Gruppe
gez.: Marion Frère

Margarethe Stengel, Luise Brejcha, Hein Hocker, Liesel Amelingmeyer, Marion Frère für die Anwohner:innen

Nachrichtlich an:
Presse, Parteien, Senator Anjes Tjarks, Regionalausschuß Wilhbg./Veddel, Beirat, Metin Hakverdi

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