Wohnungslosigkeit: Auch in dieser Ausgabe widmen WIR dem Thema wieder zwei Geschichten. Es ist etwas in Bewegung geraten in den vergangenen Wochen und Monaten: Immer mehr Menschen sehen hin! Und erkennen, dass auch auf Wilhelmsburg eine zunehmende Anzahl von Bewohner:innen ohne festen Wohnsitz lebt, Menschen, die in den Parks und Hauseingängen, in Zelten, Autos oder bei Bekannten auf der Couch übernachten müssen. Und endlich wird öffentlich thematisiert, dass es für die Wohnungslosen auf der ganzen großen Insel keine Notschlafplätze, keine Tagesaufenthaltsstätte, keine Duschmöglichkeit, keine Möglichkeit Wäsche zu waschen und keine kostenlose Mahlzeit gibt.
Zuletzt haben die beiden Straßensozialarbeiter:innen für Harburg und Wilhelmsburg, Ricarda Brinker und Richard Luther, bei einer Veranstaltung in der Sauerkrautfabrik in Harburg zur Situation wohnungsloser Menschen im Hamburger Süden Auskunft gegeben. In unserem Artikel erfahren Sie, wie schwierig die Lage für die Betroffenen tatsächlich ist.
Ein Hoffnungsschimmer ist das neue Projekt der Reiherstieg-Kirchengemeinde “Herzhaft”. Auch darüber berichten WIR in dieser Ausgabe. Erstmals gibt es damit eine Duschmöglichkeit, ein kostenloses Essen und ein Beratungsangebot für Obdachlose. Es steht der Kirchengemeinde gut zu Gesicht, dass sie sich mit einem Projekt für die Ärmsten in den Stadtteil öffnet. Das war überfällig.
Besonders gut gefällt uns an “Herzhaft”, dass alle Bewohner:innen an den Tisch geladen sind, ob bedürftig oder weniger bedürftig. Wir alle, die wir hier leben, sind Nachbar:innen. Niemand soll sich verstecken müssen. Im Gegenteil: Kontakte knüpfen, wo immer es geht – das sollten wir tun! Und wo ginge das besser, als bei einer gemeinsamen Mahlzeit?
Zum Hinsehen rufen auch die beiden Straßensozialarbeiter:innen auf. “Schaut hin! Obdachlose haben weniger Probleme, wenn Menschen hingucken. Wenn viele Menschen mitdenken, hilft es ein bisschen”, appellieren sie. Vielleicht werden die Wilhelmsburger Nachbarschaften das in Zukunft ganz gut umsetzen. Bleibt nur noch die Frage: Wie kriegen wir unsere Bezirkspolitiker:innen der bestimmenden Deutschlandkoalition dazu, endlich auch hinzusehen – und zu handeln?
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