Wer sind WIR eigentlich?

Een echten Zegenbeker*: Düttmol lehrt ji unsen Plattdüütsch-Redaktör Klaus Müller kennen

Klaus Müller im WIR-Büro mit dem „Willi” in der Hand. Foto: S. Clausen

Mien Naam is Klaus Müller un ik wahn nich in Willemsborg. Mien tokümstige Fru un ik mööt 1970 op´t Land ruut, wiel dat in Willemsborg un Harborg keen Wahnung för uns geven de. For de Öllerern: wie kregen keen §5-Schien, de op uns passen de.

Wo wi uns nu een na´n annern vörstellt, is´t an mi to vertellen, woans ik na den Wilhelmsburger InselRundblick kamen bün. Also dat weer so: De letzte Tied vun mien Arbeitsleven heff ik in Frankfurt/Main arbeidt. Dat heet, Mondag flog ik hen un Dünnersdag keem ik wedder trüch na Huus. Den Freedag heff ik in´t Huus arbeidt. Doar heet dat noch nich „Home Office“. Ik nööm dat „Heimarbeit“. Ja, un denn weer´t so wied, dat ik in Rente gahn schull.

Doar stünn mi ja wat vör! Solang ik inne Week annerswo arbeit heff, weern Familie und Hobby an´t Weekenenn. Wenn ik nu to Huus blieven schull, dennso müss ik alle Daag irgendwat üm de Hannen hebben. Wo schall dat her kamen? De Gorden is man lütt. Un de Fruu kümmt mit eern Huusholt bet nu ja ok alleen trecht. Doar mutt ik nich in´n Weg stahn un b´villicht noch klook snacken. Un överhaupt: nu veeruntwintig Stünnen, söven Daag de Week tohoop! Dat harrn wi bet doarhen blots in´n Urlaub hatt. Aver nu elk een Dag?!

Ja, doar füng ik an mi wat to söken! Erst all de Saken, wo ik ja blots „pausiert“ heff. Bi de Freewillige Füerwehr, bi´n Schüttenvereen (ik wahn op´n Dörp). Man doar kunn ik ja nu nich groot ruutkamen. Ik weer ja Rentner. Mien Fruu sleep mi denn mit in´t Sportstudio, doarmit ik nich inrosten kunn. Se nehm mi ok mit in een „Plattdüütsch Runn“ in´t anner Dörp. Un över de Plattdüütsch Runn bün ik denn noch to De Steenbeeker, de Nedderdüütsche Bühn vun Bookholt, kamen. Doar speel ik nu siet 2013 jedeen Fröhjohr in een plattdüütsch Stück inne EMPORE in Bookholt mit.

Dennso heff ik dörch´n Tofall dann WIR inne Finger kregen. Ik bün ja in Zegenbek/Georgswerder opwussen un kumm af un an mol wedder op de Elbinsel. An den Daag weer dat so: Ok wenn ji dat nich glöövt, ik bün vun Hittfeld bit na de St. Petri Kaark över de „Jacobsweg“ pilgert. De geiht natürlich, is doch kloar, ok över de Elbinsel. Ja, un doar heff ik in een Café or een Gemeenhuus den „Wilhelmsburger InselRundblick” leest. Un de WIR hett Lüüd söcht, de mitarbeiden wulln. Na, dat is doch wat för mi!, harr ik mi dacht, nu kunn ik mi noch mal as „Schriever“, as „Journalist“, versöken. Bet doar hen heff ik in´n besten Fall mal Handbökers schreven. Doar bün ik denn hen un heff mi vörstellt. Man dat heff ik gau begrepen: Wenn du nich vör Oort büst, büst du ok nich an de Vertellen. Kümmst jümmers to laat un weest nich noog vun de Nahboarn.

Ja, un denn wull Gerda ophöörn un söcht een, de de Kass övernehm kunn. Doar bün ik nu mit inne Gang. Ok een Tietschrift, de vun Ehrenamtliche maakt ward, bruukt Geld för Meet, Kram in´t Büro, Versekerungen un Geböhrn. De Innahmen kaamt vun uns Maten in´n WIR e. V. un vun de Anzeigen in uns Blatt. Nu maak ik elk een Maand dat sülvige. För mi weer dat nee. Af un an draff ik ok mal´n Rezension or´n lütt plattdüütsch Vertellen bistueern. De fallt mi denn inne plattdüütsch Runn or bi´t Theaterspeelen to. Eegen Geschichten heff ik noch nich tostann kregen. Doar fehlt mi jümmers de „Pointe“.

Blifft blots noch to seggen, dat ik ja ok´n olen Kerl bün. Düsse Zeitung bruukt junge Lüüd, de mit niege Ideen, niege Konzepten un ok niege Techniken inne Tokumst gaht. Een so´n Schritt hebbt wie ja letzt Johr maakt, as wi in´t Internet gahn sünd. Gifft nu keen Poppeer mehr. Man dat gifft ja noch veel mehr Medien, mit de wi uns utenanner setten mööt.

*„Zegenbeker” hebbt se fröher to de Lüüd vun Georgswerder seggt.


Hochdeutsche Übersetzung:

Ein echter Ziegenbeker*: Diesmal lernen Sie unseren Plattdeutsch-Redakteur Klaus Müller kennen

Mein Name ist Klaus Müller. Ich wohne nicht auf der Elbinsel. 1970 mussten meine zukünftige Frau und ich aufs Land rausziehen, weil wir in Wilhelmsburg oder Harburg keine Wohnung fanden. Für die Älteren unter Ihnen: Wir bekamen nicht den passenden §5-Schein.

Im Rahmen unserer Vorstellungen „Wer sind WIR“ ist es nun an mir zu erzählen, warum und wie ich zum Wilhelmsburger InselRundblick gekommen bin. Nun, die letzten Berufsjahre habe ich in Frankfurt/Main gearbeitet. Das heißt: Am Montag flog ich hin und am Donnerstag kam ich zurück. Freitags arbeitete ich von zu Hause aus. Das nannte ich noch Heimarbeit und nicht „Home Office“. Dann kam auf mich die Rente zu!

Nun machte ich mir Gedanken, was ich denn zu Hause anfangen sollte. Der Garten ist nicht so groß. Die Ehefrau hat den Haushalt bis jetzt ja auch ohne mich geschafft. Da muss ich nicht im Weg stehen oder kluge Tipps zur Organisation geben. Und überhaupt: Ab jetzt sieben Tage die Woche 24 Stunden gemeinsam! Das hatten wir in unserer Ehe bisher nur im Urlaub gehabt. Aber nun im Alltag?!

Erst einmal nahm ich alle Aktivitäten, die eine Weile pausieren mussten, wieder auf: Freiwillige Feuerwehr, Schützenverein. Ich wohne auf dem Dorf, da sind alle Bürger in diesen Vereinen. Meine Frau nahm mich mit ins Sportstudio („Du sollst ja nicht einrosten!”) und zu einer Plattdeutschen Runde im Nachbardorf. Aber das war mir alles nicht genug, obwohl aus der Teilnahme bei der Plattdüütschen Runn sogar ein Engagement bei De Steenbeeker, der Niederdeutschen Bühne in Buchholz, entstanden ist. Seit 2013 stehe ich dort in jedem Frühjahr auf der Bühne der Empore in Buchholz und spiele in einem plattdeutschen Stück mit.

Der Wilhelmsburger InselRundblick ist mir durch Zufall in die Finger gekommen. Weil ich in Ziegenbek/Georgswerder aufgewachsen bin, komme ich ab und zu noch mal auf die Elbinsel. Mehrmals bin ich auch den Jacobsweg von Hittfeld zur St. Petri Kirche in Hamburg „gepilgert“. Bei einer der Pausen, im Café oder Gemeindehaus, kam mir der WIR in die Hände. Wieder zu Hause, fand ich den Inselrundblick dann auch im Internet. Ich las einen Aufruf zur Mitarbeit. Na, das ist doch noch einmal was, dachte ich mir. Bisher hatte ich Betriebsabläufe definiert, EDV-Programme zur Unterstützung eingeführt und Handbücher dazu geschrieben. Jetzt könnte ich als freier Journalist die Welt erklären. (Man darf doch noch träumen.) Also habe ich mich bei einer Redaktionssitzung vorgestellt. Die Karriere als Schreiber blieb dann aber aus! Ich habe schnell verstanden, dass ich zu weit weg bin, um aktuell die Geschichten aufzugreifen, die vor Ort gerade wichtig sind.

Aber Gerda wollte aufhören und suchte einen Nachfolger für die Kasse. Die habe ich dann übernommen. Auch eine Zeitung, die von Ehrenamtlichen erstellt wird, braucht Geld für Miete, Ausstattung, Versicherungen und Gebühren. Die Einnahmen erzielen wir aus Mitgliedsbeiträgen und Anzeigen. Monat für Monat immer gleiche Abläufe: Für mich war das neu und herausfordernd.

Dazu darf ich auch ab und zu noch eine Rezension oder eine plattdeutsche Geschichte beisteuern. Die plattdeutschen Geschichten fallen mir meist in der Plattdeutschen Runde oder beim Theaterspielen auf. Zu eigenen Ergüssen hat es noch nicht gereicht. Da fehlt mir immer die Pointe.

Bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich ja auch ein alter Kerl bin. Diese Zeitung braucht junge Leute, die das Konzept „Von Vielen für Alle“ weiterführen und weiterentwickeln. Vielleicht auch ergänzen zu „Von Vielen, für Alle, mit Allen Medien“. Einen ersten Schritt haben wir ja im letzten Jahr getan, indem wir „on line“ gegangen sind. Es gibt inzwischen aber noch einige Medien, mit denen WIR uns auseinandersetzen müssen.

*„Ziegenbeker” wurden bis in die 60er-Jahre Menschen aus Georgswerder genannt.

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