„Tiny Houses“ am Karl-Arnold-Ring

Willkommenskultur wird wieder gebraucht: Auf dem ehemaligen Schulgelände am Karl-Arnold-Ring 11 in Kirchdorf-Süd wird im Januar ein neuer Standort für Geflüchtete aus der Ukraine eingerichtet

Die Anwohner:innen wunderten sich im November über die Bagger auf dem Gelände der ehemaligen Förderschule Karl-Arnold-Ring 11, die vor einem Jahr abgerissen wurde. Sie erfuhren es dann aus dem NDR: „F & W Fördern & Wohnen“ plant, in Kirchdorf-Süd Wohnwagen als Flüchtlingsunterkünfte für bis zu 400 Personen aufzustellen.

In Hamburg werden nach Aussage der Sozialbehörde bis Jahresende mehr als 50.000 geflüchtete Menschen öffentlich untergebracht werden müssen. Viele davon aus der Ukraine. In diesem Winter wird mit einem noch größeren Zustrom gerechnet. Die Stadt ist zur Zeit dabei, Standorte, die nach 2014 als Notunterkünfte für Geflüchtete gedient hatten, zu reaktivieren. So wurde südlich der Elbe die Schulsporthalle an der Dratelnstraße im Oktober wieder als Unterkunft umgerüstet, ebenso die Fegrohalle in Harburg, wo mit Bundeswehrzelten weitere 120 Plätze geschaffen wurden. In der letzten Woche weihte die Sozialsenatorin in Rothenburgsort die ersten mobilen Unterkünfte ein – „Tiny Houses“ auf Rädern, die relativ schnell und flexibel auf neuen Standorten eingesetzt und gegebenenfalls auch wieder abgezogen werden können. Die Stadt, so die Sozialbehörde, stehe vor großen Herausforderungen und komme mit der öffentlichen Unterbringung an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Senat steht aber auch wie schon 2015 in der Kritik. Man habe mit der steigenden Zahl der Geflüchteten aus Afghanistan und der Ukraine rechnen können. Es sei kurzsichtig gewesen, stattdessen Unterkünfte wieder abzubauen, hieß es in der Bürgerschaftsdebatte zur aktuellen Situation. Die Einrichtung des Standortes am Karl-Arnold-Ring passt da ins Bild.

Die Insel hilft

Das Gelände der ehemaligen Schule mit Sandhaufen und Baufahrzeugen. Im Vordergrund die Hohlräume des alten Schukellers
Neuer Standort für Geflüchtete am Karl-Arnold-Ring. Foto: H. Kahle

Den Verein „Die Insel Hilft“ in Kirchdorf-Süd hat die Nachricht von der geplanten Unterkunft sozusagen kalt erwischt. „Die Insel Hilft“ hatte 2014 maßgeblich zur viel beachteten Willkommenskultur auf den Elbinseln beigetragen, mit dem Sammeln von Spenden und der Einrichtung und Vernetzung von Sprachkursen und vielen anderen Unterstützungsangeboten. Zuletzt im vergangenen Februar mit einer Spendensammelaktion für Menschen aus der Ukraine. Aber aktuell stand der Verein eigentlich vor dem Aus. Das Engagement der Ehrenamtlichen war mit der Zeit stark zurückgegangen. Die beiden Vorständinnen Gabi Schultz und Kathrin Schwarz, die die Arbeit des Vereins tragen, wollten eigentlich aufhören und eine Nachfolge war nicht in Sicht. Auf einer Krisensitzung im November wurde aber allen deutlich, wie wichtig „Die Insel Hilft“ in den nächsten Monaten sein wird. Die beiden Vorständinnen erklärten sich bereit, vorläufig weiterzumachen und es fand sich auch ein Kandidat für den vakanten dritten Vorstandsposten.

„Tiny Houses“ am Karl-Arnold-Ring

Bei den im NDR angekündigten „Wohnwagen“ für den Standort am Karl-Arnold-Ring handelt es sich, so Gabi Schulz, offenbar um die oben erwähnten „Tiny Houses“ auf Rädern mit zwei Zimmern, Küche und Sanitärraum. Sie sollten eigentlich schon im November auf dem ehemaligen Schulgelände stehen. Dort müssen jetzt aber erst noch die Hohlräume der ehemaligen Schulkeller, die nach dem Abriss der Gebäude übrig geblieben sind, verfüllt und Fundamente für die mobilen Tiny Houses geschaffen werden.
Ein besonderes Problem wird die Schulen in Kirchdorf-Süd betreffen: Aus der Ukraine flüchten vor allem Frauen mit Kindern. In der benachbarten „Schule An der Burgweide“ und auch an anderen Wilhelmsburger Schulen sind aber nach Aussage der Schulleitungen keine Raumkapazitäten für noch mehr Schüler:innen vorhanden. Die Klassenfrequenzen sind bereits jetzt wegen der vermehrten Zuzüge auf die Elbinseln erhöht worden. Es können demnach also auch keine IVK-Klassen (Internationale Vorbereitungsklassen) eingerichtet werden. Es heißt, die ukrainischen Schüler:innen sollen zunächst Online-Unterricht in ihren Unterkünften erhalten. Dazu müssten sie dann aber dort über Laptops und ein funktionierendes WLAN-Netzwerk verfügen.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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