MINNA+WILLI

MINNA+WILLI möchte „Solo-Selbstständige”, die kurz vor oder im Ruhestand einen Nebenverdienst suchen, an Wilhelmsburger:innen vermitteln, die sich Unterstützung im Alltag wünschen. Beim Start Mitte Juni 2023 waren noch viele Fragen offen

MINNA+WILLI versteht sich als Nachbarschaftsservice. Es ist keine informelle Hilfe unter Nachbar:innen auf Gegenseitigkeit. Das Projekt möchte „Solo-Selbstständigen”, also selbstständig arbeitenden Menschen ohne Mitarbeiter:innen, die auch im Rentenalter einen Teil ihres Lebensunterhalts erarbeiten wollen oder müssen, neue Erwerbsquellen in der Alltags- und Nachbarschaftshilfe erschließen. Vorbild ist der Pariser Concierge-Service „Lulu dans ma rue“. Vor ehemaligen Zeitungskiosken treffen sich dort die Nachbar:innen aus der Straße, tauschen sich aus und unterstützen sich als Solo-Selbstständige mit dem, was sie können.

Trägerin von MINNA+WILLI ist die passage gGmbH. Das Projekt wird unter anderem im Rahmen des Programms „Stärkung der Teilhabe älterer Menschen – gegen Einsamkeit und soziale Isolation“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und von der Europäischen Union mit dem Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) für fünf Jahre gefördert. Kooperationspartner von MINNA+WILLI sind das Bezirksamt Hamburg-Mitte und der Sozialverband SoVD Hamburg. Bei der Vorstellung des Projekts am 13. Juni berichtete MINNA+WILLI-Gründerin Babette Peters über den Stand der Vorbereitungen.

Der mobile Nachbarschaftskiosk

Computersimulation des mobilen Nachbarschaftskiosks. Ein umgebuert Sprinter. Duch die offene Seitentür sieht man eine Büroeinrichtung.
Mit dem mobilen Beratungsbüro unterwegs.
Bild: Minna+Willi

Das Projekt startet in der vierten Juniwoche. Ab dann steht der „mobile Nachbarschaftskiosk” an verschiedenen zentralen Stellen im Stadtteil. Dieses Infomobil ist ein fahrbares Büro, in dem zwei Mitarbeitende des Projekts Interessierte an einem Solo-Selbstständigenjob beraten und dann auch an Nachbar:innen vermitteln, die einen Hilfsbedarf haben, sei es bei der Reparatur eines Wasserhahns oder als Unterstützung beim Einkauf. Dass es Bedarfe nach solchen niedrigschwelligen Dienstleistungen gibt, darin waren sich die Teilnehmenden bei der Vorstellung des Projekts einig. Ebenso, dass es genügend Interessent:innen für so einen Job gibt. Wie viele es dann werden, muss sich zeigen, wenn der mobile Nachbarschaftskiosk im Stadtteil unterwegs ist.

Die „Solo-Selbstständigen” sind beim Projekt nicht angestellt. MINNA+WILLI legt aber die Preise fest und vermittelt die Aufträge. Um den Rest, wie die Abwicklung des Auftrags und die Abrechnung, müssen sie sich selbst kümmern. Sie sind juristisch Einzelunternehmer:innen. Bei den Rechtsfragen, die sich daraus für sie ergeben – zu Versicherung, Zuverdienstgrenzen, zur Rente – stehen die Fachleute des Kooperationspartners Sozialverband Deutschland (SoVD) zur Verfügung. Über die Höhe der Bezahlung für die Dienstleistungen wird bei MINNA+WILLI noch beraten. Angestrebt wird eine Summe, die über dem Mindestlohnniveau liegt. „Wir würden auch gern eine einheitliche Bezahlung für alle Dienstleistungen – egal ob Einkaufshilfe oder Reparatur – einführen, wie sie bei ‚Lulu dans ma rue’ üblich ist,” sagt Babette Peters, „aber wir wissen nicht, ob wir das bei den Kund:innen durchsetzen können.”

Alle Infos zum Projekt finden Sie unter www.minnaundwilli.de
Kontakt per E-Mail an info@minnaundwilli.de

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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