Zu den bestehenden Tanklagern kommen jetzt weitere Lager für flüssiges Ammoniak sowie Wasserstoffverflüssigungsanlagen mit den zugehörigen Nebenanlagen
Schon jetzt gibt es auf der Hohen Schaar viele Tanklager, die als Störfallbetriebe* ausgewiesen sind. Jetzt sollen Importe von flüssigem Ammoniak hinzukommen. Ammoniak besteht aus Stickstoff und Wasserstoff. Zukünftig soll grüner Wasserstoff fossile Energie in Industrie, Schifffahrt, Schwergutlogistik usw. ersetzen. Zum Beispiel wird erwartet, dass 2026 die erste Hafenbarkasse mit Wasserstoff fährt. Erster Bürgermeister Peter Tschentscher erklärte Anfang 2023 im Magazin Gateway: „Wir streben an, ein führender Wasserstoffstandort in Europa zu werden. Wir wollen dazu beitragen, die Energiesicherheit in Deutschland zu gewährleisten und die Dekarbonisierung von Industrie und Wirtschaft voranzubringen.“ Da hatte Peter Tschentscher schon mit Chile, Uruguay und Argentinien eine Zusammenarbeit für eine effiziente grüne Wasserstoffwirtschaft vereinbart. Weitere Abkommen gibt es mit Schottland, den Niederlanden und Kanada. Der Kupferhersteller Aurubis erhielt einen Ammoniak-Container für Testläufe zur klimaneutralen Umstellung der Kupferdrahtproduktion.
Scoping-Termin für neue Anlagen Ende Januar
Jetzt lädt die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) die beteiligten Behörden, die Umweltverbände sowie Expert*innen zu einem Scoping-Termin ein, um relevante Fragen zur Umweltverträglichkeitsprüfung von neuen Anlagen zu besprechen. Die Firma Oiltanking Deutschland GmbH und Co. KG, die am Blumensand bereits ein Tanklager betreibt, plant die Errichtung und den Betrieb eines Ammoniaklagertanks mit einer Kapazität von zirka 55.000 Tonnen. Gleichzeitig plant die Firma Air Products GmbH zwei Wasserstoffproduktionseinheiten und eine Wasserstoffverflüssigungsanlage mit einer verbindenden Rohrleitung. Für die bestehenden Anlagen auf dem Gelände besteht bereits eine Erlaubnis zur Einleitung von Niederschlagswasser und zur Einleitung von gewerblichem und industriellem Abwasser in die Elbe. Unter Umständen wird jedoch eine Anpassung erforderlich.
Konflikte mit anderen Planungen
Die Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) und die BUKEA gaben nach einer Machbarkeitsstudie im März 2022 bereits grünes Licht für eine Elektrolyseanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff am Standort des stillgelegten Steinkohlekraftwerks in Moorburg. Und die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES) plant die Stadtautobahn A26-Ost (WIR 31.12.23), die dann direkt über diesen Anlagen auf der Hohen Schaar liegen würde. Der Naturschutzbund Hamburg (NABU) hat sich für die Wasserstoffplanungen, aber gegen den Bau der A26-Ost ausgesprochen: „So soll beispielsweise in Hamburg die über 20 Jahre alte ,Hafenquerspange’, die A26-Ost, über ein Areal (Hohe Schaar) gebaut werden, das für eine großflächige, klimaneutrale Wasserstoffwirtschaftsentwicklung nach Einschätzung von Wasserstofffachleuten unentbehrlich ist. Der Bau einer 20 Jahre alten Autobahn würde die maximale Ausschöpfung der Möglichkeiten deutlich reduzieren”. Auch aus der Wirtschaft gibt es Warnungen vor einer Autobahn in diesem Bereich, da dadurch die Wasserstoffproduktion verhindert werden könnte. Die BWI hat im Rahmen einer Vorprüfung keine Konflikte festgestellt.
Und was bedeutet das für die Stadtteilentwicklung auf Wilhelmsburg? Bei Störfallbetrieben ist ein angemessener Sicherheitsabstand einzuhalten. Das wirkt sich auch auf die Stadtteilentwicklung aus. So wird das Deutsche Hafenmuseum auf den Grasbrook kommen, weil am Bremer Kai, wo sich in den 50er Schuppen bereits das Hamburger Hafenmuseum befindet, Störfallbetriebe die Planungen verhindert haben (taz nord 21.7.17).
*Störfallbetriebe sind Betriebe, in denen gefährliche Stoffe oberhalb gefährlicher Schwellenwerte gelagert oder verarbeitet werden, und die deshalb besonderen Auflagen unterliegen.