Wer hat Lust Handball zu spielen? Die vierte Damen der SG Wilhelmsburg sucht Mitspielerinnen
Andrea Maestro. Die zwei grauen Putzeimer neben der Seitenlinie verheißen nichts Gutes. Sie sind gefüllt mit eiskaltem Wasser. Trainer Jens Krüger, den hier alle nur Jenner nennen, legt ein Handtuch hinein. „Kühlt euch zwischendurch ab“, sagt er und blickt in die Runde. Neun Frauen stehen im Halbkreis um den 61-Jährigen herum. Es ist 20 Uhr, die Luft ist stickig. In der Ernst-Bertram-Halle in der Krieterstraße staut sich die Hitze des Tages. Manche trinken noch einen schnellen Schluck Wasser. Gleich wird es anstrengend.
„Wenn irgendjemand diese Übung schon einmal gemacht hat, schmeiße ich zehn Euro in die Mannschaftskasse“, sagt Jenner – und dann legt er ein Mensch-Ärgere-dich-nicht-Brett auf einen Sprungkasten. Drei Teams aus je drei Spielerinnen sollen sich bilden. Dann wird gespielt, nach den üblichen Mensch-ärgere-dich-nicht-Regeln, aber mit unterschiedlichen Fitness-Übungen zu jeder Augenzahl. „Zwei; also Liegestütze!“, ruft Lizzy, eine der Torfrauen der vierten Damen der SG Wilhelmsburg, nach dem Würfeln ihrem Team Schwarz zu, bevor sie die Figur auf dem Brett bewegt. Es sind nie viele Durchgänge, nur jeweils fünf, aber zwischen Sit-Ups, Hampelmännern und Cross Crunches merkt man erst, wie lang so eine Partie dauert.
„Hätte ich euch gesagt, dass ihr soundso viele Durchgänge machen müsst, hättet ihr gestöhnt“, sagt der Trainer hinterher. „Mit dem Spiel ist es leichter.“ Jenner nimmt sich viel Zeit für die Vorbereitung der Trainingseinheiten. Kein Training ist gleich. Mal wird zum Aufwärmen Fußball mit zwei Bällen gespielt, dann ein Parcour aufgebaut – früher hätte man dazu wohl Zirkeltraining gesagt – oder am Kreis sitzend an den Würfen von Außen gefeilt. Und natürlich wird auch Handball gespielt. Heute kommt nach dem Brettspiel aber noch eine Frisbee zum Einsatz. Da die Scheibe bei kaum jemandem dorthin fliegt, wohin gezielt wurde, ist das Gelächter groß.
„Egal wie schlecht ich mich vorher fühle, hinterher geht es mir immer besser“, sagt Stephi, Co-Trainerin und eine der Spielerinnen, die am längsten in der Mannschaft dabei sind. Jenner ist es wichtig, dass das Team bei all dem ambitionierten Programm auch Spaß hat. „Ich habe mal von einem Trainer gehört, bei dem war Lachen im Training verboten“, sagt er. „Das geht gar nicht.“
Er sei immer wieder beeindruckt davon, wie gut das Team mitziehe. Trotzdem ist es gar nicht leicht, immer genügend Spielerinnen für die Spiele in der Kreisliga zusammen zu bekommen. In den vergangenen Monaten haben einige Teammitglieder aufgehört – weil sich Arbeitszeiten verändert haben, Umzüge anstanden oder ein anderer Sport lockte. „Wir suchen deshalb Mitspielerinnen, die Lust haben, Handball auszuprobieren“, sagt Jenner. Gut sei, wenn die Interessierten schon Vorerfahrung mitbrächten. „Die Mindestanforderung wäre aber, dass man werfen und fangen kann.“ Und vielleicht die Mensch-ärgere-dich-nicht-Regeln beherrscht. Team Gelb will demnächst eine Revanche.
Kontakt Trainer Jens Krüger (Jenner): j-krueger@t-online.de
Andrea Maestro ist Journalistin und spielt selbst für die vierte Damen der SG Wilhelmsburg.