Groß-Sand – zwölf Wochen nach der Schließung der Notaufnahme

Wilhelmsburg wehrt sich gegen die Schließung des Krankenhauses Groß-Sand. Wie geht es nach Demonstration und Anhörung weiter?

Collage von Schlagzeilen, darunter: Brand im Asklepios Klinikum Harburg
Schlagzeilen im Hamburger Abendblatt: Brand in der einzigen Notaufnahme im Hamburger Süden. Collage: H. Kahle

Seit zwölf Wochen sind Notaufnahme und Chirurgie des Krankenhauses Groß-Sand geschlossen. Am 8. September 2025 trafen sich rund 30 Wilhelmsburger*innen aus dem Aktionsbündnis „Groß-Sand muss bleiben“ im RIA im Vogelhüttendeich. Auf dem Treffen wurde in der Rückbetrachtung noch einmal die hohe Beteiligung an der Demonstration am 15. Juli und das engagierte Auftreten – mit dreißig Redebeiträgen – bei der Anhörung des Gesundheitsausschusses im Hamburger Rathaus hervorgehoben (WIR 20.8.25). Das Auftreten dort habe gezeigt, wie ernst es den Wilhelmsburger*innen mit ihrer Forderung nach dem Erhalt eines „Vollkrankenhauses“ mit Notaufnahme und Chirurgie auf der Elbinsel ist.

„Vor so etwas hatten wir immer gewarnt“

Zwei Ereignisse in den letzten beiden Wochen haben diese Forderung und die Argumente der Wilhelmsburger*innen noch einmal dramatisch untermauert. Beim Großbrand auf der Veddel Ende August gab es sechs zum Teil schwerer Verletzte – es hätten bei dem Explosionsinferno auch mehr sein können. Die Zufahrt zu den Norderelbbrücken war aus Sicherheitsgründen zeitweise gesperrt, es gab ein großes Verkehrschaos, die Krankenhäuser auf der nördlichen Elbseite waren für die Rettungswagen nur schwer erreichbar.

Und am Nachmittag des Treffens am 8. September brannte es in der Notaufnahme des Asklepios-Krankenhauses Harburg. Die Notaufnahme – jetzt die einzige südlich der Elbe – war für mehrere Stunden geschlossen. In der Berichterstattung in der Hamburger Presse über die beiden Ereignisse wurde auf die Brisanz dieser Notsituation, die durch die Schließung von Groß-Sand entstanden ist, verwiesen. Das Abendblatt zitierte den Groß-Sand-Arzt Hans Martin Wismar: „Vor so etwas hatten wir immer gewarnt!“

Zwei Demonstranten mit Schildern. Auf dem linken steht: Großsand sonst Notstand, auf dem rechten: Schließt die Kirche nicht das Krankenhaus
Auch die Verantwortung des Bistums war Thema auf den Demonstrationen. Foto: W. Hopfenmüller

Wie schon in einigen anschaulichen Beiträgen von Groß-Sand-Mitarbeiter*innen auf der Anhörung geschildert, berichtete eine Mitarbeiterin dem WIR, dass auch in den Wochen nach der Schließung noch Notfall-Patient*innen aus Wilhelmsburg an „normalen“ Alltagen im Krankenhaus angekommen seien und nicht mehr notfallmedizinisch versorgt werden konnten.

Von zusätzlichen Rettungswagen noch nie etwas gehört

Große Enttäuschung wurde auf dem Treffen noch einmal über die Reaktion von Gesundheitssenatorin Schlotzhauer auf die Forderungen der Wilhelmsburger*innen geäußert. Sie ging auf der Anhörung auf fast keine der verschiedenen konkreten Vorschläge und Anregungen ein. So mochte sie sich auch nicht mit der kontroversen Einschätzung der Möglichkeiten der Stadt, das Krankenhaus selbst zu übernehmen, auseinandersetzen.

Bushaltestellenschild Krankenhaus Groß-Sand
… und was wird eigentlich aus der Bushaltestelle? Foto: H. Kahle

Zwei Vorschläge von Ausschussmitgliedern für Sofortmaßnahmen für die Übergangszeit griff sie allerdings auf: Sie wollte für die Bereitstellung von zusätzlichen Rettungswagen für die Feuerwache in der Rotenhäuser Straße sorgen. Außerdem wollte sie sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung für eine Notfallzulassung einer Chirurgie-Praxis mit Durchgangsarzt-Berechtigung in Wilhelmsburg einsetzen.

Keine*r auf dem Treffen konnte allerdings sagen, was aus diesen Zusagen geworden ist. Eine Teilnehmerin hat beim Leiter der Feuerwache nachgefragt. Er hatte von diesen zusätzlichen Rettungswagen noch nie etwas gehört. Es sei allerdings auf ihrem Gelände auch gar kein Platz für weitere Fahrzeuge. Auch über das Ergebnis der Bemühungen um die Notfallzulassung war nichts bekannt.

Briefe an den Bürgermeister und den Erzbischof

Eine kleine Gruppe aus dem Aktionsbündnis hatte einen Brief an Bürgermeister Tschentscher geschrieben, mit der Bitte, Groß-Sand zur „Chefsache“ zu machen, und einen weiteren Brief an Erzbischof Heße. Aus dem bischöflichen Büro kam die Antwort, der Bischof sei im Urlaub, und das Büro des Bürgermeisters teilte mit, das Schreiben sei an die zuständige Senatorin Schlotzhauer weitergeleitet worden.

Regionalausschuss zur Zukunft von Groß-Sand

Am 23. September ist die Zukunft von Groß-Sand Thema im Regionalausschuss. Die Sitzung findet im Malteser Campus statt. Sie ist öffentlich und beginnt mit einem halbstündigen Rederecht für Gäste. Unter dem Motto „Es geht um unsere Gesundheit“ ruft das Aktionsbündnis „Groß-Sand muss bleiben“ dazu auf, zahlreich zu dieser Sitzung zu kommen.

Öffentliche Sitzung des Regionalausschusses Wilhelmsburg/Veddel
23. September 2025, Beginn 18 Uhr
Malteser Campus
Krieterstraße 9
21109 Hamburg



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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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