Ein Zeichen des Widerstands setzen

Das geht auch Wilhelmsburg an! Planfeststellungsbeschluss zum ersten Abschnitt der Autobahn A26-Ost in Moorburg ist ergangen. Außerordentliche Bürger*innenversammlung am 23. Januar 2024

Eilmeldung: Die zuständige Straßenplanungsgesellschaft DEGES plant am 26. Januar ganztägig an der S-Bahnhofspassage in Wilhelmsburg vor dem Berta-Kröger-Platz einen großen Infostand zur A26-Ost. Dies kann als Gelegenheit genutzt werden, um ein weiteres Mal die Ablehnung der Autobahn klarzumachen.

„STOP A 26 OST“: Protestaktion mit Regenschirmen des Bündnisses Verkehrswende Hamburg im Juni 2021. Foto: Bündnis

Es ist an der Zeit, den Widerstand gegen die A26-Ost wieder aufzunehmen. Darum lädt der Runde Tisch Moorburg zu einer außerordentlichen öffentlichen Versammlung ein. Daran werden die Vorsitzenden der Naturschutzverbände BUND Hamburg, Sabine Sommer, und NABU Hamburg, Malte Siegert, teilnehmen. Sie werden Fragen beantworten, zum Beispiel zu ihrer potenziellen Klage gegen die umstrittene Autobahn. Auch Vertreter*innen des Bündnisses Verkehrswende Hamburg werden anwesend sein, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Erwartet werden zudem das NDR Hamburg Journal und weitere Medienvertreter*innen.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung wird die Frage stehen, wie es nun weitergeht: Was können die Initiativen und die Bürger*innen tun? Was haben die Umweltverbände vor? Dazu sind alle Menschen herzlich eingeladen. „Kommt zuhauf und zeigt eure Ablehnung des absurden Autobahnprojektes!“, so das Bündnis Verkehrswende Hamburg in seinem Aufruf zur Versammlung.

Erster Planfeststellungsbeschluss erlassen: Geht es jetzt los?

Am 20.12.2023 wurde der Planfeststellungsbeschluss für den ersten Bauabschnitt der A26-Ost erlassen (WIR 31.12.23). Die Bauvorbereitung zu diesem Autobahnabschnitt könnte nun jederzeit starten. „Wir in Moorburg stehen richtig unter Schock“, sagt Lisa-Mia Schaich vom Runden Tisch Moorburg. „Es geht hier nicht nur um ein wunderschönes Dorf mit enormem Ausbaupotenzial. Es geht vor allem um eine Entscheidung, die in Zeiten von Klimakrise und Überschwemmungen absolut nicht mehr zeitgemäß ist!“

Auch Wilhelmsburg ist betroffen

Die A26-Ost soll (im Anschluss an die möglicherweise 2026 fertig gestellte A26-West) von der A7 durch Moorburg und über Wilhelmsburg bis zur A1 führen. Der Bau der Autobahn ist in drei Abschnitte aufgeteilt (6a, 6b und 6c). Der Planfeststellungsbeschluss betrifft den Abschnitt 6a in Moorburg und soll das Baurecht für diesen Abschnitt herstellen. Er hat aber erhebliche Bedeutung für das gesamte Vorhaben der A26-Ost, weil er der Präzedenzfall für die Abschnitte 6b und 6c ist, für die in der Zukunft auch die Planfeststellungsbeschlüsse erlassen werden sollen.

Skizze des geplanten Verlaufes der A26 Ost
Die rote Linie zeigt den geplanten Verlauf der A26-Ost von Moorburg über die Hohe Schaar nach Stillhorn/Wilhelmsburg. Für den ersten Abschnitt, den Abschnitt 6a in Moorburg, ist der Planfetstellungsbeschluss ergangen (rote Linie durchgezogen, nicht mehr gestrichelt).
Karte: Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES), November 2023, A26 Ost, Abschnitt 6a, Feststellungsentwurf, 2. Planänderung

Teuer und sinnlos

Der Autobahnabschnitt A26-Ost ist nicht einmal zehn Kilometer lang, gehört aber mit den veranschlagten Kosten von mehr als zwei Milliarden Euro zu den teuersten Autobahnen Deutschlands. Bei nahezu der gesamten Strecke handelt es sich um sogenannten außergewöhnlichen Straßenbau. Die A26-Ost beinhaltet eine Brücke, die höher als die Köhlbrandbrücke sein wird, ein unterirdisches Autobahndreieck und verschiedene Hochebenen, damit die vielen Bahnstrecken überfahren werden können. Ziel dieser aufwändigen Baumaßnahme ist die Verbindung zwischen der A1 und der A7. „Und das, obwohl eine fast identische Strecke über die marode Köhlbrandbrücke sowieso erneuert werden muss“, gibt Lisa-Mia Schaich zu bedenken. „Wer soll diese beiden Mammutprojekte eigentlich zahlen?!“

Negativer Effekt auf Umwelt und Klima

Auch Umweltverbände wie BUND und NABU schlagen Alarm und prüfen gerade eine entsprechende Klage. Rund 40 Hektar wertvolle Biotopfläche sind durch den Autobahnbau bedroht. Gerade in einer Großstadt sind unversiegelte Flächen mit hohem ökologischem Wert von immenser Bedeutung für die Kühlung und Sauberkeit der Luft, aber auch für die „Schwammfunktion“ bei Starkregen und Hochwasser. Außerdem haben sie große Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt. Die bedrohten Moorflächen sind nicht nur wichtige CO2-Speicher, sondern auch Lebens- und Brutraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. „Die Erde erwärmt sich in rasantem Tempo und wir bauen diese auf allen Ebenen klimaschädliche Autobahn, damit noch mehr Menschen Auto fahren und die Elbbrücken und die Stadt verstopfen?“, fragt Schaich und fordert: „Das Geld sollte aus meiner Sicht lieber für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs genutzt werden, damit auch Menschen ohne Auto in Zukunft mobil sein können.“

Verkehrswende geht anders!

Der NABU schreibt unter dem Hashtag „StopA26Ost“: „Verkehrswende geht anders. Mitten in der Klimakrise frisst sich mit der A26-West bereits eine neue Autobahn durch den Moorgürtel im Hamburger Süden. Doch damit nicht genug: Nun soll auch die A26-Ost gebaut werden. ( … ) Quer durch Hamburg soll mit der A26-Ost eine klimaschädliche und unnötige Autobahn mit drastischen Folgen für Natur und Menschen gebaut werden.“ Der NABU hat eine Online-Petition aufgesetzt. Dort können Sie eine Protestmail an Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher schicken. Hier geht es zur Petition.

Einladung zur außerordentlichen Bürger*innenversammlung
Dienstag, 23. Januar 2024
Beginn: 19 Uhr
Ort: Pausenhalle der ehemaligen Grundschule, Moorburger Elbdeich 249, 21079 Hamburg

Ein Gedanke zu “Ein Zeichen des Widerstands setzen

  1. Solidarische Grüße aus dem Kreis Segeberg, wo wir gegen den Weiterbau der A20 kämpfen, die auch durch Moore und Wälder geplant wurde. Sie würde direkt an Bad Segeberg vorbei, über das Travetal führen und nur 40 Meter an einer Schule vorbei. Leider verbinden viele Segeberger mit dem Bau der A20 eine Entlastung von dem Schwerlastverkehr durch Bad Segeberg. Wir stehen kurz vor dem Abschluss der Planfeststellung.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sigrun Clausen

Wenn sie nicht am Nachbarschreibtisch in ihrer Schreibstube arbeitet oder in der Natur herumlungert, sitzt sie meist am Inselrundblick. Von ihm kann sie genauso wenig lassen wie von Wilhelmsburg.

Alle Beiträge ansehen von Sigrun Clausen →