Ein Reallabor für die Bauwende – zwischen Forschung, Handwerk und Gestaltung – in den Zinnwerken

Das Myzel-Labor ist aufgestellt und die Forschung kann beginnen. Mit der Pilzstube#6 wurde die Einweihung groß gefeiert

Im Dunkeln das Labor mit einer durchsichtigen Front, blau angeleuchtet. Links einige Menschen.
Einweihung des Pilzlabors bei den Zinnwerken. Foto: M. Groß

Das lockte viele Leute an. Und natürlich gab es wie bei jeder Pilzstube in den Zinnwerken ein Pilz an Pils. Das Pilzgericht des Tages: „Tikka Masala Masharoom“ traf auf Glühbier von der Wilhelmsburger Bunthaus Brauerei und Gehopftes von der Heimathafen Brauerei, Erfurt. Mit Schülerinnen der Nelson-Mandela-Schule hatte die Lehrerin Elisabeth Hintze die schönen Lieder: „Stadt Hamburg an der Elbe Auen“ und „Der Baum des Lebens“ zur Eröffnung des Labors eingeübt.

Material wächst – Wissen auch

Martha Starke, eine der „Pilzköpfe“ von MYCO+, und Professor Karsten Schlesier von der HafenCity Universität (HCU) erklärten den Besucher*innen die Vorteile von nachwachsenden Baustoffen aus Myzel bei einer Führung im Labor. Karsten Schlesier hob besonders die Vorteile der Forschungen in den Zinnwerken hervor. Hier seien keine langen Anträge erforderlich. Es entstünde eine Idee und dann würde gemacht. Wie bei allen Projekten in den Zinnwerken üblich, wird möglichst recycelt. Jetzt wurde ein alter Getreidetrockner (WIR 16.4.25) nach Wilhelmsburg geholt und wieder aufgebaut. Die alten Holzbalken wurden geschliffen und geölt, die tragenden Teile restauriert. Die durchsichtige Frontwand ist aus recyceltem Granulat gefertigt. Am Giebel und an den Ecken des Labors wurde dekorative Birkenrinde verarbeitet.

Das Labor funktioniert mit einfachen, energiearmen Prinzipien durch integrierte Regenwassernutzung und natürliche Lüftung. Eine Solartrocknung ist ebenfalls geplant. Zum Wachsen benötigt das Myzel eine sterile Umgebung, eine bestimmte Temperatur und einen genauen Zeitpunkt für den Abbruch des Wachstums, bevor die Früchte, die Pilze, schießen. Studierende der HCU und Schüler*innen aus Wilhelmsburg erforschen gemeinsam das Bauen mit lebenden Materialien von der Kultur bis zum fertigen Prototyp. Es wird untersucht, auf welchem Basismaterial das Myzel besonders gut wächst. Der japanische Staudenknöterich, der wegen seines ausufernden Wachstums überall bekämpft wird, hat sich schon als besonders günstig erwiesen.

Offenes Labor – jeden Donnerstag

MYCEL+ lädt jeden Donnerstag ab 17 Uhr Interessierte zur Besichtigung des Pilzlabors ein. Gemeinsam Forschen, Denken und Bauen oder nur Schauen, jede*r ist willkommen. Das Netzwerk MYCO+ plant Seminare, Schnupperkurse und Schulworkshops. Beim Wintermarkt am 6. Dezember 2025 auf dem Hof der Zinnwerke ist das Labor auch geöffnet. Es können Kerzenständer aus Myzel als Weihnachtsgeschenke gebastelt werden.

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Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

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