Doppelter Grund zum Feiern

2004 als Schulprojekt auf den Elbinseln gestartet, sind die Wilhelmsburger Lesewochen inzwischen ein richtiges Kinderliteraturfestival geworden. Mit vielen Veranstaltungen rund ums Buch, dem großen Vorlesewettbewerb und der Verleihung eines Kinderbuchpreises

„Die Insel liest” seit 20 Jahren! Foto: H. Kahle

Nach dem traditionellen Einzug des langen gelben Papierdrachens aus Kirchdorf-Süd eröffnete die vielfach ausgezeichnete Hamburger Bildungsaktivistin Gloria Boateng den zentralen Lesetag im Bürgerhaus und überraschte erst einmal die über 200 Schüler*innen und Erwachsenen im Saal: Nein, sie sei nicht mit dem Fußballer Jerome Boateng verwandt. Sie sei als zehnjähriges Mädchen aus Ghana nach Deutschland gekommen, habe dann zuerst in Kirchdorf-Süd gelebt und sei als Grundschülerin in die Schule An der Burgweide (damals Karl-Arnold-Ring 13) gegangen. Sie habe immer gern und viel gelesen, und schließlich sei sie eine Deutschlehrerin geworden.

Die Insel liest

Das Projekt “Die Insel liest” fördert nicht nur mit den Lesewochen die Freude am Lesen und Lesenlernen auf den Elbinseln, es ist auch an weiteren Kooperationsprojekten wie dem Vorlesewettbewerb für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ), dem Lesementor:innen-Projekt in Kooperation mit der Universität Hamburg und, seit 2023, am „Netzwerk Lesekompetenz 10+“ von Stadtteilschulen und Bücherhallen aus dem Hamburger Süden beteiligt.

Die Ninjas und Kaiser Ohito

Erster Programmpunkt war, wie in jedem Jahr, die Verleihung des Elbinsel-Kinderbuchpreises. Der vom Forum Bildung Wilhelmsburg vor zehn Jahren eingerichtete Preis wurde bisher von der Preuschhof-Stiftung finanziert. In diesem Jahr erhielt er den neuen Namen Elbinsel-Kinderbuchpreis, ein neues Logo und wird nun von der Bodo Röhr-Stiftung gefördert. Bodo Röhr, der 2016 verstorbene Geschäftsführer der OKTAN Mineralöl-Vertrieb GmbH , war ein bekannter Förderer von Projekten zur deutschen Sprache und Literatur.

Auf einer grünen kleinen insel steht ein aufgeschlagenes Buc auf zwei Beinen mit einem Smily-Gesicht.
Das neue Logo. Illustration: Benjamin Gottwald

Geblieben ist die ziemlich einzigartige Preisjury: Auch in diesem Jahr haben wieder rund 600 Grundschüler*innen von den Elbinseln aus einer Vorauswahl von zehn Büchern nach wochenlangem Lesemarathon das Siegerbuch ausgewählt.
Gewonnen haben 2024 den mit 1.000 Euro dotierten Elbinsel-Kinderbuchpreis die Autorinnen Annett Stütze und Britta Vorbach für ihr Buch „Die Ninjas und der unsterbliche Kaiser“. Es ist die abenteuerliche Geschichte von drei Kindern, die sich als Ninjas auf den Weg machen, um dem despotischen Kaiser Ohito das Handwerk zu legen. Vorjahrssieger Rüdiger Bertram überreichte den beiden Autorinnen den „Wilhelmsburger Plattfisch”. Es fiele ihm schwer, sagte er, sich von dem schönen Wanderpokal zu trennen.

Hochverdienter Applaus

Dann kündigte die Moderatorin den Hauptprogrammpunkt an: den großen Vorlesewettbewerb. Neun Mädchen und ein Junge hatten sich in diesem Jahr in vielen Vorwettbewerben in ihren Schulen für die Endausscheidung qualifiziert. Bevor es losging, lockerte Gloria Boateng das junge Publikum mit Bewegungsübungen noch einmal auf, denn, so sagte sie, „zu langes Sitzen ist ungesund” und immerhin müssten nun alle 45 Minuten lang ganz leise sein und den Vorleser*innen lauschen.

Die Gewinnerin sitzt auf der Bühne und hat ihfren Preis, ein Buch, in der Hand.
Die Gewinnerin Miray Kalayci von der Elbinsel-Schule. Foto: H. Kahle

Die Ermahnung war wie den letzten Jahren fast unnötig. Die Vorleser*innen hatten für ihre jeweils dreiminütigen Vorträge lustige und spannende Bücher ausgewählt und lasen alle so gut und lebendig, dass Junge und Alte im Saal die ganze Zeit gespannt zuhörten. Alle Vorleser*innen erhielten hochverdienten Applaus und eine Urkunde. Die Jury aus Autor*innenen, Pädagog*innen und anderen Bücherfachleuten hatte es sehr schwer, aus den den zehn guten die drei besten Vorleser*innen auszuwählen. Dritte wurde Selma Sayan von der Grundschule Kirchdorf, den zweiten Preis erhielt Taha Yassin Elshinnawi von der Schule An der Burgweide, und Gewinnerin des ersten Preises war Miray Kalayci von der Elbinsel-Schule. Der WIR gratuliert allen Vorleser*innen des Wettbewerbs und natürlich besonders den drei Gewinner*innen.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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