Am Freitag, 10. September 2021, fand im Freizeithaus Kirchdorf-Süd die zweite Corona-Impfaktion statt. Am Tag davor kam das Corona-Infomobil auf den Marktplatz, um Aufklärungsarbeit zu leisten und für den Impftermin zu werben. Sozialsenatorin Leonhard war bei diesem 109. Einsatz des Mobils zu Besuch
Als Blickfang steht der weiße Kleinbus mit den bekannten Virus-Darstellungen und der „Infomobil”-Aufschrift auf dem Marktplatz. Davor ein Infotisch mit Flugblättern in mehreren Sprachen. Mitglieder des Info-Teams in blauen Westen sprechen mit Passant:innen. Das Corona-Infomobil ist eine gemeinsame Initiative des Projekts MiMi-Hamburg (Mit Migranten für Migranten), des Kinderschutzbundes und der Sozialbehörde. Das Mobil fährt seit Anfang 2021 vor allem in „sozioökonomisch benachteiligte Stadtteile”, um mit mehrsprachigen Teams Aufklärung zu leisten über alle Fragen zur Pandemie und besonders zu den Impfungen. Auch an diesem Tag können die Mitarbeiter:innen des Mobils die Bewohner:innen in Kirchdorf Süd in mehr als zehn Sprachen informieren. „Gerade unter Migrant:innen gibt es Unsicherheiten und Ängste,” sagt Senatorin Leonhard. Sei es früher zum Beispiel oft das Gerücht gewesen, Frauen würden durch die Impfung unfruchtbar, stellten sich inzwischen andere Fragen. Es herrsche häufig Unklarheit, ob die Impfung etwas koste, und Asylbewerber:innen fürchteten nachteilige Folgen für ihren Status. Deswegen sei auch die Arbeit des Infomobils so wichtig, um den Menschen klarzumachen: Die Impfung kostet nichts. Man braucht dafür keine Ausweispapiere und auch keine Krankenversicherung. Und die Impfung ist auch nicht an einen Aufenthaltsstatus gebunden. Man muss nur einfach hingehen. „Und die einzige Konsequenz ist,” so die Senatorin, „dass man hinterher besser geschützt ist.”
Aktuelle Impfangebote auf Wilhelmsburg
Die SPD-Bezirksabgeordnete Kesbana Klein weist darauf hin, dass es inzwischen auch auf den Elbinseln immer mehr offene Impfangebote wie die im Freizeithaus gibt (der WIR berichtete). Außerdem starte jetzt die Impfung an den Schulen für Schüler:innen über 12 Jahre und ihre Eltern, so an der Schule Stübenhofer Weg. der Nelson-Mandela-Schule, der Stadtteilschule Wilhelmsburg und dem Helmut-Schmidt-Gymnasium.
Am Tag nach der Infomobilaktion war der Andrang im Freizeithaus Kirchdorf-Süd groß. Vier Impfärzt:innen haben geimpft und beraten. 230 Leute haben sich impfen lassen. Der nächste Impftermin im Freizeithaus Kirchdorf-Süd ist am Sonnabend, 9. Oktober von 17 bis 22 Uhr.
Viel Zeit ist verloren gegangen
Anders als in Bremen war die Tatsache, dass die Pandemie überdurchschnittlich die Armen trifft, in Hamburg lange ein Tabu-Thema. Der große Corona-Ausbruch an der Schule auf der Veddel Ende letzten Jahres und die Öffentlichkeitsarbeit der Poliklinik Veddel rückten zwar ins öffentliche Bewusstsein, dass die soziale Schere auch bei der Seuche einen Unterschied macht. Aber geändert hat sich nicht viel. So wurde ein offener Brief, den die AG Kirchdorf im Mai an die Gesundheitsbehörde mit der Forderung nach einem Impfangebot im Quartier geschickt hatte, nicht einmal beantwortet. Die Inzidenzen auf den Elbinseln sind nach wie vor mehr als doppelt so hoch wie der Hamburger Schnitt. Dass es jetzt auch hier endlich mehr offene Impfangebote gibt, ist gut. Es ist viel Zeit verloren gegangen.