Bei den Bezirkswahlen in Hamburg wurde die Deutschlandkoalition „abgewählt”. Auf den Elbinseln haben SPD und Linke in allen Wahlbezirken zusammen eine deutliche Mehrheit. Die AfD kommt im Wilhelmsburger Osten in einzelnen Wahllokalen auf über 20 Prozent
Nach den Europa- und Bezirkswahlen vor zwei Wochen richtet sich der Blick nach den Demonstrationen und Aktionen gegen Rechts im vergangenen halben Jahr vor allem auf das Abschneiden der AfD. Bei den Bezirkswahlen liegt die AfD in Wilhelmsburg mit 10,2 Prozent im mittleren Bereich nach Harburg, Bergedorf und Wandsbek. Ob ihr Stimmenzuwachs von 2,5 Prozent ohne die „Klare-Kante-Kampagne” höher ausgefallen wäre und ob man hier von einem „Rechtsruck” sprechen kann, lässt sich schwer sagen. Immerhin hat die Rechtspartei bei den Europawahlen in Hamburg im Bundesvergleich mit 5 Prozent ihr „schlechtestes” Resultat erzielt.
Gemischte Ergebnisse auf den Elbinseln
Für die Elbinseln haben die Bezirkswahlen gemischte Ergebnisse gebracht. Insgesamt löst die SPD in Mitte mit 14 Sitzen als stärkste Fraktion die Grünen wieder ab, die einen Verlust von 11 Prozent hinnehmen müssen und mit 21,1 Prozent nur noch 11 Sitze bekommen. Die FDP hat im neuen Bezirksparlament nur noch zwei Sitze und verliert damit ihren Fraktionsstatus. Wie bei den letzten Bezirkswahlen gehen auf den Elbinseln die Ergebnisse je nach Wahlbezirk und teilweise von Wahllokal zu Wahllokal weit auseinander.
Auf der Veddel und im Reiherstiegviertel überholte die Linke mit Stimmenanteilen von 35 bis 44 Prozent deutlich die SPD. Die AfD erhielt hier zumeist unter fünf Prozent der Stimmen. Die Grünen und auch die CDU rutschten in den einstelligen Bereich.
In Kirchdorf-Süd andererseits war die SPD in vielen Wahllokalen mit rund 40 bis über 50 Prozent der Stimmen die mit Abstand stärkste Partei, aber hier hatte auch die AfD in einzelnen Wahllokalen mit bis zu 25 Prozent ihr stärkstes Ergebnis. Als Newcomer zog die Partei Volt mit drei Sitzen ins Bezirksparlament. Sie wird in den Statistiken der Wahlbezirke aber nicht einzeln ausgewiesen sondern nur unter „Übrige” geführt.
Die “Deutschlandkoalition” hat keine Mehrheit mehr
Nur zur Europawahl angetreten war auch die neue Partei DAVA (Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch), die nach Angaben der Stiftung für Türkei-Studien und Integrationsforschung zum Umfeld der türkische Regierungspartei AKP gehört und in der Presse auch als „langer Arm Erdogans” bezeichnet wird. Die DAVA konnte bei der Europawahl laut Presseangaben in zwölf Wilhelmsburger Wahllokalen zweistellige Prozentzahlen erreichen. Zu den Bezirkswahlen kandidierte die DAVA nicht.
Ein Ergebnis der Bezirkswahl ist, dass die sogenannte Deutschlandkoalition von SPD, CDU und FDP mit insgesamt nur 24 von 51 Sitzen keine Mehrheit mehr hat und es auch für Rot-Grün nicht reichen würde. Die SPD muss sich neue Mehrheiten suchen.
Alle Ergebnisse der Bezirkswahl mit den Ergebnissen der einzelnen Wahllokale unter:
https://www.wahlen-hamburg.de/bezirksversammlungswahlen_2024/ergebnisse.html