So eilig hatte es der Frühling dann doch nicht. Pünktlich zu Beginn der Hamburger Skiferien konnten die hier gebliebenen Kinder noch mal feine Schneefiguren bauen. Aber Winterfotos wollen wir dieses Jahr nicht mehr. Wir sind so widerstandsfähig wie die Frühblüher. Die schütteln den Schnee einfach ab und blühen weiter, wenn auch nur ein kleiner Strahl Sonne – die bereits frühlingshaft warm ist – auf sie fällt.
Aber wo sollen wir sitzen, wir menschlichen Frühblüher, um die Frühlingssonne zu genießen? Es gibt ja kaum noch richtige Bänke in unseren Parks und an den Wegen, und wenn, dann sind sie nur noch Ruinen. Zuerst vermuteten WIR: „Die Holzlatten sind wahrscheinlich morsch oder die Gestelle verrostet, bestimmt werden die Bänke nur überholt und dann wieder hingestellt.“ Dem ist aber nicht so.
Die Bänke im öffentlichen Raum werden schon seit einigen Jahren peu à peu abgebaut, und wenn es doch noch mal eine Bank gibt, wird sie durch eine Armlehne in der Mitte geteilt, damit sich da ja niemand drauf legen kann. Warum wird das gemacht? Um Menschen, die sich dort ein wenig häuslich eingerichtet haben oder zum geselligen Alkoholtrinken treffen, zu vergraulen. Menschen, die auf die kostenlose Nutzung der ohnehin immer weniger werdenden öffentlichen Räume angewiesen sind, sei es aus materiellen oder sozialen Gründen oder beidem zusammen. Und da macht man es dann wie mit den Drogenabhängigen am Hauptbahnhof oder den Wohnungslosen in der Einkaufsstraße: Man vergrault sie, statt zu helfen, macht ihnen den Aufenthalt unmöglich. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Es wird immer offensichtlicher, dass Wohnungslosigkeit auch auf Wilhelmsburg ein großes Problem ist. Eigene, Schutz und Hilfe bietende Räume für von Wohnungslosigkeit, Armut oder Drogenabhängigkeit betroffene Menschen gibt es auf der Insel bisher aber nicht. Die LINKE hat jetzt im Regionalausschuss mit einem Antrag für eine ganzjährige Tagesaufenthaltsstätte die Fraktionen der sogenannten Deutschlandkoalition aufgescheucht. Die haben aber parteipolitisches Kalkül über eine bestmögliche Lösung für die Betroffenen gestellt. Das ist beschämend. Lesen Sie alles dazu im Artikel “Ist das Demokratie? – Warum keine gemeinsamen Anträge für sinnvolle Vorhaben?”
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