In einem Projekt der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg haben Schüler im Stadtteil nach noch vorhandenen Flutmarken der Flutkatastrophe von 1962 gesucht und nach verschwundenen Marken geforscht
In der sehr gut besuchten Ausstellung in der Honigfabrik zum Gedenken an die Flut 1962 gab es auch einen Informationsstand zum Thema Flutmarken. Die Flutmarken an Häuserfassaden, die den damaligen Wasserstand dokumentieren, sind ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur. Über die Jahre sind viele davon verloren gegangen.
Eine Gruppe von Sechstklässlern vom Helmut-Schmidt-Gymnasium präsentierte die ersten Ergebnisse eines Projekts, das die Schüler gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg durchgeführt haben. In einem dreistündigen Stadtteilrundgang hatten die Schüler Flutmarken im Stadtteil gesucht, begleitet von Petra Volquardsen vom Radio NDR 90.3 Kultur. Sie besichtigten Orte mit Flutmarken und markierten mit blauem Klebeband an den Häuserfassaden den damaligen Wasserstand. Mit historischen Fotografien erhielten sie zusätzliche Informationen über die damalige Situation. Außerdem führten sie Interviews mit Zeitzeug:innen: „Konnten Sie damals schon schwimmen?” – „Ja, ich denke, ich konnte schon schwimmen, aber das Wasser wäre viel zu kalt gewesen, um lange darin zu schwimmen.”
Das Echo auf die Ausstellung war groß
Auf Tafeln mit vielen Fotos, Ausschnitten aus den Interviews mit Zeitzeug:innen und den Statements der Kinder wurde das Projekt am Infostand präsentiert. „Von mir wäre nichts mehr zu sehen”, wird zum Beispiel ein Schüler zitiert, „vielleicht noch die Mütze, das war’s.”
Die Besucher:innen wurden aufgefordert, auf einem Tisch mit einer großen Karte von den Elbinseln mit kleinen Klebis Orte zu markieren, an denen Flutmarken sind oder waren. „Wer weiß, an welchem Haus eine Flutmarke verschwunden ist? Wer kennt eine, die wir noch nicht kennen?” Schon nach kurzer Zeit waren 14 Orte in Wilhelmsburg und auf der Veddel markiert.
„Das Echo auf das Projekt war auch nach der Ausstellung groß”, sagt Oliver Menk von der Geschichtswerkstatt. Es meldeten sich immer wieder Bewohner:innen, die von bestehenden und verschwundenen Marken wissen. Andere wollten für das Projekt etwas spenden.
Nach den Frühjahrsferien will die Gruppe in einem Workshop mit der Keramik-Künstlerin Carla Binter neue Flutmarken entwerfen und herstellen und diese dann im Stadtteil neu verteilen. Das abgeschlossene Projekt soll anschließend in einer Broschüre dokumentiert werden.