Das Museum mit den meisten Besucher*innen

Viele Besucher*innen beim Start des Hafenmuseums in die neue Saison. Eine Ausstellung zum Thema „Docks“ und Infos zur Rolle der Binnenschifffahrt gaben einen kleinen Einblick in die Struktur des geplanten großen „Deutschen Hafenmuseums “ auf dem Grasbrook. Wann dieses Museum einmal gebaut wird, bleibt weiter unklar

Es war wie in jedem Jahr wieder viel Publikum rund um den Schuppen 50A und auf der PEKING bei der Saisoneröffnung des „Hafenmuseums im Aufbau“, wie es offiziell heißt. Wenn das zweigeteilte große Deutsche Hafenmuseum einmal fertiggestellt ist, werden die 50er Schuppen einer der beiden Standorte sein.
Über 60.000 Besucher*innen hatte das Museum mit dem davor liegenden Viermaster PEKING in der Saison 2023, noch einmal 20.000 mehr als im Jahr davor. Es ist unter den Einrichtungen der Stiftung Historischer Museen Hamburg (SHMH) das Haus mit den meisten Besucher*innen.

ein kleiner grauer eiserner Kran mit zwei großen Zahnrädern und einer großen Handkurbel
Am Kai vor der Halle. Foto: H. Kahle

Beim Rundgang durch die Halle konnten die Besucher*innen eine fast fertige norwegische Fjordjolle bewundern, die Schüler*innen der Harburger Schule Maretstraße und der Stadtteilschule Wilhelmsburg im Museum bauen. Sie konnten sich maritime Objekte wie einen Schiffssteuerstand und die Funktion eines Sextanten erklären lassen. Am Morsetelegrafen in der „Funkbude“ tickerten Kinder ihren Namen fürs Morsediplom.
Am Kai vor der Halle hatten der Schutendampfsauger und der alte Schwimmkran SAATSEE „open ship“ und auf der PEKING wuselten die Besuchergruppen. Dort geht die Rekonstruktion der Inneneinrichtung voran, im Kartenhaus ist sie inzwischen fast fertig, inklusive originalgetreu restauriertem Kapitänssofa.

Blick in die Zukunft

Klaus Staubermann, Gründungsdirektor des geplanten großen Deutschen Hafenmuseums mit dem zweiten Standort auf dem Grasbrook stellte in seiner Begrüßung neue Ausstellungsobjekte vor, die einen kleinen Einblick in die inhaltliche Konzeption des zukünftigen Museums geben. So gab es neue Ausstellungen zur Rolle der Docks und zu den deutschen Binnenschifffahrtswegen. Beides sind Bereiche, die im erweiterten Themenbereich des Deutschen Hafenmuseums eine Rolle spielen werden.

Man konnte beim Rundgang durch die Halle außerdem einen Blick auf den mit Planen abgetrennten hinteren Bereich der Halle werfen, der jetzt noch von der Osse Lagerhaus GmbH genutzt wird, und der in Zukunft nach der Ertüchtigung und Erweiterung des Schuppens 50A zum Museum gehören soll.

Warten auf die Ertüchtigung des Schuppens 50A

Das diese vor fünf Jahren beschlossene und finanzierte Ertüchtigung des Gebäudes immer noch nicht in Gang gekommen ist, ärgert die Ehrenamtlichen vom Verein Hafenkultur e. V., die die Entwicklung des Museums wesentlich mit getragen haben. Die Nachbarschaft von „Störfallbetrieben“ war bisher der Haupt-Hinderungsgrund. Dieses Problem sei jetzt ausgeräumt, sagt Holger Mahler, Vorsitzender vom Hafenkultur e. V. Die Pläne für die Gestaltung der Gesamtfläche lägen auch schon lange vor. Aber jetzt gebe es noch Differenzen mit der Stiftung Hamburg Maritim (SHM) über notwendige Instandsetzungsmaßnahmen am Gebäude, die vor der eigentlichen Ertüchtigung vorgenommen werden müssten. „Das hätte man schon vorher klären können“, meint Holger Mahler. „Wir hoffen sehr, dass es mit den Arbeiten noch in diesem Jahr endlich losgehen kann.“ Ganz aktuell sucht der Verein Freiwillige für den Betrieb der „Kaffeeklappe“ am Eingang der Halle, damit sie auch weiter ehrenamtlich betrieben werden kann.

Der zweite Standort auf dem Grasbrook

Eine Infotafel mit dr Überschrift Binnenschiff Transportmengen. In der Mitte das Foto eines Schiffs. Um das Foto herum in acht kleinen Symbolbildern vrschieden Güter mit Mengenangaben. links unten in einer Klötzchengrafik der Vergleich mit LKW- und Bahn-transportmengen.
Neuer Themenbereich Binnenschifffahrt. Foto: W. Hopfenmüller

Wann mit dem Bau auf dem Grasbrook, dem anderen Standort des zweigeteilten Deutschen Hafenmuseums, begonnen wird, bleibt nach wie vor unklar. Die Verantwortlichen berichten über Entwicklung der Konzeption, zum aktuellen Stand der Planung des Museumsgebäudes äußern sie sich nur vage. Das Ziel sei, so heißt es, die Eröffnung des Museum noch in diesem Jahrzehnt.

Die Bewilligung der Bundesgelder für ein großes Deutsches Hafenmuseum in Hamburg liegt über Jahre zurück. Konzepte für eine räumliche und inhaltliche Erweiterung des bestehenden Hafenmuseums lagen auch vor. Allerdings gingen die Haupt- und Ehrenamtlichen , wie auch nationale und internationale Museumsfachleute davon aus, dass es sich dabei um eine Erweiterung und Ergänzung der historischen 50er Schuppen im Hansahafen handeln sollte, auch um den authentischen Charakter des Museums zu erhalten. Diesem Standort stand dann aber nach Einschätzung der Kulturbehörde und der SHMH die Nachbarschaft von Gefahrgutbetrieben entgegen, die einen größeren Publikumsverkehr nicht zuließen, außerdem die zentrumsferne Lage im Hafen. Am Ende einer jahrelangen Suche nach Alternativen entschied sich die Behörde dann für den Kleinen Grasbrook und die Aufteilung in zwei Standorte.

Der Haken ist, mit dem Standort am Holthusenkai ist der Museumsbau ein Teil der Stadtentwicklungsplanung Kleiner Grasbrook (WIR 20.4.22). Erst wenn diese abgeschlossen ist, gibt es grünes Licht für den Architektenwettbewerb. Die Museumsleute hoffen, dass es Ende dieses Jahres soweit ist. Der zweite Haken ist das Geld. Für Bau und Einrichtung des Museums stehen seit mehreren Jahren 185 Millionen. Euro zur Verfügung. Diese Summe ist nach Aussage von Gründungsdirektor Staubermann nach wie vor „gedeckelt“. Ob bei den ständig steigenden Preisen in der Baubranche in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre das Museumskonzept noch in dem Umfang verwirklicht werden kann, wie es mal geplant war, bleibt offen.

Informationen über das Programm des Hafenmuseums und Führungen auf der Peking unter: www.shmh.de/deutsches-hafenmuseum.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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