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Dreimal wurde die Fertigstellung der Schulzenbrücke seit Sommer 23 bisher verschoben, mit mehr oder weniger skurrilen Begründungen. Jetzt kommt die vierte Verschiebung mit der vierten skurrilen Begründung

Im Juli schrieben WIR zum letzten Mal über die immer neuen Verzögerungen beim Bau der im Vergleich winzigen „Schulzenbrücke” (WIR 17.7.24). Die Fußgängerbrücke Hövelweg, amtlich auch „Brücke F18″, führt über die Dove Elbe und ist für die Anwohner in Kirchdorf eine wichtige Verbindung nach Georgswerder. Seit dem Abriss der alten Brücke im März 2023 haben besonders die Kinder einen großen Umweg zur Grundschule Rahmwerder Straße.

Der zuständige Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) gab für die bisher drei Verschiebungen der Fertigstellung immer neue Begründungen an, wie Probleme bei der Kampfmittelräumung oder Materialengpässe. Und die „unvorhersehbaren Bodenverhältnisse” als Hinderungsgrund sind in Wilhelmsburg fast schon ein geflügeltes Wort. Seit Sommer stehen die Pfeiler als Bauruine der neuen Brücke in der Doven Elbe und die Baustelle ruht.

Technische Regeln nicht eingehalten

Auf den Bericht im WIR (WIR 3.8.23) hat unsere Leserin und ehemalige Lokalpolitikerin der Grünen, Jutta Kodrzcynski, beim LSBG nachgefragt, woran die Verzögerung beim Bau der Brücke läge. Sie hat uns die Antwort in ihrem Kommentar zugeschickt. WIR veröffentlichen sie hier noch einmal, sie ist lesenswert.

Die Baustelle mit dem Bauzaun im Vordergrund. Im Hintergrund die Pfeiler der Brücke
Fertigstellung der Brücke irgendwann 2025. Foto: H. Kahle

Der LSBG schreibt: „Ein Brückenbauwerk wird, egal ob groß oder klein nach technischen Regeln erstellt. Das dient zum einen der Sicherheit aller Nutzerinnen und Nutzer und zum andern der Nachhaltigkeit des Bauwerkes. Die Sicherheit vor Einsturz oder vor vorzeitigem Verschleiß wird z. B. bei der Baufirma, dem Stahlbauer und dem Materiallieferanten geprüft um sicherzustellen, dass z. B. das richtige Material, das richtige Werkzeug oder auch das geeignete Personal eingesetzt wird. Das alles geschieht, damit am Ende ein sicheres und funktionierendes Bauwerk entsteht.

Bei der Brücke F18 über die Wilhelmsburger Dove-Elbe hat der ausführende Stahlbauer die technischen Regeln leider nicht eingehalten. Das wurde von unserer Bauüberwachung festgestellt, was zur Folge hat, dass umfangreiche Nachbesserungen durchgeführt werden müssen, was in diesem Fall mehr Zeit kostet, als der eigentliche Bau bei regulärem Ablauf.”

Und Jutta Kodrzcynski kommentiert: „Wenn es also an der beauftragten Firma liegt, dann frage ich mich, was bei der Ausschreibung der Leistung schief gelaufen ist. Kann es evtl. sein, dass wieder der billigste Anbieter genommen wurde und nicht der wirtschaftlichste? Aus Erfahrung weiß ich, dass es sich rächen kann, wenn nur auf den Endpreis und nicht auf die Qualität des Anbieters geschaut wird.”

„Man kann das nicht mehr ernst nehmen”

Nach der vorletzten Ansage des LSBG sollte die Brücke Ende des Jahres eingeweiht werden. Im Juli schrieben WIR: „Man kann auf die nächste Verschiebung in das Jahr 2025 gespannt sein.” Nun wissen wir, die Fertigstellung wird tatsächlich ins nächste Jahr verschoben, weil „der ausführende Stahlbauer die technischen Regeln leider nicht eingehalten hat”. Einen Fertigstellungstermin nennt der LSBG nicht. In einer Sendung des Hamburg Journals zeigen die Anwohner*innen ihren Ärger und Galgenhumor: „Man kann das nicht mehr ernst nehmen und macht sich inzwischen darüber lustig”, sagt eine Passantin. Und ein anderer Anwohner meint: „Eine Planung kann ich nicht erkennen. Vielleicht feiern wir ja im März das zweijährige Abrissjubiläum der alten Brücke.” Der Fernsehbeitrag fügt noch die neueste Kostenschätzung an: Die ursprünglich 1,5 Millionen teure neue Schulzenbrücke wird voraussichtlich zwei Millionen Euro kosten.

Im Juli hatten WIR vorgeschlagen, die Fertigstellung der Brücke einer Produktionsschule zu überlassen. Aber auf UNS hört ja keiner.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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