105 Aktivist:innen sperrten am 13. Juni 2021 die Kornweide und bildeten mit roten Regenschirmen die Parole „Stop A26 Ost”
Das Bündnis Verkehrswende Hamburg hatte bei der Polizei eine ungewöhnliche Aktion angemeldet. 105 Aktivist:innen standen am 13. Juni für eine halbe Stunde in Höhe der Otto Brenner-Straße auf der extra abgesperrten Kornweide – für ein Fotoshooting. Mit ihren aufgespannten roten Regenschirmen formten sie für ein Drohnenfoto aus der Luft die Forderung „Stop A26 Ost“! Auf einem Info-Blatt zur Aktion hieß es: „Für diesen Bereich läuft derzeit das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt 6c der A26 Ost, die die A7 mit der A1 verbinden soll. An der Kornweide/Ecke Otto-Brenner-Straße ist die Anschlussstelle HH-Stillhorn geplant.
Mit einem erheblichen Verkehrszuwachs mitten durch die Kirchdorfer Wohngebiete wird gerechnet. Und 500 Meter weiter westlich soll die Autobahn durch die Siedlung am Katenweg laufen. Dafür müssten hier mindestens sechs Doppelhäuser Wohnhäuser abgerissen werden. 200 Meter entfernt soll der muslimische Teil des Friedhofs der Autobahn weichen. Mehr als 20 Gräber müssten verlegt werden.“ Die heutige Aktion ist Teil der bundesweiten Kampagne für eine Mobilitätswende mit der zentralen Forderung eines Moratoriums für den Neubau neuer Autobahnen.
Die Folgen für die Anwohner:innen in Kirchdorf und Kirchdorf-Süd
Der Protest gegen den Bau der Autobahn A26 hat im letzten Halbjahr ein größeres öffentliches Echo gefunden, sogar bundesweit. Er war zentrales Thema bei einer Fridays-for-Future-Demonstration und Ende des Jahres erhielt die A26 den „Dinosaurier 2020“, den der Naturschutzbund NABU jährlich „für besonders rückschrittliches öffentliches Engagement in Sachen Natur- und Umweltschutz“ verleiht (der WIR berichtete). Im Zentrum der Proteste stand vor allem das Klima- und Naturthema. Die Folgen für die Anwohner:innen wie hier in Kirchdorf und Kirchdorf-Süd kamen eher am Rande vor.
Doch auch nach dem Teilerfolg der Tunnellösung kommen auf die Bewohner:innen von Finkenriek, Kirchdorf und Kirchdorf-Süd erhebliche Belastungen zu. So wird auch nach den Berechnungen der Planer:innen das Fahrzeugaufkommen in der Otto-Brenner-Straße um 30 Prozent steigen. Bis an den Stübenhofer Weg reicht die „Potenzialfläche für Stadtentwicklung“ längs der Trasse, also die Ausweisung als Bauland für Wohnen und Gewerbe zur Finanzierung des Tunnels. Und im Katenweg sollen für den Bau der A26 sechs Doppelhäuser abgerissen werden. Das hatte die DEGES zu Beginn der Planung vor 12 Jahren noch ausdrücklich ausgeschlossen. Die Bewohner:innen, die hier zum Teil schon aufgewachsen sind, müssen wegziehen. Und die Nachbar:innen, die bleiben können, werden, wenn die A26 nicht noch verhindert wird, für Jahre eine gigantische Baustelle vor der Tür haben. Wie das aussieht, kann man sich schon jetzt auf der Francoper Straße an der Baustelle der A26- West ansehen. Die Regenschirm-Demonstration ist eine gute Aktion, um die Öffentlichkeit auf die Folgen der A26 für die Menschen im südlichen Wilhelmsburg aufmerksam zu machen. Ob die A26-Ost noch verhindert werden kann, wird aber auch davon abhängen, ob die Anwohner:innen in Kirchdorf und Kirchdorf-Süd die Sache selbst in die Hand nehmen.