Von anderen Inseln – heute: Finkenwerder

Wilhelmsburg und Finkenwerder sind in mancher Hinsicht ganz verschieden. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie sind von Norden aus schwer erreichbar

Die beiden Elbinseln Wilhelmsburg und Finkenwerder sind in mancher Hinsicht verschieden. Sie haben eine unterschiedliche Geschichte: Der Name der einen Insel geht auf einen Herzog zurück, der Name der anderen auf einen Vogel. Wilhelmsburg sieht von oben aus wie ein Plattfisch, Finkenwerder eher wie ein Frosch.

Aber beide Elbinseln haben auch eine Gemeinsamkeit: Das Verkehrsproblem. Über die Elbe von und nach Wilhelmsburg und Finkenwerder zu kommen, ist oft sehr schwierig. Wegen des stetig zunehmenden PKW- und LKW-Verkehrs und zahlloser Baustellen sind die Elbbrücken und der A7-Tunnel häufig weniger eine Verkehrsverbindung als eine Staufalle, in der nichts mehr geht. Das Glücksspiel mit der S3 und S31 lassen wir hier einmal aus.

Umso wichtiger ist der Wasserweg. Die Fähre 73 nach Wilhelmsburg und die Linie 62 nach Finkenwerder sind nicht nur bei Touristen beliebt, sondern für Pendler*innen eine unverzichtbare Alternative. Bloß: Auch die Überfahrt mit diesen Fähren ist häufig Glückssache. Auf der Linie 73 fielen in diesem Jahr viele Fahrten aus, weil die Flachschiffe in Reparatur waren (WIR 27.4.23), auf der Finkenwerderlinie fanden nach neuesten Meldungen zwischen Januar und August 5.000 Fahrten nicht statt, vor allem wegen Personalmangels. Dass die Ausfälle neuerdings bei X (vormals Twitter) angezeigt werden, ist nur ein schwacher Trost.

Finkenwerder hat einen Vorteil

In der Karikatur fliegt ein Kleinflugzeug auf den Betrachter zu. Im Fordergrund ein grpnder Buckel als Finkenwerder, links ein Windsack.
Anflug auf Finkenwerder (Symbolbild).

Allerdings hat die Insel Finkenwerder gegenüber Wilhelmsburg einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Sie hat einen Flugplatz. Der Wert dieser Anbindung durch die Luft wurde in der letzten Woche eindrucksvoll demonstriert. Präsident Macron und Bundeskanzler Scholz trafen sich zu der deutsch-französischen Kabinettsklausur nicht etwa im Hamburger Rathaus und fuhren dann mit der Fähre 62 über die Elbe zum Besuch des Airbuswerks, sondern sie kamen beide direkt mit den jeweiligen Regierungsflugzeugen und landeten in Finkenwerder auf dem Airbus-Werksflugplatz.

Die Einrichtung einer regulären Flugverbindung nach Finkenwerder zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur hat die Hamburger Verkehrspolitik bisher nicht im Blick. Dabei machen es zum Beispiel die Nordseeinseln vor: Norddeich, Juist und Wangerooge kann man schon lange mit dem Inselflieger erreichen. Mit Flugplan, festen Tarifen und allem, was dazugehört. Warum also nicht eine Fluglinie nach Finkenwerder einrichten? Man müsste dann zwar zunächst nach Fuhlsbüttel fahren, um auf die Elbinsel zu fliegen. Aber eine solche Flugverbindung könnte die Fähre 62 und den A7-Elbtunnel entlasten. Natürlich müsste für den Flieger dann auch das 49-Euro Ticket gelten, damit diese Verbindung nicht nur den Reichen vorbehalten bleibt. Verkehrssenator Tjarks sollte sich darüber einmal Gedanken machen.

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Hermann Kahle

Hermann Kahle schreibt über Kultur, Schule und für den Kaffeepott

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