Von der Kunst überleben können

Am Abend des 11. August 2023 fand die Eröffnung der Wanderausstellung „Kunst Grenzenlos“ am Malteser Campus St. Maximilian Kolbe statt, in der bis zum 25. August Skulpturen und Gemälde von Menschen mit Fluchterfahrung gezeigt werden

Die Eröffnung von „Kunst Grenzenlos“, geleitet von Sinan Yaman (3. v. r.) wurde besonders geprägt durch die persönliche Erzählung von Raneem Maatouk (2. v. r.)
Fotos: R. Schnieders

Rudi Schnieders. Die Ausstellung hat zwei Schwerpunkte: Einerseits präsentieren professionellen Künstler:innen Werke, die stark von deren eigenem Lebensweg geprägt sind. Daneben sind aber auch unterschiedliche Projektarbeiten von Kindern aus deutschen Flüchtlingsunterkünften zu sehen.

„Ich möchte eine neue Richtung meiner Kunst vorstellen.“ Den Eingangsworten der Künstlerin Raneem Maatouk folgte ihre sehr persönliche Geschichte der Gefangennahme und Folterung in ihrem Heimatland Syrien. Im Gefängnis bemalte sie die Wände mit den Namen ihrer vielen Mitinsassinnen, mit denen sie sich die – schon für eine Person – grenzwertig kleine Zelle teilen musste. Der Gefängnisvorsteher sah ihr Talent und forderte sie auf, ihn zu portraitieren. Allerdings malte sie ihn, wie sie ihn sah.

Die Geschichte Frau Maatouks zeigt zwei große Eigenschaften, die die Ausstellungsstücke besitzen: Einerseits das Therapeutische der Kunstausübung. Frau Maatouk sprach davon, dass die Malerei ihr im Gefängnis dabei half, bei Verstand zu bleiben. Andere Künstler:innen erzählten, dass sie mit ihrer Kunst Ängste und Depressionen bewältigen, die auch von den Umständen der Flucht, der Reise und dem Aufenthalt in Deutschland geprägt sind, oder dass sie sich mit der Kunst selbst Hoffnung machen.

Ein Mann, Schirmmütze und Annorak, steht lächelnd seitlich neben einem großen Bild. Es ist bunt und größtenteils abstrakt, erkennbar sind Mond und Sterne sowie eine große Flasche im Vordergrund.
Der gelernte Künstler Arthur K. lebt in einer prekären Lebenslage in Hamburg. Einige seiner Werke spendete er christlichen Kirchen.

Als zweite große Eigenschaft steckt in den Bildern aber auch etwas Rebellisches. Die Freiheit, die Welt so zu zeigen, wie sie sie sehen, und sich von niemandem unterkriegen zu lassen.

„Das waren Kinder …?“

Eine Frau, die ein oliv-grünes Kopftuch trägt, beugt sich über einen Tisch, auf dem verschiedene Malutansilien stehen. Sie malt auf einem Bild. Ein Kind und 2 Erwachsene gucken ihr zu.
Die Eröffnungsveranstaltung wurde neben den Reden auch von musikalischen Beiträgen und Workshops, wie hier zu traditionellen Maltechniken, begleitet.

Die Werke der Kinder zwischen den größeren Werken haben natürlich einen anderen Anspruch. Aber vor allem die Projektarbeiten der Flüchtlingskinder aus der zentralen Unterbringungseinrichtung in Viersen zeigen höchst beeindruckend, wozu Kinder fähig sind, wenn sie nur richtig gefördert werden. Während der Entstehungszeit der Bilder bekamen sie keinen regulären Schulunterricht. Stattdessen unterrichtete sie einige Monate Sepideh Sadeghi, die selbst mit ihren Werken in der Ausstellung vertreten ist.

Sie brachte ihnen nicht nur die Eigenheiten der deutschen Kultur, sondern vor allem auch das Handwerk der Malerei bei. Die so entstandenen Bilder waren Freitagabend sehr einfach am ungläubig Gemurmelten „Das waren Kinder …?“ zu erkennen, das regelmäßig von Gästen zu hören war, wenn sie das Schild neben den Bildern lasen.

Kunst Grenzenlos“
Wanderaustellung bis 24.08.2023 von 10 und 13 Uhr. Finissage am 25.08.2023 von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Termine und Kontaktmöglichkeiten für Führungen finden sich auf der Ausstellungseite https://www.malteser-werke.de/kunst-grenzenlos.html.

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