WIR stellen die Leiterin der Tafel, Frau Gudrun Toperan-Schmidt vor
„Als er auf die Tafel zu sprechen kam, bekam ich einen Kloß im Hals“, erinnert sich Gudrun Toperan-Schmidt als WIR sie im Deichhaus besuchten. Er, das war Michael Weinreich, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter und Vorsitzender des Regionalausschusses Wilhelmsburg/Veddel. In dieser Eigenschaft überreicht er seit Jahren im Wilhelmsburger „Rathaus“ beim Neujahrsempfang des Regionalausschusses die „Goldene Elbinsel-Ehrennadel“ an Wilhelmsburger:innen und Veddeler:innen für ihr ehrenamtliches Engagement. Unter anderem im Jahre 2016 auch an den ehemaligen Pastor Hildebrand Henatsch, der die Wilhelmsburger Tafel Ende der 1980er Jahre gegründet hat. Nun hat also sein „Baby“, die Wilhelmsburger Tafel, die Ehrennadel bekommen.
Frau Toperan-Schmidt, von allen nur „Gundy“ genannt, nahm die Ehrennadel bei dem Empfang entgegen. Sie war so überrascht, dass sie nur ein kurzes „Danke“ hervorbrachte. Aber sie hat sich sehr über die Anerkennung für die vielen Helfer:innen der Tafel gefreut.
1989 entschied sie sich für den Westen
Gundy wurde 1964 in Parchim geboren und arbeitete dort als Verkäuferin. Nach der Scheidung 1988 kam sie nach dem Fall der Mauer 1989 nach Hamburg. Der Sohn und die Tochter blieben bei der Oma in Parchim. Zuerst arbeitete sie als Verkäuferin bei der Bäckerei Wedemann im Hause Karstadt Harburg. Mit ihrem zweiten Mann bekam sie eine Tochter und einen Sohn und blieb erst mal zu Hause. Einige Jahre nach der Scheidung 1999 machten Gundy und ihr Mann den Versuch, wieder zusammen zu leben. Die Nachzüglerin Anchali wurde geboren. Aber es klappte nicht. Mit Anchali (19) und der nächst älteren Tochter Alina (26) lebt Gundy zusammen.
Die Tafel wurde ihr „Baby“
Im Jahre 2007 wurde es ihr dann zu Hause zu langweilig und sie meldete sich arbeitslos. Ein Jahr später hat sie dann bei der Tafel Wilhelmsburg als 1-Euro-Jobberin angefangen. Sie hatte aber nicht vor, länger als ein Jahr zu bleiben. Aber seitdem ist die Tafel auch ihr „Baby“ geworden und es macht ihr immer noch Spaß. Das erkannte auch Pastor Henatsch, der sie 2012 als Leiterin vorschlug. Bis zu seinem Tode hat er den Kontakt gehalten. Sie musste ihm versprechen, alles in Ehren zu halten.
Die Organisation muss klappen
Seitdem ist sie für die Organisation der Tafel zuständig: Einteilung der vielen Ehrenamtlichen, der Tagwerker (angestellt von der passage gGmbH, Einsatzort Tafel) und der drei Stellen nach §16i (Bezahlung durch das Jobcenter). Die fünf Fahrer müssen wissen, wo sie Ware abholen sollen. Es werden aber auch Bedürftige beliefert, die nicht selbst ins Deichhaus kommen können.
Ein umfangreiches Aufgabenfeld, das vollen Einsatz erfordert. Das ist kaum in der Arbeitszeit, die Anfang des Jahres auf 40 Stunden aufgestockt wurde, zu schaffen. In der Freizeit spielt Gundy Darts. 2017 hat sich bei der Tafel ein Darts-Verein gegründet. „Das Schöne ist, dort sind auch Spieler:innen von außerhalb“, meint Gundy. Sie spielt außerdem bei den St. Pauli Darts. Und in den Ferien freut sie sich über den Besuch von ihren fünf Enkelkindern.