Das Bahnhofsviertel, das bestehende und das Neue Korallusviertel

Wie gestaltet man Quartiere so, dass sich alle Menschen wohlfühlen?

Lageplan des RISE-Gebietes. Der Umriss ist rot eingezeichnet. Oben bis an die Dove-Elbe, unten einschl. Haus der Jugend.
Grafik: Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung, Hamburg-Mitte

Seit 2019 ist das Quartier Fördergebiet im Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE). Im Juli 2022 wurde der Quartiersbeirat Wilhelmsburg-Ost gegründet und Interessierte können sich im Stadtteilbüro in der Thielenstraße über die Planungen informieren. Nach einem Werkstatt- und dem üblichen Beteiligungsverfahren hatte der Quartiersbeirat Wilhelmsburg-Ost am 25. Januar 2023 zu einer Sondersitzung in das Haus der Jugend, Krieterstraße, eingeladen. Die Veranstaltung war gut besucht. Bei sehr sparsamen Temperaturen saßen fast alle in Winterjacken und -mänteln in der Sporthalle und lauschten interessiert Enno Redeker vom Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, Bezirk Hamburg-Mitte. Er stellte das „Integrierte Entwicklungskonzept“ (IEK) für das Fördergebiet Wilhelmsburg-Ost (Korallus- und Bahnhofsviertel) vor. Er erläuterte: „Es geht darum, die Lebensqualität für die Bewohner zu verbessern und das Miteinander zu stärken.“ Das gesamte Entwicklungsprogramm ist bis 2026 geplant, wird sich wohl aber wegen der Pandemie verlängern. Ein weiteres RISE-Gebiet ist zur Zeit auf der Veddel. RISE ist ein Programm zum Einsatz von Fördermitteln für die im IEK entwickelten Maßnahmen.

In allen städtischen Gebieten mit besonderem Förderbedarf sind die Ziele ähnlich: Wachstum und nachhaltige Erneuerung, Gestaltung lebenswerter Quartiere

Ein Hochhaus mit 13 Etagen. Zwei Eingänge mit Vordach. In der oberen Hälfte sind kahle Zweige eines Busches oder Baum vor dem Haus.
Hochhaus im Korallusviertel. Foto: Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung, Hamburg-Mitte

Zur Gebietsentwicklung gehört auch, dass es mehr wohnungsnahe Frei- und Spielflächen geben soll. Das Bahnhofs- und das Korallusviertel sollen mit einem Boulevard verknüpft werden. Die vorhandenen Gewässer werden aufgewertet und als Treffpunkte gestaltet. In den Blockinnenbereichen wird der alte Baumbestand erhalten.
Aus dem Publikum kam der Hinweis auf den Zustand der Wettern, die für die tiefliegende Insel Wilhelmsburg lebenswichtig sind. Enno Redeker versprach, dass der Zustand verbessert werde und auch die Pflege für einige Zeit zugesagt werden könne.
Das größte Problem im Viertel ist wohl die Parksituation. Es sind Quartiersgaragen geplant. Da eine 30er-Zone ausgewiesen wird, wird es keine Radwege geben, aber insgesamt sollen der Fuß- und Radverkehr gefördert werden. Eine Herausforderung wird die Umgestaltung der Kreuzung Thielenstraße-Krieterstraße-Bei der Windmühle-Schönenfelder Straße. Die Zahl der Kleingärten im Norden des Gebietes wird von 100 auf 70 reduziert, so dass noch Wohnungsbau „eingeflochten“ werden kann. Die Dove-Elbe wird an das Viertel angeschlossen.
Im sozialen Bereich wurden noch Wünsche nach Sprachunterricht, Anlaufstellen für Menschen in Not, Treffpunkte für Frauen, mehr Integration und kulturelle Angebote genannt. Begrüßt wurde die Einrichtung des Interkulturellen Gartens gegenüber dem Gemeindehaus und die Hoffnung geäußert, dass die bestehende Gruppe zusammen bleibt.
Der Kirchenstandort wurde aufgegeben. An dieser Stelle findet eine städtebauliche Entwicklung mit Wohnen und sozialen Einrichtungen sowie Gewerbe statt. Der Weg zum Berta-Kröger-Platz soll attraktiv gestaltet werden.

Wird die Brache an der Parallelstraße nun bebaut?

Hinter einem Bauzaun im Vordergrund ist ein breiter Pfad mit kahlem Boden. Rechts ist Gras und im Hintergrund Bäume mit einem Hochhaus ganz hinten. Oben blauer Himmel.
Brache an der Parallelstraße. Foto: M. Groß

Enno Redeker erklärte zu dem Neuen Korallusviertel: „Das Gebiet ist fertig geplant. Wenn die Baupläne entschieden sind, beginnt die Bauphase. Wir gehen davon aus, dass es klappt.“ Es sollen 436 Wohnungen mit 194 Stellplätzen entstehen. Das Gelände wurde voriges Jahr von der Empira-Gruppe gekauft. Laut der Immobilienzeitung (IZ) ein „klassischer Investmentmanager“. Die Projektentwicklungen werden über die hauseigene Projektsteuerungsfirma abgewickelt. Allein in Deutschland sind das aktuell rund 30 laufende Bauvorhaben im Gesamtwert von knapp fünf Milliarden Euro. Insgesamt arbeiten mehr als 200 Menschen für den Konzern.
Das hört sich ja so an, als ob der Bezirk Hamburg-Mitte dieses Mal die richtige Entscheidung getroffen hat.

Enno Redeker betonte mehrmals, dass das IEK (die Kurzfassung finden Sie hier) fortgeschrieben wird. Auch kleine Projekte können nachgereicht werden. Alle Ergebnisse fließen in die Planung ein. Jetzt geht das Entwicklungskonzept an alle beteiligten Behörden. Schließlich wird am 1. März 2023im Stadtplanungsausschuss darüber beraten und am 24. März erfolgt der Beschluss in der Bezirksversammlung. Aber auch danach können noch neue Projekte und Projektideen aufgenommen werden.

3 Gedanken zu “Das Bahnhofsviertel, das bestehende und das Neue Korallusviertel

  1. Ich hoffe, das Projekt beginnt in Kürze und es wird ein freundlicheres Bild im Ganzen entstehen in dem Viertel, vor allem, was die ganzen Probleme mit den nicht genügend vorhandenen Parkplätzen angeht. Die Thielenstraße 1 ist diesbezüglich ganz extrem, durch haufenweise in 2. Reihe parkende und generell in großer Zahl parkende Autos durch vor allem Nicht-Anwohner in der Straße, die die Cafés und den Dönerladen gegenüber besuchen und ihre Autos über längere Zeit parken. Ein familienfreundlicheres Gesamtpaket ist in diesem Viertel sehr wünschenswert – für alle Familien, die so etwas zu schätzen wissen.

    1. Schuld daran ist m. E. auch der viel zu lockere Umgang der Polizei mit den Parksündern. Anwohnern kann man in der Regel nur schwer einen Vorwurf machen, aber wer mit dem Auto anreist, um eines der Cafes zu besuchen, im Bewusstsein, dass er zweite Reihe parken MUSS, weil in aller Regel kein Parkplatz zur Verfügung steht, handelt mMn mit Vorsatz und müsste rigoros abgeschleppt werden.

      Die Polizei drückt da, auch auf explizite Meldung hin, lieber ein Auge zu.

      1. Die Polizei hat angst die falschparker zu ermahnen und strafzettel zu verteilen die kommen zu hauf rausgerannt und erzählen denen das die gerade dort erst geparkt hätten. die polizisten wollen deeskalierend wirken wahrscheinlich und halten auch nie abends in der thielenstr. 3 an um falschparker einen strafzettel zu verteilen. die polizei sieht das problem in wilhelmsburg meint man auch nicht so dramatisch, es interessiert die schlichtweg nicht. das PK 44 in wilhelmsburg hat auch negative schlagzeilen mit rassismus gemacht in der vergangenheit.
        die rezensionen sind deaktiviert auf googel,wahrscheinlich hat das polizeirevier wilhelmsburg zu viel negative kritik abbekommen und das stört die dann wohl.
        diesbezüglich gibt es berichte auf google.
        vielleicht ist dies auch ein großer anhaltspunkt warum die polizei keinen respekt und kein vertrauen bekommt ?!

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Marianne Groß

... ist Gründungsmitglied des Wilhelmsburger InselRundblicks e. V. Sie berichtet – soweit möglich – über alles, was sie selbst interessiert und hofft, damit die Leser*innen nicht zu langweilen. Dazu gehören die Veränderungen im Stadtteil, Ökologie und Kultur. Zusammen mit ihrem Mann kümmert sie sich um den großen Garten und liebt es, Buchsbäume zu schneiden.

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