Ein bisschen Fähre

Vom 18. November bis 6. Dezember 2024 wird der St. Pauli Elbtunnel, bekannt als „Alter Elbtunnel”, vollständig gesperrt. An vier Tagen weitet die HADAG deshalb das Angebot der Fährlinie 75 aus

Am 30. Oktober erreichte die Hiobsbotschaft die Wilhelmburger Pendler*innen, die täglich zu Fuß oder mit dem Rad die Elbe gen Landungsbrücken überqueren per Bild in einer Telegram-Gruppe: Die fast dreiwöchige Schließung des Tunnels sei notwendig, um Sanierungsarbeiten an der Weströhre des Tunnels durchzuführen. Ein neuer Fahrbahnbelag werde eingebaut, und das Material, das zur Abdichtung verwendet wird, verursache gesundheitsschädliche Dämpfe. Um die Passant*innen vor diesen Dämpfen zu schützen, werde der Tunnel während der Arbeiten komplett gesperrt, so die Hamburg Port Authority (HPA).

Umgehend schrieben die Fährnutzer*innen E-Mails an die HADAG oder riefen gleich an, einige schrieben Anjes Tjarks (Bündnis 90/die Grünen), Senator für Verkehr und Mobilitätswende der Stadt Hamburg, an. Ihr Vorschlag: „Kann nicht in der Zeit die Fähre öfter und auch am Wochenende zwischen Ernst-August-Schleuse und Landungsbrücken fahren?” Manche Pendler*innen sprachen auch die Mitarbeiter*innen an den Lastenaufzügen an. Diese versprachen, sich ebenfalls für einen verstärkten Fährverkehr in der Zeit der Tunnelsperrung einzusetzen.

Viel Hoffnung bestand jedoch angesichts der sowieso schon oft ausfallenden Fahrten der Linie 73 nicht. Es herrscht Personalnotstand bei den Schiffsführer*innen, genügend flache Fähren, die unter der Argentinienbrücke hindurchpassen, gibt es ebenfalls nicht (WIR 15.5.24). Auch Tjarks dämpfte die Erwartungen: „Ich schaue mir das gerne an, aber die Hoffnung ist da nicht so groß, weil wir bei der HADAG bekanntlicherweise erhebliche Personalprobleme haben, die schon dazu führen, dass wir auf den Stammlinien zu viele Ausfälle haben.”

Linie 75 an den Wochenenden verstärkt

Am 5. November verkündete ein Mitarbeiter der HADAG dann: „Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die Linie 75 am 23., 24. und 30.11. sowie am 01.12. wegen der Sperrung des Alten Elbtunnels ersatzweise stündlich eingesetzt wird. Die Fahrten finden jeweils zur vollen Stunde ab Landungsbrücken (erste Abfahrt 07.00 Uhr, letzte Abfahrt 19.00 Uhr) und um viertel nach ab Steinwerder (erste Abfahrt 07.15 Uhr, letzte Abfahrt 19.15 Uhr) statt. Von Montag bis Freitag stehen die regulären Abfahrten der Linie 75 ab Steinwerder und die Abfahrten der Linie 73 z. B. ab Theater im Hafen zur Querung der Elbe zur Verfügung. Bitte informieren Sie sich in der Fahrplanauskunft des hvv (www.hvv.de) über aktuelle Abfahrtszeiten.”

Janwillem van de Loo, Beisitzer der Regionalgruppe Wilhelmsburg-West der SPD Hamburg, freute sich in der Telegram-Gruppe über den Erfolg des kollektiven Einsatzes, für den auch die Wilhelmsburger SPD-Abgeordneten in der Fraktion interveniert hätten.

Insgesamt machte sich dort aber schnell Ernüchterung breit: „Les’ ich das falsch? Die 73 fährt doch wie gehabt und nur die 75 kommt an den genannten Tagen stündlich oder? Also keine zusätzlichen Fahrten von Ernst-August-Schleuse?”, schrieb zum Beispiel Lottje. Van der Loo räumt ein: „Jup genau, deswegen ist es auch wichtig, weiterhin die Forderung nach dem Ausbau der 73 hochzuhalten. Wobei ich finde, es müsste noch viel weiter gehen.

Hamburg müsste die enorme Attraktivität von mehr Fährverkehr allgemein sehen – gerade im Hinblick auf die ganzen vielen Neubaugebiete die südlich der Norderelbe entstehen (Grasbrook, Wilhelmsburger Rathausviertel, Elbinselquartier, Spreehafen usw.)! Historisch war das ja eigentlich auch so, da sind Millionen Menschen im Jahr mit der Fähre gefahren, die bis nach Harburg usw. ging. ‚Elb-Metropole‘, finde ich, heißt eben auch ‚Fähre-Stadt Hamburg‘.”

Mit Hinblick auf den Kampf um den Wilden Wald gibt es einen Einwand: „….es wird kein Spreehafenquartier geben!”

Nach Nikolaus gehen die Sanierungsarbeiten weiter. „Nach Abschluss der Abdichtungsarbeiten werden Asphaltierungsarbeiten durchgeführt, die zwar eine Geruchsbelästigung verursachen können, jedoch keine gesundheitlichen Gefährdungen darstellen. Der Tunnel wird ab dem 6. Dezember 2024 um 20:00 Uhr wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein”, schreibt die HPA.